Codes in Arbeitszeugnissen

Sie erhalten von Ihrem Arbeitgeber ein Zeugnis. Was tun Sie? Aufmerksam durchlesen. Nicht alle Arbeitgeber sind fair zu ihren ehemaligen Mitarbeitern.

«Mauro Werlen war stets bestrebt, seine Arbeiten zu unserer Zufriedenheit zu erledigen. Er war ein geselliger Mitarbeiter, der sich regelmässig durch Anregungen und Verbesserungsvorschläge hervortat.»

Zum Glück steht das in keinem meiner Arbeitszeugnisse. Das würde nämlich heissen, dass ich ein Schwätzer und Besserwisser war und meine Leistungen stark zu wünschen übrigliessen. Zwar habe ich mich bemüht und zeigte Interesse – aber das war auch schon alles. Wenn man den ersten Teil genau liest, kann man es noch deuten. Der zweite Satz klingt aber wirklich ganz positiv, der ist also nicht durch genaues Lesen und Sprachfertigkeit zu enttarnen. Was können Sie tun, um solche Zeugnisse zu vermeiden? Nun, zuallererst besser arbeiten. Aber zum Zeitpunkt des Zeugnisses ist es ja dafür zu spät. Man darf aber über Formulierungen mit dem Arbeitgeber diskutieren. Und Codierungen, wie sie oben erwähnt wurden, sind sogar verboten. Eigentlich. Dazu sind sie manchmal auch nicht als solche zu erkennen oder der Arbeitgeber formuliert unwissentlich zweideutige Botschaften.

Was Sie tun können

Sich informieren. Machen Sie sich schlau über die Codes und über Ihre Rechte. Der Beobachter hat dazu einen nützlichen Text geschrieben. Im Grunde genommen sollten Sie allen generischen Formulierungen misstrauen und bei Verdacht nachhaken oder die Begriffe nachschlagen. Der KV Schweiz hat zu diesem Thema ein ganzes Buch herausgegeben, eine Lektüre lohnt sich. Und man muss es nicht gleich kaufen, in der Zentralbibliothek ist es zum Beispiel verfügbar. Dort Bücher auszuleihen ist im Übrigen gratis. In diesem Fall können Sie sogar aktiv etwas zu Ihrer zukünftigen Karriere beitragen. Achten Sie auch darauf, dass am Ende des Zeugnisses der Vermerk «Dieses Zeugnis ist nicht codiert» steht. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.

Beispiele

Zum Schluss noch ein paar Beispiele aus der Praxis:

Der Satz «Er war ein äusserst geselliger Mensch» kann bedeuten, dass der Angestellte dauernd weiblichen Mitarbeiterinnen nachstellte. «Sie hat sich stets bemüht» heisst: Ihre Leistung war mangelhaft.
(Quelle: Beobachter)

Inkompetenz wird so beschrieben: «Wegen seiner Pünktlichkeit war er stets ein gutes Beispiel» oder «Wir bestätigen gerne, dass er mit Fleiß, Ehrlichkeit und Pünktlichkeit an seine Aufgaben herangegangen ist», gerne auch «Er war Neuem gegenüber aufgeschlossen».

Auf Faulheit deutet folgender Wortlaut hin: «Er verstand es, alle Aufgaben mit Erfolg zu delegieren».
(Quelle: Die Zeit)

Titelbild via Flickr: Letters to Jim – Daniel Borman (CC BY 2.0)



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