Spritz – nichts für Querleser

Wenn Kinder lesen lernen, dann fahren sie oft mit dem Finger die Zeile nach. Die Firma Spritz aus Boston geht noch einen Schritt weiter und möchte mit einer neuen Technologie das Lesen revolutionieren (sprich: beschleunigen). Und ich frage mich: Muss das sein?

Der Finger, mit dem wir uns als Kinder beholfen haben, um nicht in der Zeile zu verrutschen, wird ersetzt durch den ORP oder Optical Recognition Point. Den suchen wir uns beim Lesen sowieso, bei Spritz werden wir einfach mit der Nase (okay, mit dem Auge) darauf gestossen. Wort für Wort wird der Text im sogenannten «Redicle» angezeigt, der ORP ist dabei rot markiert und durch vertikale Linien gekennzeichnet. So nimmt der Leser mit einem Blick ein ganzes Wort (bzw. bis zu 13 Zeichen) wahr, lästiges und oh so zeitraubendes Scannen der Wörter bleibt dem gestressten Leser von heute erspart.

Konzentration, bitte

Auf http://learn2spritz.com/ können Sie es selber testen, und eines lässt sich nicht verleugnen: es funktioniert. Bis zu 1000 Wörter pro Minute sind möglich. Das heisst, Sie hätten Harry Potter und der Orden des Phönix in 10 Stunden lesen können. Blinzeln ist dann allerdings verboten!

Qualität statt Quantität

Unser Motto bei Supertext lautet: Wir machen Ihren Kunden eine Lesefreude. Und die geht bei mir definitiv verloren, wenn ich in ein kleines Kästchen starre, nicht mehr selber bestimmen darf, ob ich einen Abschnitt überspringen oder nochmal lesen möchte. Ich hatte ab einer bestimmten Geschwindigkeit ausserdem das Gefühl, dass ich den Text zwar lesen konnte, aber nicht mehr verstanden habe. Schade, finde ich. Und Sie?

Bild: Screenshot spritzinc.com



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