Sprechende Texte

Sprechende Texte

SMS machen schriftliche Konversationen kreativer und kürzer. Was steckt dahinter? Und ist die Sprache dadurch bedroht?

Vor ziemlich genau 20 Jahren hat ein britischer Ingenieur die erste aller SMS verschickt. Am 3. Dezember nämlich. Diesen Fakt nimmt die NZZ als Aufhänger für ihren Blogpost über die französische Art und Weise, Aussagen abzukürzen. Laut dem Post sorgte die SMS-Kultur nicht nur für ein Beschleunigen der Alltagskommunikation, sondern auch für einen kreativeren Sprachgebrauch im Alltag.

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Ich habe vor einiger Zeit bereits über französische Abkürzungen berichtet und vom Verlan erzählt. Die kryptische Welt der SMS habe ich allerdings nicht erwähnt. Die NZZ schon und nimmt als Beispiel JTM. Was das heisst? J = schoe, JT= schoe-t und m=em → Je t’aime. Simpel. 2m1? 2 = doe, m= em und 1= oen → demain. Ein Klacks. Dieses Phänomen gibt es auch in anderen Sprachen. Italienisch zum Beispiel: c6? c=ci, 6= sei → ci sei (bist du da, bist du auch dabei?). Im Deutschen gibt es das auch, allerdings fliesst bei uns recht viel Englisch mit ein.

Text Speak

Das Phänomen nennt sich text speak und wird auch wissenschaftlich untersucht. Es handelt sich um eine «Sprache, die von Chat-Room-Besuchern entwickelt wurde, die aber mehr zum Verfassen von Kurznachrichten genutzt wird.» Text speak erklärt auch die heutzutage beinahe inflationäre Verwendung von Emoticons: Weil das abgehackte Sprechen schnell mal unhöflich klingen kann, werden Smileys und dergleichen verwendet. Toll, jetzt haben die sogar eine Berechtigung. Das hätte ich nun wirklich nicht gebraucht.

Sprache in Gefahr?

Es gab noch keine Studien, die das belegen konnten. Und ich bin auch nicht dieser Meinung. Wenn ich abends zum Beispiel ein Feierabendbier trinken will, dann schicke ich meinen Freunden eine Nachricht mit dem Inhalt «awb nb?». Es steht für after-work beer im Nordbrüggli. Kurz und knapp, alle verstehen es, Ziel erreicht. Und wenn nicht, dann passiert nichts Schlimmes. Wenn ich dann aber wichtigere Anliegen habe, verzichte ich auf solche Abkürzungen. Irgendwie logisch. Und ich gehe stark davon aus, dass auch die jüngere Generation so weit denken kann. So viel müssen wir ihr schon zutrauen.

Titelbild via Flickr: omg – irina slutsky (CC BY 2.0)



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