Bis auf die Unterhosen – Blog-Marketing by Migros

Wie man das Monitoring von Blogs und Bloggern für eigene Marketingzwecke nutzt. Ein Lehrstück vom orangen Riesen. Erfahren am eigenen Leib.

Seit nun gut zwei Jahren schreibe ich als Papablogger regelmässig Beiträge für den Mamablog. Da darf ich hemmungslos über mutlose Männer herziehen, die nicht Teilzeit arbeiten wollen oder Frauen, die ihre Partner aus der Beziehung nörgeln.

Das generiert viel Schreibspass und neben positiv bis trolligen Kommentaren auch immer wieder direkte Anschriften. Gemeldet haben sich unter anderen katholische Priester, die GSoA, Eltern-Heftli, Männer- und Teilzeit-Organisationen sowie die Migros. Ja, die Migros.

Ursprung war ein Beitrag über typische Denkfehler von Müttern. Einer dieser Denkfehler im Blog handelt vom Bügeln. Frauen reissen diese unsägliche Aufgabe im Haushalt ja typischerweise und oft unbewusst an sich. Was sie nicht davon abhält, den Männern vorzuwerfen, sie kümmerten sich keinen Deut darum. Im Beitrag riet ich deswegen dazu, entweder selbst zu waschen oder den Vorwurf mit einem Bier runterzuschlucken und die Wäsche waschen zu lassen. Und die Unterhosen von der Frau kaufen zu lassen. So wie die Väter unserer Väter.

In einem kleinen P.S. am Ende des Abschnitts empfahl ich John Adams, die Unterhosen von Migros, die seien gar nicht so schlecht. Kurz nach der Publikation des Beitrages erhielt ich via XING eine Nachricht von Ebru Klüver, Category Manager, Migros:

Guten Tag Herr Dieziger,

wie ich Ihrem Blog entnehme, sind Sie John Adams Träger. Das freut mich ausserordentlich. Darf ich erfahren, welches Ihre bevorzugte Produktelinie ist? Gerne sende ich Ihnen ein paar Trageproben zu, damit es die Wäsche von „gar nicht so schlecht“ zu „wirklich sehr gut“ schafft ;-). Bin sehr gespannt auf Ihr Feedback.

Beste Grüsse, Ebru Klüver

Seither sind einige Wochen vergangen und ich konnte die John-Adams-Produktelinie während drei Wochen Vaterschaftsurlaub einem echten Härtetest unterziehen. Fazit: Die feine Baumwolle der Premium-Linie darf sich tatsächlich Premium nennen. Hat mich restlos überzeugt und kann problemlos mit den völlig überteuerten Highlights aus meinem Kleiderschrank mithalten. Auch der Schnitt gefällt. Nicht grad so, dass Heidi Klum ein Foto für mich hätte, aber gut genug für alle Männer, die ihre primären Geschlechtsmerkmale nicht mit Calvin Klein, Hugo Boss oder Tommy Hilfiger anschreiben wollen.

Womit wir beim letzten Kritikpunkt wären. Beim Namen. John Adams. Auch wenn ich es schätze, dass der Brand auf keinem der Teile gross geschrieben steht, klingt John Adams doch etwas gar nach Hans Muster. Obwohl der zweite amerikanische Präsident so hiess. Wenn die Amerikaner wüssten, dass die vielleicht meistverkauften Schweizer Unterhosen nach einem US-Präsident benamst sind.

Das wars auch schon mit negativer Kritik, das Positive überwiegt. Und ich war positiv überrascht über die Reaktion von Ebru Klüver. So funktioniert Blog-Marketing. Die Migros hat es nämlich geschafft, dass über John Adams berichtet wurde. Und Sie haben es gerade gelesen. Welche Erfahrung Audi im Umgang mit Bloggern macht, erfahren Sie in diesem lesenswerten Artikel über Blogger Relations.

Titelbild: Foto via Supertext



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3 Kommentare zu “Bis auf die Unterhosen – Blog-Marketing by Migros”



  • Daniel Michel am 6. Januar 2014 1:05 Uhr

    Ja, ich habe gelesen, und musste schmunzeln, will heissen, der blogger hat das gut gemacht, Migros auch :-)


  • Dagmar Wurzbacher am 29. Januar 2014 11:29 Uhr

    Toller, vor allem unterhaltender! und informativer Beitrag. Und John Adams ist mir auch ein Begriff, seit ich auf Unterhosenjagd für meinen Sohn bin, der der Kindergrösse entwachsen ist. Nur schade, hat John Adams keine Biolinie. Aber das kann sich ja noch ändern, oder Herr Klüver ;-) ?


  • K. Nievergelt am 25. Januar 2015 21:59 Uhr

    Grundsätzlich finde ich es problematisch, dass Migros so eine Machtfülle hat, dass sie alles und jedes für sich entscheiden / zu Ihren Gunsten biegen kann.

    PS: Wir sollen nicht über die Grenze kaufen gehen. Migros stellt anber immer mehr günstige junge Eu-Bürger in Kaderpositionen an. Das passt zur scheinheiligen Moral der Migros, die nur noch wenige nicht bemerken…

    Arbeitslosigkeit wird steigen, über 50jährige Bewerber werden bei Migros zum Vornherein ausgesondert.

    Vergesst die tollen Kampagnen von Migros, es stimmt das wenigste, was so toll wirkt.


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