Bindestrich, Abstand oder zusammen?

Bindestrich, Abstand oder doch alleszusammen?

Was #trikotgate, Google und das «Deppenleerzeichen» miteinander zu tun haben.

Sonntagabend, 21.45 Uhr. In nur 45 Minuten Schweiz – Frankreich hatten nicht weniger als vier Trikots ihr Leben gelassen. Endlich in der Kabine wird wohl irgendjemand hektisch nach Nachschub gesucht haben. Und von Google auf die falsche Fährte gelockt worden sein – zumindest sprachlich.

In Sachen Rechtschreibung hat unsere Lieblingssuchmaschine nämlich noch einiges nachzuholen. Speziell wenn es um das deutsche Kompositum geht. Das kommt Ihnen bekannt vor? Gut möglich, wir haben uns nämlich schon hier und hier damit herumgeschlagen.

Böse Such Maschine

bindestrich_abstand_oder_zusammen

Wo liegt das Problem? Aus aktuellem Anlass sind wir also auf der Suche nach einem Fussballtrikot, einem klassischen Fall für das deutsche Kompositum. Zusammengeschrieben, keine Frage. Nur nicht für Google. Unsere korrekte Abfrage wird mit einer amerikanisierten, getrennten Wortkonstellation «korrigiert». Ein kurzer Check bei Google Trends zeigt auch, dass das Suchvolumen für den vorgeschlagenen falschen Begriff rund doppelt so hoch ist als bei der richtigen Schreibweise. Google geht also davon aus, dass der häufiger gesuchte Begriff korrekt sein muss. Und sorgt mit dem gemachten Vorschlag gleich selbst für die weitere Verbreitung der falschen Schreibweise.

Was sagt uns das? Naja, einerseits, dass man sowohl bei Trikotherstellern als auch in sprachlichen Fragen niemandem vertrauen kann. Ausserdem wird klar, dass etwas Nachhilfe in Sachen Kompositum bitter nötig ist. Auch wenn gerade EM ist.

Komposi-was?

Grundsätzlich gilt Folgendes. Im Deutschen werden zusammengesetzte Wörter zusammengeschrieben. Immer. Man spricht also von einer Internetplattform statt einer Internet Plattform, vom Automechaniker statt dem Auto Mechaniker oder – meinetwegen – von der Vierwaldstätterseedampfschifffahrtsgesellschaft.

In speziellen Fällen kann oder muss ein Bindestrich zur Hilfe genommen werden. Beispielsweise dann, wenn es um die Lesbarkeit geht, wie in Prozess-Steuerung. Oder um Missverständnissen vorzubeugen. Schliesslich ist ein Onlinemarketing-Seminar nicht dasselbe wie ein Online-Marketingseminar. Generell ist mit Bindestrichen aber Sparsamkeit geboten.

Immer falsch sind dagegen Abstände zwischen den einzelnen Wortteilen. Nichtsdestotrotz ist diese Unsitte vor allem in Marketingkreisen besonders beliebt. Der Marketing Leiter, die Online Plattform oder eben das Fussball Trikot sind nur einige Beispiele. Die direkte Übernahme der englischen Logik führt unter Linguisten immer wieder zu Kopfschütteln. Und dieser spannenden Sammlung von Stilblüten mit den sogenannten Deppenleerzeichen.

Speziell die Kombination von deutschen und englischen Begriffen führt immer wieder zu Verwirrung. Oder wissen Sie, welcher Angestellte der Nati sich nun um die Beschaffung neuer Leibchen kümmern darf?

  • Football Jersey Beauftragter
  • Footballjersey Beauftragter
  • Footballjerseybeauftragter
  • Football-Jersey Beauftragter
  • Football Jersey-Beauftragter
  • Football-Jersey-Beauftragter

Na, wussten Sie es? Korrekt ist die letzte Variante, bei der alles durchgekoppelt wird. Alternativ könnte der englische Begriff auch in Anführungszeichen gesetzt werden. In diesem Fall muss nur am Ende gekoppelt werden: «Football Jersey»-Beauftragter.

Wer die Regeln im Detail kennen will, findet bei Sprachschach eine ausführliche Auflistung. Oder fragt einfach bei uns nach.

Titelbild via Pexels

Bild Fliesstext: Screenshot Google



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2 Kommentare zu “Bindestrich, Abstand oder doch alleszusammen?”



  • Florian Bauer am 5. Juli 2016 12:04 Uhr

    Hallo zusammen

    Ich durfte gerade Eure Seite geniessen und habe bei dem einen oder anderen Beitrag herzlich geschmunzelt. Zu Eurem Beitrag über das Deppenleerzeichen (welch griffiger Begriff!) eine Anmerkung und eine Frage.
    Die Anmerkung zuerst:
    Auch bei der Vierwaldstätterseedampfschifffahrtsgesellschaft schreibt man den Vierwaldstättersee mit Doppeltee – keiner trinkt gerne allein.
    Die Frage, dazu zitiere ich:
    „dass das Suchvolumen für den vorgeschlagenen falschen Begriff rund doppelt so hoch ist ALS bei der richtigen Schreibweise“ – gehört hier ein WIE hin, oder sollte ich mein sprachliches Bauchgefühl für das Deutsche einer Sensibilisierng unterziehen?

    So, Newsletter ist abonniert, euren RSSFeed hab ich auch. Freue mich auf Eure Beiträge! Weiterhin viel Erfolg, Grüsse vom Vierwaldstättersee, flo


  • Fabio Schmuki am 6. Juli 2016 17:38 Uhr

    Hallo Florian

    Freut uns, dass dich der Blog zum Schmunzeln bringt und wir dich als neuen Fan begrüssen können.

    Danke auch für die beiden Anregungen. Als Innerschweizer weisst du natürlich viel besser als wir Züzis, dass man vom Vierwaldstättersee spricht. Haben das entsprechend angepasst.

    Bezüglich der Frage «als vs. wie» gilt Folgendes: Die verwendete Schreibweise mit als ist gemäss Duden korrekt. Alle Vergleiche, mit denen Ungleichheit ausgedrückt wird, werden demnach mit als gemacht. Wie kommt nur zum Einsatz, wenn Gleichheit ausgedrückt werden soll (z.B. «Ich bin so gross wie du.»). Siehe hier: http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/als-wie

    Die Frage hat aber auch unser Sprachgefühl auf eine harte Probe gestellt.

    Gruss vom ganzen Superteam.


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