Pixar Storytelling

Corporate Storytelling – 22 Regeln für spannende Geschichten

Vom Kinderfernsehen direkt in Ihr Kommunikationskonzept. Das können wir von den Storyboard-Artisten bei Pixar lernen.

Erinnern Sie sich an «Toy Story» und «Findet Nemo»? Glücklicherweise gehöre ich zu jener Generation, die mit den Filmen aus dem Hause Pixar aufgewachsen ist. So fieberte ich mit Clownfischen, dem abgebildeten Ehepaar Potato Head und sogar einem Ameisenhaufen auf deren kühnen Abenteuern mit.

Diese Begeisterung kommt nicht von ungefähr: Mehr Herz, unverwechselbare Charaktere, vielfältige Plots und vor allem immer eine wertvolle Moral. Die Filme des Animationsbüros von Steve Jobs waren der Konkurrenz nicht nur animationstechnisch, sondern auch in den Storyboards um Meilen voraus.

Same same but different

Verantwortlich für viele dieser Geschichten ist Emma Coats, ehemals Storyboard Artist bei Pixar. Ihr Wissen rund um das Schreiben packender Storys hat sie in 22 Regeln festgehalten und veröffentlicht.

Schön und gut, aber was hat das Ganze mit mir zu tun? Nun ja, letzte Woche haben wir hier die Grundsätze des Corporate Storytelling behandelt. Und sind dabei auf zahlreiche Parallelen mit Coats’ Regeln gestossen. Sowieso funktioniert die Architektur einer guten Geschichte unabhängig vom Einsatzbereich – vom Roman bis zur Kirchenpredigt. Wer also eine packende Brand Story schreiben will, tut gut daran, auch mal etwas über den Tellerrand zu blicken.

Grundsätzliches

  • Fokussieren Sie darauf, was einen als Zuschauer interessiert, nicht auf das, was Ihnen als Autor Spass macht. Dies kann sich unterscheiden.
  • Dinge auf Papier zu bringen, hilft dabei, sie zu bearbeiten. Auch die perfekte Idee ist nutzlos, wenn sie nur in Ihrem Kopf existiert.
  • Werfen Sie die erste Idee weg. Und die zweite. Dritte. Vierte, fünfte… vermeiden Sie das Naheliegende. Überraschen Sie sich selbst!
  • Einfach «coole» Szenen zu schreiben, reicht nicht. Sich mit seinen Situationen und Charakteren zu identifizieren ist zentral. Was würde Sie dazu bringen, wie in der Geschichte zu handeln?
  • Ihre Mühe ist nie umsonst. Wenn etwas nicht funktioniert, legen Sie es zur Seite und machen an anderer Stelle weiter. Irgendwann werden Sie die Idee wieder hervorholen können.

Das Handwerk

  • Versuchen Sie beim Schreiben alle möglichen Dinge aus. Meistens erkennt man erst am Schluss, worum es in der Geschichte wirklich geht. Wenn es soweit ist, überarbeiten Sie den Entwurf nochmals von vorne.
  • Vereinfachen und fokussieren Sie, verschmelzen Sie Charaktere und vermeiden Sie Umwege. Es fällt einem nie leicht, ist aber befreiend.
  • Kommen Sie zu einem Ende. Legen Sie die Geschichte zur Seite, auch wenn sie nicht perfekt ist. Das wird sie sowieso nie sein. Machen Sie sich an die nächste Story und lernen Sie aus Ihren Fehlern.
  • Sie kommen nicht mehr weiter? Schreiben Sie eine Liste mit Dingen, die NICHT als nächstes passieren sollen. Das wird Sie weiterbringen.
  • Analysieren Sie Geschichten, die Sie ansprechen. Die Elemente, die Sie daran mögen, müssen Sie erkennen und verstehen. Dann können Sie sie auch für Ihre eigene Geschichte einsetzen.
  • Aufgabe: Nehmen Sie die Bausteine eines Films, den Sie nicht mögen. Können Sie sie neu anordnen, um einen Film zu erhalten, den Sie mögen?

Die Protagonisten

  • Eine Figur muss für ihre Versuche mehr bewundert werden als für die tatsächlich erreichten Erfolge.
  • Was kann Ihr Charakter gut? Wann fühlt er sich wohl? Nehmen Sie die Gegenteile davon und konfrontieren Sie ihn damit. Wie würde er handeln?
  • Ihre Charaktere brauchen Meinungen. Passive und formbare Charaktere wirken während dem Schreiben vielleicht sympathischer, sind aber Gift für den Zuschauer.
  • Was würden Sie fühlen, wenn Sie in der Situation Ihres Charakters wären? Ehrlichkeit macht unglaubliche Situationen glaubwürdig.
  • Geben Sie dem Zuschauer bzw. Leser Gründe, sich auf den Charakter einzulassen. Was passiert, wenn er scheitert? Was steht auf dem Spiel? Lassen Sie es so aussehen, als könne er nur scheitern.

Das Storyboard

  • Es war einmal ___. Jeden Tag ___. Aber eines Tages ___. Aus diesem Grund ___. Bis schliesslich ___.
  • Bestimmen Sie das Ende der Geschichte, bevor Sie den Mittelteil beenden. Ernsthaft! Der Schluss ist harte Arbeit und wird Sie sonst behindern.
  • Wieso erzählen Sie gerade diese Geschichte? Warum bleibt die Flamme der Story am Brennen? Erkennen Sie diesen Kern und bewahren Sie ihn.
  • Kennen Sie sich selbst. Und den Unterschied zwischen «sein Bestes geben» und Rumjammern. Stories entstehen beim Testen, nicht Verfeinern.
  • Zufälle sind grossartig, um Charaktere in Schwierigkeiten zu bringen. Zufälle, die sie aus Schwierigkeiten herausholen, sind billig.
  • Was ist die Essenz Ihrer Geschichte? Was wäre die einfachste Art, sie zu erzählen? Finden Sie es heraus und setzen Sie genau dort an.

Das Original der Liste befindet sich auf Emma Coats’ Blog. Und nun viel Spass beim Schreiben.

Titelbild via Flickr: Toy Story 3fc –
dennis.pope85
(CC BY 2.0)



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