«Nummer 7 hat mir die Tränen in die Augen getrieben»

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Nach über 2340 Firmen in der Schweiz will Supertext jetzt auch mit einem Übersetzungsbüro in Deutschland nach neuen Kunden fischen. In Berlin kann der 2005 gegründete Sprachdienstleister die Eröffnung einer ersten Filiale im Ausland feiern. Ein Interview mit Rinaldo Dieziger, dem «Chef vom Ganzen».

Welche Schlagzeile über «Supertext» würden Sie in der nächsten Werbewoche gerne lesen?
10 fantastische Gründe, warum 95% aller Marketingleiter weltweit auf den Online-Sprachdienstleister Supertext setzen. Nummer 7 hat mir die Tränen in die Augen getrieben.

Wann haben Sie zum ersten Mal seit der Gründung 2005 realisiert, was „Supertext“ heute sein könnte?
Das war schon vor der Gründung. Als mir die Idee für Supertext kam. Es war das gleiche geile Gefühl wie als Werbetexter. Du schreibst Slogan um Slogan. Und irgendwann kribbelt es im Bauch. Die Finger zittern. Dann weisst du, jetzt hast du was, das einschlagen könnte.

Wie gross ist das täglich verarbeitete Volumen und aus welchen Bereichen kommen die Aufträge?
Wir bearbeiten 60-120 Aufträge täglich. Bis heute wickelten mehr als 2340 Firmenkunden aus allen Branchen Text- und Übersetzungsaufträge online ab und profitieren dabei von modernsten Sprachtechnologien und Online-Workflow-Anbindungen.

Wie verteilen sich die Anfragen: Gibt es mehr Aufträge von Agenturen oder von direkten Auftraggebern?
Für viele direkte Auftraggeber sind wir der schnelle, flexible und kostengünstige Partner für das Outsourcing der gesamten Sprachdienstleistungen. Wir bieten spannende Rahmenverträge dafür an. Die Werbeagenturen nutzen uns hauptsächlich für eine kreative Lokalisierung ihrer Kampagnen in Französisch, Italienisch und Englisch. Mit Webagenturen – und immer häufiger auch mit dem Kunden im Dreieck zusammen – bewältigen wir die Textarbeit für Webauftritte. Oder für die Erstellung von Inhalten für Content-Marketing. Wir haben so an den Webprojekten von SWISS, Migipedia, Swissmilk, Zweifel, Wander und vielen weiteren mitgearbeitet.

Wie viele Fachkräfte braucht es, um das alles bewältigen zu können?
Wir arbeiten mit mehr als 500 vertraglich gebundenen Textern, Autoren, Fachübersetzern, Lektoren und Korrektoren weltweit zusammen. Für die wichtigsten Sprachen haben wir zwecks Qualitätskontrolle Sprachmanager angestellt. Sie verteilen die Aufträge an die Freelancer und kontrollieren deren Arbeit. Die Projektmanager fungieren als Single Point of Contact für unseren Kunden. Wir arbeiten nach einem definierten und von unserem System gestützten Workflow.

Sie werden „geflutet“ von Bewerbungen. Gibt es zu viele Texter oder ist Supertext für viele eine willkommene Nebenbeschäftigung?
Wir haben derart viele Bewerbungen, dass wir eine Online-Registrierung für Texter und Übersetzer eingerichtet haben. Sobald in einem Fachgebiet Bedarf aufkommt, checken wir die Profile und laden zu Testaufträgen ein. Wer nicht mindestens fünf Jahre Berufserfahrung und entsprechende Referenzen mitbringt, muss mit einem aussergewöhnlichen Bewerbungstext auf sich aufmerksam machen.

Wie finden Sie für einen bestimmten Job die richtige Fachperson?
Das System schlägt vor, der Sprachmanager entscheidet. Wir legen für jeden Freelancer ein detailliertes Profil an. Wir haben Algorithmen für das Matching von Sprachkombinationen, Branchen, Fachgebieten, Textarten, Tonalität und Kunden-Feedback.

Was ist bald zehn Jahre nach der Gründung von Supertext mehr gefragt: Texte oder Übersetzungen?
Die Nachfrage nach guten Inhalten für Content-Marketing sowie die Globalisierung und Digitalisierung der Welt haben bei uns sowohl für mehr Text- als auch für Übersetzungsaufträge gesorgt. Die Übersetzungen machen heute aber den grösseren Anteil aus. Der Löwenanteil liegt bei Französisch, danach folgen Italienisch und Englisch mit ähnlichem Anteil. Alle anderen Sprachen, wir bieten 30 Sprachen an von Arabisch bis Thailändisch, machen kaum 10% des Volumens aus.

Die Expansion nach Berlin: Wieso braucht es für einen Internet-Dienst eine physische Vertretung vor Ort?
All Business is local. Wir wickeln zwar alle Aufträge mit unserem webbasierten Tool ab, dennoch geht den meisten Kundenbeziehungen und auch vielen grösseren Projekten ein persönliches Gespräch oder Briefing voraus. Das bieten wir mit einem Übersetzungsbüro in Berlin. Und der Textagentur in Zürich.

Wieso ist Ihr Konzept von Konkurrenten nicht einfach zu kopieren?
Das Konzept kann kopiert werden. Und vielleicht auch das System, das wir über die Jahre laufend verbessert und komplett inhouse programmiert haben. Aber nicht die Erfahrung, die wir seit 2005 gesammelt haben. Und auch nicht das Vertrauen, das die Kunden uns mittlerweile schenken.

Sie haben ein jährliches Umsatzwachstum von 61 Prozent. Wie lange kann das noch so weitergehen?
Das ist ein Durchschnittswert. Es gab Jahre, da lag das Wachstum darunter. Und es gab Jahre, da lag es darüber. Mit der systematischen Online-Abwicklung haben wir einen gewissen Skalierungsgrad erreicht. Mit der Expansion in neue Märkte versuchen wir diesen nochmals zu steigern. Wir wollen uns damit auch global tätigen Unternehmen empfehlen.

Sie schreiben selber eine Kolumne im Tages-Anzeiger. Ist der Rest Ihrer Zeit mit Managen verbucht?
Ich schreibe bei mehreren Blogs mit (Mamablog, Allianz 1-Family-Blog, Chef vom Ganzen) um in Form zu bleiben. Wenn ich als Supertext-Chef keinen geraden Satz brünzeln könnte, wäre das ziemlich unglaubwürdig. Und einen blanken Bildschirm mit Worten zu füllen, finde ich noch immer eine der spannendsten Herausforderungen, die es gibt.

Sie wirken mit im Berufsverband der Texterinnen und Texter: Was wollen Sie dort erreichen?
Ich setze mich im Vorstand dafür ein, dass der Beruf das Texters ein ehrenwertes Handwerk bleibt.

Am 24. September gibt es einen Workshop „Neu! Jetzt noch lustiger!“ mit Domenico Blass, dem Headwriter von „Giacobbo / Müller“: Kann man Humor erlernen?
Das müssen Sie schon den Domenico fragen.

Inteview: Andreas Panzeri, Werbewoche



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