Unkaputtbar PET Flasche

Unkaputtbar: 9 Verballhornungen und wo sie herkommen

Von Hokuspokus bis unter aller Kanone

Der deutsche Sprachschatz verändert sich. Und das nicht erst seit es das Jugendwort des Jahres gibt. «Bambusleitung» in den Top 5? Da waren unsere Vorfahren aber mindestens so kreativ. Zum Beispiel mit Verballhornungen, bei denen man alte Ausdrücke entstellt und ihnen einen neuen Sinn gegeben hat. Unsere Favoriten.

unkaputtbar

  • Bedeutung: nicht kaputt zu kriegen, unzerstörbar
  • Herkunft: Diese Wortneuschöpfung stammt aus der Werbung. 1990 bis 1992 verbreitete Coca Cola das Wort zur Einführung der ersten PET-Mehrweg-Flasche. Und obwohl – oder gerade weil – die Aussage nachweislich falsch ist, ist auch das Wort selbst kaum kaputt zu kriegen. Muttersprachler merken sofort, dass da irgendwas nicht stimmt. Adjektive können nicht mit dem Suffix -bar kombiniert werden. Eigentlich. Das geht nur mit Verben; korrekt wäre also unkaputtmachbar.

Pustekuchen

  • Bedeutung: von wegen
  • Herkunft: Theorie Nr. 1 verortet die Herkunft im Jiddischen. Aus der Redewendung «Ja cochem, aber nicht lamdon» («Zwar gerissen, aber kein Gelehrter») wurde «Ja Kuchen, nicht London», womit man «Das ist ja Quatsch» meinte. Das war im frühen 19. Jahrhundert. Später benutzte man nur noch die Kurzversion «Kuchen». Mit dem Zusatz «Puste» wird signalisiert, dass die Behauptung nur aus heisser Luft besteht.

    Nach Theorie Nr. 2 erfand Goethe den Ausdruck, um seinen Widersacher Johann Friedrich Wilhelm Pustkuchen zu verhöhnen.

Hokuspokus

  • Bedeutung: Grosses Getue um nicht erkennbare Taten
  • Herkunft: Der Begriff entstammt – wen wundert’s – der katholischen Kirche. Bei der Wandlung von Brot und Wein sprach der Priester lange Zeit die Formel «Hoc est enim corpus meum» («Dies ist mein Leib»). Da der Durchschnittskirchgänger aber kein Latein verstand, hörte er nur «Hokuspokus».

Ballermann

  • Bedeutung: 4 km langer Strandabschnitt zwischen El Arenal und Palma de Mallorca
  • Herkunft: Die übliche Lebensumgebung deutscher Kulturtouristen auf Mallorca sind die «Balnearios» (spanisch für «Badeorte»). Damit man sich am umtriebigen Strand zurecht findet, wurden die Cafés entlang der Riviera von 1 bis 15 nummeriert. Nur dumm, dass das Wort für den durchschnittlichen Oberbayern-Besucher kaum auszusprechen ist. So fand sich bald ein anderer Ausdruck. Und der passt erst noch besser zur vor Ort üblichen Tätigkeit.

Hals- und Beinbruch

  • Bedeutung: Viel Glück!
  • Herkunft: «Hatslokhe u brokhe» (jiddisch) bedeutet wortwörlich «Glück und Segen». Und wurde wohl nicht von allen Deutschsprechenden richtig verstanden. Ein anderer Erklärungsansatz ist die Annahme, dass die Schicksalsmächte gute Wünsche oft ins Gegenteil verkehrten. Wer jemandem also schon Hals- und Beinbruch wünscht, trickst das Schicksal zu Gunsten eines positiven Ausgangs aus.

Es zieht wie Hechtsuppe

«Das kann doch wohl nicht Warzenschwein.»

  • Bedeutung: «Das kann doch wohl nicht wahr sein.»
  • Herkunft: Ja, auch Onkel Bert greift für seine Schenkelklopfer am Familienessen tief in die Verballhornungs-Kiste. Woher dieses Ungetüm kommt, wissen wir nicht. Interessiert aber auch niemanden.

Guten Rutsch

  • Bedeutung: Komm gut ins neue Jahr
  • Herkunft: Die Quelle des guten Rutschs heisst «Rosch ha-Schana» und bedeutet auf Jiddisch «Haupt des Jahres» oder «Anfang des Jahres». Die Details dieser Redewendung haben wir schon kurz vor Silvester geklärt.

Unter aller Kanone

  • Bedeutung: äusserst schlecht, absolut lächerlich sein
  • Herkunft: Scherzhafte Eindeutschung von «sub omni canone» («unter jedem Massstab») aus dem Lateinischen. Der ursprüngliche Ausdruck kommt aus dem Schulwesen. Wer «unter jedem Massstab» war – also schlechter als die tiefstmögliche Note – musste bei der Prüfung schon etwas Besonderes geleistet haben. Zur Illustration: Auf Amazon findet sich ein Buch mit 222 Beispielen dazu.

Bild via Flickr: Bottled Water Macros December 02, 20106 – Steven Depolo (CC BY 2.0)



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2 Kommentare zu “Unkaputtbar: 9 Verballhornungen und wo sie herkommen”



  • Mailer am 12. April 2022 22:21 Uhr

    „Schreibe einen Kommentar“ … soll man das oben Gelesene für profund halten,
    wenn Sie nicht eimal die korrekte Befehlsform von „schreiben“ zu kennen scheinen?


  • Michael am 15. November 2022 21:39 Uhr

    Bemerkenswert, wie viele Verballhornungen aus dem Jiddischen stammen…
    „Rosch ha-Schana“ kommt eigentlich direkt aus dem Hebräischen. So heißt auch heute noch das jüdische Neujahrsfest.


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