Hochdeutsch_Schweiz

Der Unterschied zwischen deutschem und schweizerischem Hochdeutsch

Regelmässig stellen mir Kunden die Frage: «Wenn ich bei Supertext einen Auftrag mit Zielsprache Deutsch (Schweiz) erfasse, bekomme ich dann einen Text auf Schweizerdeutsch oder Hochdeutsch?» Für mich ist natürlich klar, dass der Text auf Hochdeutsch verfasst wird. Doch was sind eigentlich die konkreten Unterschiede zwischen «Deutsch (Deutschland)» und «Deutsch (Schweiz)»?

Einer der auffälligsten Unterschiede ist der Nicht-Gebrauch des Eszett (ß) in der Schweiz. In Deutschland wird für den stimmlosen s-Laut nach langem Vokal oder Doppellaut ß geschrieben. In der Schweiz wird das Eszett schon lange nicht mehr verwendet. Seit dem 4. November 1974 schreibt auch die NZZ – als letzte schweizerische Tageszeitung – kein Eszett mehr. Die ausführlichen Regeln zur Verwendung von Eszett oder ss sowie deren Ausnahmen können im Duden nachgeschlagen werden.

Dekolleté, Dekolletee, Décolleté

Ein weiterer Punkt ist die vermehrte Verwendung von lateinisch beeinflussten Wörtern in der Schweiz. Dies ist auf die hiesige Mehrsprachigkeit zurückzuführen. So gibt es im Deutschen zum Beispiel drei verschiedene Schreibweisen für einen tiefen Ausschnitt an Damenkleidern: Dekolleté, Dekolletee, Décolleté. Letztere ist die schweizerische Schreibweise. Ein weiteres Beispiel dazu ist die Karosserie, die in der Schweiz die französische Schreibweise und das zweite R beibehält: Carrosserie.

Die Unterschiede beschränken sich aber nicht auf die Orthographie. Die Präposition «während» wird in der Schweiz viel seltener mit Genitiv verwendet als in Deutschland. Hierzulande bevorzugt man den Dativ. Genau das Gleiche gilt auch für die Präposition «wegen».

Wenn Sie regelmässig Korrespondenz mit deutschen Geschäftspartnern führen, wird Ihnen Folgendes bereits aufgefallen sein: Während Sie als Schweizer die Gewohnheit haben, nach der Anrede kein Satzzeichen zu setzen und den Text gross anzufangen, ist es in Deutschland üblich, ein Komma zu setzen und den Text klein zu beginnen.

Typographie

Die wichtigsten typographischen Unterschiede habe ich hier für Sie zusammengefasst:

  • Die Schweiz orientiert sich bei Anführungszeichen an Frankreich und Italien und verwendet die Guillemets: «…».
  • In Deutschland verwendet man jedoch diese Anführungszeichen: „…“.
  • Uhrzeiten werden in der Schweiz mit einem Punkt geschrieben (12.30), bei unseren deutschen Nachbaren ist die Schreibweise mit Doppelpunkt üblich (12:30).
  • Abstände zwischen mehrstelligen Zahlen: in der Schweiz wird das schräge Apostroph verwendet (’), in Deutschland ein Festabstand, bei Geldbeträgen aber ein Punkt.
  • Bei Geldbeträgen wird in der Schweiz nach einem Preis ein Punkt und ein Gedankenstrich gesetzt (CHF 150.–), in Deutschland das Ganze mit Komma (€ 150,–).

Und was ist mit den Helvetismen?

In diesem Artikel werden wir nicht auf die wahrscheinlich amüsantesten und schönsten Unterschiede – die Helvetismen – eingehen. Da wir dafür so viele Ideen hatten, werden wir dieser Spracheigentümlichkeit zu einem späteren Zeitpunkt einen eigenen Artikel widmen.

Wenn Ihnen noch mehr Unterschiede zu den verschiedenen Sprachvarietäten des Deutschen in den Sinn kommen, dürfen Sie uns das gerne im Kommentarfeld mitteilen. Und falls Sie doch mal einen Text auf Schweizerdeutsch brauchen, ist das auch kein Problem. Sie müssten uns nur von Anfang an mitteilen, welchen Dialekt Sie wünschen.

