Tio de Nadal

7 kuriose Weihnachtsbräuche rund um den Globus

Weihnachten sind ruhige Stunden im Kreis der Familie? Nicht unbedingt. Wir zeigen, dass es auch anders geht. Mit lebhaften Beispielen aus aller Welt.

In Schweden verbrennen sie Ziegen

Statt Kerzen entfachen die Schweden lieber ein Strohfeuer. Im wahrsten Sinne des Wortes: In der Stadt Gävle wird seit 1966 im Dezember der «Gävlebocken» aufgestellt, eine 13 Meter hohe Strohziege. Bei der ersten Ausführung ist die Ziege an Silvester unter ungeklärten Umständen in Flammen aufgegangen. Seither hat sich der Kampf zwischen Ordnungskräften und Brandstiftern zu einer Tradition entwickelt. Die Highlights: 1976 wurde die Ziege mit einem Auto gerammt, 2005 im «Herr der Ringe»-Stil mit brennenden Pfeilen entfacht. Die Überlebensquote liegt bei 45 %. 2016 hat sie nicht mal den Tag der Einweihung überlebt.

Essensschlacht erlaubt

Der Loksa-Pudding ist bei einem slowakischen Weihnachtsmahl so sicher wie das Amen in der Kirche. Nach dem Genuss dieses traditionellen Desserts kommt das Familienoberhaupt zum Zug. Der letzte Rest wird nämlich nicht in den Mund, sondern mit grossem Schwung an die Decke befördert. Und bleibt dann dort kleben. Hoffentlich. Je weniger wieder runtertropft, desto besser soll die Ernte im nächsten Jahr werden.

Truthahn auf Anglo-Japanisch

Im Land der aufgehenden Sonne hat Weihnachten keine lange Tradition. Nur 1 % der Bevölkerung ist christlich. Den westlichen Kaufrausch wollen sich die Japaner – und findige Marketingleute der US-Konzerne – aber nicht entgehen lassen. Mittlerweile werden Milliarden in Dekorationen, Essen und Geschenken umgesetzt. Das Paradebeispiel ist Kentucky Fried Chicken (KFC). 1974 lancierte der Fast-Food-Gigant die Werbekampagne «Kurisumasu ni wa kentakkii!» (Kentucky zu Weihnacht). Der Slogan war so erfolgreich wie einfach. Begierig nach westlicher Esskultur stürzten sich die Japaner auf die frittierten Flügel. Denn Truthähne sucht man im ganzen Land vergebens. Die Tradition hat bis heute Bestand: Jährlich bilden sich vor den KFC-Filialen riesige Schlangen. Zum ursprünglichen «Chicken and Wine» für umgerechnet $ 10 gesellen sich heute Kuchen und Champagner. Und treiben den Preis auf festliche $ 40.

Mikronesien: Hygiene muss sein

Die Mikronesier verbringen Weihnachten in der Kirche. Einen ganzen Tag lang. Vor Lebensfreude sprudelnd, mischen die Insulaner gerne auch rauchende Knallkörper unter die rhythmischen Trommelklänge. Der Höhepunkt des Tages ist wie hierzulande die Übergabe der Geschenke. Nur ist jedem schon vorher klar, was er bekommt: Zwei Stück Seife. Die adäquate Reaktion auf die Bescherung? Man applaudiert sich lautstark selbst. Wie das aufzufassen ist, konnten wir nicht herausfinden. Vielleicht als Kompliment für die eigene Körperhygiene?

Weihnachtsgans à la Inuit

In Grönland wird Weihnachten kulinarisch gefeiert. Oder so ähnlich. Das traditionelle Menü nennt sich «Kiviak» und bedarf grosser Vorbereitung. Im Frühjahr fängt man eine möglichst dicke Robbe. Dazu kommen 400 Auks, niedliche kleine Vögel, die einem Pinguin ähneln. Die ausgeweidete Robbe wird so lange mit Schnäbeln, Füssen, Flügeln und Federn gefüllt, bis nichts mehr Platz hat. Dann versiegelt man das Ganze mit Fett und setzt sich ein paar Mal darauf. Der Festtagsschmaus wird im Permafrostboden eingelagert und dann an Weihnachten auf kleiner Flamme gegart. Wer sich traut, wird überrascht: Schmecken soll der Kiviak ähnlich wie Blauschimmelkäse. Guten Appetit.

Auf Rollerblades zum Gottesdienst

Die Bewohner von Caracas, der Hauptstadt von Venezuela, feiern Weihnachten wie bei uns. Fast jedenfalls. Zum traditionellen Kirchenbesuch pilgert man nämlich nicht zu Fuss oder mit dem Auto. Nein, die Venezolaner beweisen etwas mehr Lebensfreude: Man bewegt sich auf Rollerblades fort. Dabei wird lautstark gefeiert. Auf keinen Fall fehlen dürfen Böller und «Jesus wurde heute geboren»-Rufe.

Piñata catalán

Der Tió de Nadal ist ein ausgehöhlter Baumstamm, der mit einem lächelnden Gesicht bemalt wird. Im Advent ist er in den meisten Wohnzimmern Barcelonas zu finden. Jeden Abend befüllen ihn die Kinder mit Nüssen und Süssigkeiten. An Heiligabend geht es dann rund. Mit einem Stock schlagen die Kids auf den Stamm ein und befehlen ihm, sich von der Ladung zu entledigen. Im Volksmund heisst der Tió de Nadal darum auch «Caga tió», der kackende Baumstamm.

Bild via Flickr: Tió de Nadal – OK Apartment (CC BY 2.0)



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