Scheinbar ist das falsch

Kleinigkeiten entscheiden oft über grössere und gesamte Sachverhalte. So auch in der Sprache.

Der Titel ist mal wieder falsch geschrieben. Das hatten wir schon einige Male. Aber dieses Mal scheint es weniger evident. Hätte ich auch «anscheinend» schreiben können? Hätte ich. Aber dann hiesse es etwas Anderes.

Was denn nun?

Fangen wir nochmals von vorne an: Anscheinend und scheinbar sind nicht gleichbedeutend. Nehmen wir an, wir arbeiten zusammen und unser Arbeitskollege Kurt kommt heute nicht ins Büro. Kommentar unserer Vorgesetzten: «Er ist scheinbar krank». Diese Aussage bedeutet für Kurt, dass ab sofort dicke Luft für ihn herrschen wird. Denn «scheinbar» bedeutet, dass etwas nur dem äusseren Eindruck nach so ist. Also dem Schein nach. Tatsächlich ist es aber nicht so. Und das hat unsere Chefin geschnallt. Schlecht für Kurt, wir müssen ihn vorwarnen.

Lügner entlarven

Wenn unsere Vorgesetzte aber zu uns kommt und sagt, dass der Kurt anscheinend krank ist, dann hat der Kurt alles richtig gemacht: Sie glaubt ihm und wir brauchen ihn nicht vorzuwarnen. Anscheinend drückt nämlich die Vermutung aus, dass etwas so ist, wie es zu sein scheint. Ob der Kurt nun wirklich krank ist, können wir nicht genau sagen. Denn das weiss nur er allein.

Das wichtigste Werkzeug

Wie Sie sehen können, entscheidet ein Wort schon über die Bedeutung einer ganzen Aussage. Unser Sprache ist ein mächtiges Werkzeug, das hat schon Sokrates verstanden. Und wer sie richtig einzusetzen weiss, kommt besser durchs Leben. Zum Glück arbeite ich in einer Textagentur.



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