Die Qual der Quote

Supertext ist frauenfreundlich. Aber wie sieht es sonst in der Schweiz aus? Brauchen wir eine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote?

Bei Supertext haben wir eine Frauenquote von 42.85 Prozent. Wenn wir unseren Blick über die verschiedenen Abteilungen schweifen lassen, können wir gar höhere Quoten erkennen: Die Projektleitung ist zu 100% in weiblicher Hand, das Sprachmanagement zu 75%. Die IT-Abteilung besteht aber zu 100% aus Männern und in der Geschäftsleitung sind auch keine Frauen vertreten. Die Quizredaktion und der Blog sind ebenfalls nur von Männern betreut. In unserem Fall bedeutet das nicht viel: Wir sind genau 14 Leute, drei davon (alles Männer) haben das Unternehmen gegründet und führen es. Von den restlichen elf Personen sind sechs Frauen. Alle in leitender Funktion.

Die Opferquote

Die Diskussion zur Frauenquote ist momentan in vollem Gange, weshalb ich die Quote bei uns ausgerechnet habe. Doch brauchen wir in der Schweiz überhaupt eine Frauenquote? Die Gegner (und Gegnerinnen) argumentieren, dass eine Quote etwas künstliches ist und man so als Frau in die Opferrolle gedrängt wird. Oder dass die unternehmerische Freiheit leidet, wenn man nicht mehr selbst entscheiden kann, wen man einstellt. Auf der anderen Seite heisst es, dass es die Quote braucht, um einen Anfang zu schaffen, denn auf freiwilliger Basis passierte nichts. Und das stimmt: In den Chefetagen der grössten Schweizer Unternehmen sitzen immer noch mehr als 90% Männer. Obwohl man schon lange über Gleichstellung redet. Und das wird auch noch zu lange so bleiben, wenn es keine gesetzlichen Vorgaben gibt. So kann man die Quote als Beschleuniger sehen, als Initialzündung.

Am richtigen Ort einsetzen

Wichtig ist es, die Quote geschickt einzusetzen. Am besten im mittleren Kader, damit dann mehr Kandidatinnen für das obere Kader bereitstehen. Automatisch sozusagen. Auch müsste man sich überlegen, in welchen Branchen die Quote Sinn macht und in welchen nicht. Diese Gedanken geordnet, kommen wir zur Lohngleichheit, damit Mann und Frau sich zu gleichen Teilen um ein gemeinsames Kind kümmern können. Zum Beispiel. Oder einfach, weil es fair wäre. Denn Frauen verdienen durchschnittlich immer noch ein Fünftel weniger als Männer (Stand 2010). Und das in einer Gesellschaft, in der die Frauen schon seit 40 langen Jahren das Stimm- und Wahlrecht haben.

Frauen sind die besseren Unternehmer

Supertext wurde von drei Männern gegründet. In der Schweiz ist es eine Tatsache, dass mehr Männer als Frauen Unternehmen gründen. Würden mehr Frauen Unternehmen gründen, hätten sie von Anfang an eine Führungsposition inne. Wieso nicht hier ansetzen? Man sagt, dass Frauen besser in der Lage sind, ein Unternehmen zu führen. Nachhaltiger und ganzheitlicher; weniger auf kurzfristigen Gewinn aus. Im krisengebeutelten Island war im Jahre 2008 die von Frauen geführte Audur Capital eine der wenigen Firmen, die noch Gewinn erwirtschaftete. Und in Afrika werden die vielbeachteten Mikrokredite nur an Frauen vergeben. Die Männer würden das Geld nur verspielen und versaufen.

Titelbild via Flickr: InSapphoWeTrust (CC BY-SA 2.0)



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