Kommunikationsknigge

Ein kleiner Kommunikationsknigge für den ÖV

Der Dichtestress hat auch seine guten Seiten: Wer regelmässig mit Zug, Bus und Tram unterwegs ist, bekommt so einiges an menschlicher Kommunikation mit. Unsere Tops und Flops der Kommunikation im ÖV.

Unserer Verkehrsministerin wäre ich ein Dorn im Auge, ich tue es trotzdem: Ich pendle jeden Tag vom Aargau nach Zürich. Und bin selten alleine unterwegs. Da ist man gezwungenermassen auch mal Zeuge von nicht ganz alltäglichen Gesprächen und sonderbaren Zugdurchsagen – zum Schmunzeln oder zum Stirnrunzeln.

Geht immer: Quizshows und spontane Unterhaltungen

Es gibt Momente, da sitzt man gerne im Zug. Wenn man nett angesprochen wird oder spontan neue Menschen kennenlernt. Kommunikationstechnisch super sind deshalb:

  • Gut gelaunte Kontrolleure, wie der Westschweizer SBB-Mitarbeiter, der sich bei den Reisenden nicht nur bedankte, sondern sie auch noch für das Zeigen der Billette lobte: «Génial, merci!», «Super! Bon voyage!», «Magnifique, merci!»
  • Zufällig entstandene Gespräche mit interessanten Mitreisenden, die sich über das Buch informieren, das man gerade liest oder einem sogar Lesetipps geben.
  • Spontan organisierte Unterhaltungsaktionen wie die «Quizshow», die ein Mitreisender zwischen Zürich und Baden moderierte: Mit einer Ausgabe des «Blick am Abend» in der Hand stellte er den Pendlern Fragen wie «Was macht unser ‘Single des Tages’ wohl beruflich?» und «Was meint ihr, wie heisst der ‘Schnügel des Tages’ mit Vornamen?». Die Atmosphäre war innert Minuten entspannt wie ganz selten, und vom Primarschüler bis zum Geschäftsmann rätselten alle belustigt mit. Der «improvisierte SBB-Quizmaster» entpuppte sich übrigens als Geschichtsstudent. Vielleicht hört man ihn auch bald mal auf Radio 24.

Geht nimmer: Beziehungsgespräche und laute Erziehungsmassnahmen

Mühsamer sind hingegen Gespräche zum Fremdschämen, wie hitzige Beziehungsstreits oder peinliche Erziehungsmassnahmen. Was im ÖV garantiert nervt:

  • Zu laute Telefongespräche über Dinge, die man besser in den eigenen vier Wänden bespricht. Dazu gehören beispielsweise Beziehungsgespräche («Ey ich han dich nöd betroge, Mann!») oder Prahlereien im Stil von «Mein Auto, mein Haus, mein Boot». Das will niemand hören.
  • Erziehungsmassnahmen von überforderten Eltern, die ihren Nachwuchs in aller Öffentlichkeit lautstark züchtigen. Muss nicht sein.
  • Zugdurchsagen, die den Tagesablauf durcheinanderbringen: «Stellwerkstörung. Dieser Zug endet hier. Bitte alle aussteigen.» Die Horrormeldung jedes Pendlers.
  • Sonderbare Höflichkeitfloskeln wie der Klassiker «Isch da na frei?». Ist bestimmt gut gemeint, klingt aber dennoch etwas komisch. Besser: die/den Mitreisenden kurz anlächeln und sich dann einfach setzen.

Diese Liste kann natürlich beliebig ergänzt werden – bestimmt haben Sie hierzu Ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Teilen Sie sie mit uns!

Titelbild via Pexels (CC0 1.0)



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