Alltag raus, Österreich rein

In Österreich spricht man Deutsch. Eigentlich. Aber irgendwie auch nicht, das beweisen die zahlreichen Dialekte und Austriazismen, die die Sprache farbiger machen.

Im Titel steht der alte Slogan, ich weiss. Und Sie wissen das auch, das weiss ich. Neu heisst es «ankommen und aufleben» und ist in meinen Augen schöner und zeitgemässer. Jedenfalls vermitteln die Österreicher stets ein gutes Bild von sich und ihrem Land. Man fühlt sich immer gut aufgehoben und umgeben von freundlichen Menschen. Wenn man dann tatsächlich mal in Österreich ist, merkt man: Es ist wirklich so. Alle Menschen sind freundlich, in den Zügen gibt es gratis WLAN und das Wetter ist immer schön. Okay, ich übertreibe vielleicht ein wenig. Aber das mit dem WLAN stimmt.

Verständigung

Ein kleines Problemchen gibt es aber mit Österreich doch: die Verständigung. Sie reden ein lustiges Deutsch dort. Und das sage ich als Schweizer. Offiziell ist Deutsch die Landessprache. Also wie bei uns in der Schweiz. Untereinander reden die Österreicher auch Dialekte, beeinflusst von den ehemaligen Kronländern, also z. B. Tschechisch und Slowakisch, Ungarisch, Slowenisch und Italienisch. Jiddische Ausdrücke sind auch zu finden. Ich war kürzlich im Land Tirol und da sagen sie Dinge wie «enk» anstatt «euch». Keine Ahnung wo der Ursprung dieses Wortes liegt, ich tippe mal auf eine Halskrankheit.

Austriazismen

Es gibt neben dem Austrofaschismus und dem Austromarxismus auch den Austrogermanismus. Nein, Scherz. Aber es gibt Austriazismen. Sie sind vergleichbar mit den Helvetismen, nur eben für Österreich. Also Dinge wie «abeisen» für «abtauen» oder «Faschiertes» für «Hackfleisch». Eine umfängliche Liste finden Sie hier. Es sind Wörter, die man im Kontext einigermassen verstehen kann, aber doch anders und nicht immer zu 100% klar sind. Als ich das erste Mal in Wien war, stiess ich auf Dinge wie «Auftritte» und «selbsttätige Türen». Eben: einigermassen klar, was damit gemeint ist, aber irgendwie nicht so ganz.

Nicht neidig sein

Es scheint mir, als pflegten die Österreicher ein entspanntes und selbstbewusstes Verhältnis zu ihrer Sprache. Falls man sie einmal nicht versteht, machen sie das einfach mit ihrer Freundlichkeit, ihrem Charme und ihrer Nonchalance wett und erklären uns geduldig, worum es geht. Wir könnten uns eine Scheibe davon abschneiden.

Bild: Mauro Werlen vor ein paar Jahren mit seinem alten Nokia in Wien.



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