Titelbild via Flickr: arrow – Matthias Mueller (CC BY 2.0)



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12 Kommentare zu “Der Unterschied zwischen deutschem und schweizerischem Hochdeutsch”



  • Thomas Lang am 2. Juli 2015 22:59 Uhr

    immer wieder auffällig bei Onlineshops: in Deutschland steht die Währung hinter dem Betrag, in der Schweiz vor dem Betrag.


  • Anja am 3. Juli 2015 13:53 Uhr

    Das Präteritum wird auch im Schweizerdeutsch kaum bis gar nicht genutzt.


  • Alic am 3. Juli 2015 13:55 Uhr

    „Uhrzeiten werden in der Schweiz mit einem Punkt geschrieben (12.30)…“
    Das habe ich noch nie gesehen, weder in der Deutsch- noch in der Westschweiz. Vielleicht im Tessin, wegen dem Italienischen Einfluss?


  • Yvonne am 9. Juli 2015 10:14 Uhr

    Das Dezimaltrennzeichen ist in der Schweiz ein Punkt, in Deutschland/Österreich ein Komma.


  • Miklos am 14. Juli 2015 17:37 Uhr

    Falsch, Yvonne: Dezimalstellen werden im deutschen Sprachraum mit dem Dezimalkomma abgetrennt; z. B. 4,35 m, 0,3 Tonnen, 37,8 Grad. Abweichend von dieser Regel wird in der Schweiz bei Frankenbeträgen meist der Dezimalpunkt gewählt. (Quelle: Heuer, Richtiges Deutsch, 30. Auflage, Abs. 1404, Verlag Neue Zürcher Zeitung)


  • Jean am 15. September 2019 4:51 Uhr

    In Deutschland werden die Währungssymbole nach den Geldbeträgen gestellt.

    150,- €
    99,99 €

    In der Schweiz wäre es so geschrieben: € 150.– und € 99.99


  • lorcan am 28. November 2020 5:21 Uhr

    in 52 Jahren Leben im deutschen Sprachraum ist mir bis zu diesem Artikel nie ein Unterschied zwischen Gedankenstrich und Bindestrich bewußt geworden..
    (Vielleicht sind die Beiden in Deutschland ein- und dasselbe?!)


  • Heike am 10. Juli 2021 11:57 Uhr

    der Bindestrich findet sich i.d.R. auf der Tastatur. Für den etwas längeren Gedankenstrich muss die Tastenkombination Alt + 0150 gedrückt werden.


  • Colette Henzelmann am 12. August 2021 17:16 Uhr

    Während die Deutschen auf dem Parkplatz parken und danach an der Grillstelle ihre Wurst grillen, parkieren auch die Schweizer ihr Auto und grillieren ihre Wust.
    Die nach Rauch stinkenden Klamotten werden nach dem Waschen in den Trockner gelegt, die Schweizer Kleider werden nach dem Waschen im Tumbler getrocknet. :-)


  • Axel Metayer am 29. September 2021 17:11 Uhr

    Sehr guter Artikel, die kleinen Unterschiede in der Typographie kannte ich bis jetzt noch nicht. Das kann gerade bei Onlineshops wichtig sein.

    Nur bei der deutschen Schreibweise der Geldbeträge bin ich mir nicht sicher. Die DIN 5008 Norm sagt da was anderes (keine Striche in Deutschland)


  • Angela Lanza-Mariani am 30. September 2021 16:38 Uhr

    Hallo Axel,

    der Halbgeviertstrich kann bei runden Geldbeträgen als Auslassungszeichen bzw. als Ersatz für die Nullstellen gesetzt werden (40,– EUR statt 40,00 EUR). Jedoch nur da. Inzwischen ist zudem die Schreibweise ohne Dezimalstellen (40 EUR bzw. €40 nach amerikanischer Schreibweise) üblicher.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Halbgeviertstrich#Geldbetr%C3%A4ge

    Supergrüße
    Angela


  • Franziska Pugin-Maurer am 21. Oktober 2023 10:51 Uhr

    Interessanter Artikel. Was ist mit dem erwähnten Artikel betreffend Helvetismen; gibt’s den jetzt?
    Was ich auch noch in der Korrespondenz mit Deutsche bemerkt habe, ist dass sie das Wort „Anlage“ anstatt wie wir „Beilage“ benutzen.


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