Schweigen

Und wo schweigen Sie sich aus?

Wer zuerst schweigt, verliert. Für Unternehmen mag das stimmen. Menschen können sich Pausen erlauben. Hier einige Orte, wo man nichts mehr sagen möchte.

Achten Sie darauf, was Sie sagen, wenn Sie schweigen. Denn Schweigen kann ja so beredt sein. Und obwohl Schweigen manchmal mehr als 1000 Worte sagt, wird es oft und gerne und auch absichtlich missverstanden. Die einen nehmen es als Zustimmung. Andere als Ablehnung. Wieder andere als Desinteresse. Man sollte sich also gut überlegen, wann man schweigt. Und wo. Zum Glück gibt es Orte, wo Schweigen nicht bloss folgenlos bleibt, sondern Teil des Geschehens ist:

Billardsalons.

Für mich ein Ort, wo man sich für eine Weile nicht nur vor den Wörtern verstecken kann, sondern vor der ganzen Welt. Stoische Tische. Stilles Grün. Verhaltenes Licht. Vielleicht zeigt in einer Ecke ein Fernseher eine Sportübertragung. Natürlich ohne Ton. Eine Erinnerung daran, dass es da draussen noch eine andere Welt gibt. Nur, hier interessiert sich niemand dafür. Eine Wohltat: Billardsalons gehören zu den wenigen Orten ohne die ungefragte Dauerbeschallung.

Am Wasser.

Schiffe, Boote, Strände, Quaimauern, Brücken – am und auf dem Wasser findet die Seele Ruhe und Raum. Wasser, diese Urkraft. Wozu sollte man hier den Mund aufmachen? Was hätte man hier schon zu sagen? Fische machen es doch genau richtig. Und wir Texter schreiben, wenn wir etwas zu sagen haben.

Autobahn.

Warum um Himmelswillen sollte man immer gleich das Radio einschalten, kaum setzt man sich in ein Auto? Gerade die Fahrten auf der Autobahn sind für mich eine Wohltat. Die zu verrichtende Tätigkeit ist überschaubar. Der Rest der Hirnkapazität bleibt da, wo sie hingehört, in der Reserve. Eine Form der Meditation stellt sich ein.

Coiffeursalon.

Ich gehöre zu denen, die es hier vorziehen nicht zu klatschen. Anfangs aus Schüchternheit. Seit Jahren nun aus Überzeugung. Soll der Coiffeur seine Arbeit machen. Ich schaue ihm zu. Und schalte ab. Der Blick wird leer. Alles um einen herum wird still. Selbst das Gerede der andern. Eine Stunde Aussetzen. Teuer genug bezahlt.

Seilbahngondel, bergwärts, Nebensaison.

Die Reise in die 3. Dimension macht die meisten sprachlos. Und sie führt direkt in die Stille, die als Teil der Luft die Kabine umgibt. Abgehoben, im besten Wortsinne. Ob mit Aussicht oder dick im Nebel, jetzt kann man sich wunderbar beim Atmen zuhören.

Titelbild via Pexels (CC0)



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