Das Unübersetzbare übersetzen

Unübersetzbares übersetzen: Wenn man mit seinem Latein am Ende ist!

Es gibt gewisse Wörter, die lassen sich nicht übersetzen. Wir wagen uns dorthin, wo uns manchmal die Worte fehlen.

Die Übersetzungsarbeit kann uns in die Zwickmühle bringen, unsere Prinzipien umstürzen und uns zum sprachlichen Rückzug zwingen. Alle Übersetzer sind Abenteurer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Brücken zwischen den Sprachen und Kulturen zu schlagen: Bei ihrer täglichen Arbeit suchen sie nach Verknüpfungen, um eine Botschaft möglichst adäquat und sinngemäss in die jeweilige Zielsprache zu übertragen. Manchmal passiert es dabei jedoch, dass diese Fähigkeit, zwei Sprachen einander näher zu bringen, auf ein Hindernis stösst. Es gibt Wörter, die etwas sehr Kostbares haben – weil sie einen Schatz in sich tragen, der über das Sprachliche hinausgeht, und ihre Bedeutung aus ausserordentlichen Quellen schöpfen, wie den Sitten und Bräuchen eines Volks oder einer Nation.

Wörter mit einem unübersetzbaren Ursprung

Die Reinheit, Exaktheit und Nützlichkeit solcher Wörter faszinieren uns. Sobald man versucht, sie zu übersetzen, verlieren sie ihre Magie. Denn manchmal stösst die Übersetzung an ihre eigenen Grenzen – dahinter verbergen sich die Schönheit und Geheimnisse einer Sprache. Hier meine persönliche kleine Auswahl an solchen Beispielen:

  • Saudade
    N., f., portugiesisch: Ein melancholisches Gefühl, das durch die Abwesenheit einer Sache oder Person oder durch die Entfernung zu einem Ort, den man sehr liebt, hervorgerufen wird. Auch: das Bedürfnis, schöne Erinnerungen wieder aufleben zu lassen.
  • Gemütlichkeit
    N., f., deutsch: Ein Begriff, der zugleich den bequemen, angenehmen und geselligen Aspekt eines Orts oder Moments beschreibt.
  • die Wende
    N., f., deutsch: Beschreibt den politischen und gesellschaftlichen Wandel, der 1989 in der ehemaligen DDR stattfand.
  • Schadenfreude
    N., f, deutsch: Ein Gefühl, das darin besteht, sich am Unglück anderer zu erfreuen.
  • abracadabrantesque
    Adj., französisch: Eine Wortschöpfung basierend auf dem Ausdruck «Abrakadabra», die auf den Schriftsteller Arthur Rimbaud zurückgeht. Sie wird benutzt, um etwas zu beschreiben, das unwahrscheinlich oder zusammenhanglos erscheint.
  • ubuesque
    Adj., französisch: Aus dem Namen «Ubu» abgeleitet. Ubu ist die Hauptfigur des gleichnamigen Werks von Alfred Jarry, Ubu roi. Bezeichnet etwas Absurdes, Albernes oder Groteskes.

Mehr als nur Wörter

Der sentimentale Wert einer Sprache führt natürlich dazu, dass wir uns noch stärker mit diesen einzelnen Wörtern verbunden fühlen. Und so kann es sein, dass uns die Übersetzung einfacher Wörter absurd vorkommt – weil manches sich nun mal in keiner anderen Sprache besser ausdrücken lässt als in der Muttersprache und keine Übersetzung die Erinnerungen und Gefühle, die ein Wort in uns weckt, wiedergeben kann. Nelson Mandela hat es treffend ausgedrückt: Die Muttersprache eines Menschen ist so einmalig, dass man sie als den Weg zu seinem Herzen sehen kann.

Wie sieht es bei Ihnen aus? Kennen Sie auch unübersetzbare Wörter, die Ihnen am Herzen liegen?

Titelbild via Flickr: Accident ahead? – Kainet (CC BY 2.0)



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Ein Kommentar zu “Unübersetzbares übersetzen: Wenn man mit seinem Latein am Ende ist!”



  • Dennis Str. am 13. August 2018 19:11 Uhr

    Hehe, mit seinem Latein am Ende sein.. Ich habe das Unterricht-Fach gemocht :-)


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