Ironie_Sarkasmus_Zynismus

Ironie, Sarkasmus, Zynismus – was ist der Unterschied?

Es gibt sarkastische Zyniker und zynische Ironie. Alles dieselbe Leier also? Nicht ganz. Heute zeigt Supertext die gar nicht mal so kleinen Unterschiede.

«Lass uns spazieren gehen, das Wetter ist so schön», sagte er und schaltete den Fernseher ein. Nein, es war kein schönes Wetter. Und ja, die Bemerkung war ironisch. Nicht sarkastisch oder zynisch. Im Alltag verwenden wir Sarkasmus, Ironie und Zynismus oft synonym. Das greift aber bei weitem zu kurz.

Ironie: Verleiht Gewicht. Wenn sie denn erkannt wird.

Ironie ist das wohl weitverbreitetste Stilmittel in der mündlichen Kommunikation. Eine Botschaft wird ins Gegenteil verkehrt; man äussert also das Gegenteil von dem, was man eigentlich meint. Eingesetzt wird das Stilmittel oft, um Kritik zu üben oder etwas humoristisch zu unterstreichen. Allgemein verleiht es der Aussage mehr Gewicht.

«Rechtschreibung ist sowieso überbewertet.»

Wer uns Supertexter kennt, weiss, dass die Aussage nur ironisch gemeint sein kann. Im Alltag ist das Dekodieren oft schwieriger. Es setzt Weltwissen beim Hörer, Angaben zum Kontext und oft auch Kenntnis des Sprechers voraus. Setzen Sie Ironie also mit Bedacht ein, um peinliche Momente – und die müssige Korrekturphrase «Das war ironisch gemeint» – zu vermeiden. Speziell in der geschriebenen Sprache, wo unterstützende Faktoren wie Tonfall und die Mimik fehlen.

Sarkasmus: (passiv) aggressiv

Im Gegensatz zur Ironie ist Sarkasmus selten lustig. Es ist Hohn und Spott, zielt darauf ab, den Empfänger zu verletzen oder vor anderen lächerlich zu machen. Kein Wunder: Es stammt vom Altgriechischen sarkázein (zu Deutsch «zerfleischen») ab.

Sarkasmus beschreibt also die Absicht einer Aussage, nicht das eigentliche Stilmittel. So müssen sarkastische Aussagen nicht zwingend ironisch sein:

«Heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen.» Sokrates

Sehr oft kommen Sarkasmus und Ironie aber in Kombination vor. Speziell in der persönlichen Kommunikation. Und genau darum bereitet auch die Abgrenzung immer wieder Mühe.

«Kein Problem, warte ruhig noch etwas länger. Die Ampel wird sicher bald nochmals grün.»

Trotz «böser» Absichten ist Sarkasmus nicht immer nur schlecht. Vorausgesetzt, er wird vom Empfänger richtig dekodiert. Massvoll eingesetzt belebt Sarkasmus die Gesprächskultur und fördert sogar nachweislich die Kreativität von Absender und Empfänger.

Zynismus: bitterböse oder einfach realistisch?

Sarkasmus und Ironie beziehen sich auf einzelne Aussagen; Zynismus geht weit darüber hinaus. Es ist eine Denkhaltung, die geltende Normen ablehnt und für lächerlich hält. Dabei benutzen Zyniker natürlich sehr oft sarkastische und/oder ironische Aussagen, was dazu führt, dass sie als verbittert wahrgenommen werden.

«Glück ist, wenn das Pech die anderen trifft.» Horaz

«Wenn dein Gewissen rein bleiben soll, darfst du es nicht benutzen.» Otto von Bismarck

Bitterböse muss das aber nicht sein. So befand zum Beispiel Oscar Wilde: «Ich bin durchaus nicht zynisch, ich habe nur Erfahrung – und das ist so ziemlich dasselbe». Gerade in Grossbritannien ist der Zynismus im Rahmen des legendären schwarzen Humors populär.

Ironie, Sarkasmus und Zynismus lassen sich theoretisch also klar unterscheiden. Beim konkreten Anwendungsfall gibt es aber fast immer Überschneidungen. Blanke Ironie.

Bild via Flickr: Ironic – Mark Harrington (CC BY-ND 2.0)



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25 Kommentare zu “Ironie, Sarkasmus, Zynismus – was ist der Unterschied?”



  • cris am 11. Juni 2018 11:29 Uhr

    https://blog.supertext.ch/2017/02/ironie-sarkasmus-zynismus-was-ist-der-unterschied/

    Rechtschreibung: müßig nicht müssig, maßvoll nicht massvoll!!


  • Fabio Schmuki am 12. Juni 2018 15:26 Uhr

    Hallo Chris

    Klares Jein. Da der Post bei uns in Zürich geschrieben wurde, hat das mit dem fehlenden Eszett schon seine Richtigkeit. In der Schweiz verwenden wir nämlich keines. Siehe: https://blog.supertext.ch/2016/11/eszett-die-wichtigsten-regeln-fuer-schweizer/

    Wäre der Beitrag von unseren Kollegen in Berlin auf Deutsch (Deutschland) geschrieben worden, sähe es natürlich anders aus. https://blog.supertext.ch/2015/07/der-unterschied-zwischen-deutschem-und-schweizerischem-hochdeutsch/

    Supergruss aus Zürich,
    Fabio


  • Nico am 11. Juli 2018 4:15 Uhr

    Hallo,
    ich dachte immer Sarkasmus wäre wie Ironie, nur dass er beim übertreiben noch spöttisch ist. Habe oft mit Freunden die Diskussion und bin nach dem Artikel immernoch verwirrt. Das Beispiel von Sokrates klingt für mich nur zynisch. Und dass Sarkasmus auch ohne Ironie noch Sarkasmus ist verwirrt mich auch. Ist es dann nicht einfach pessimistisch?
    Ich bin verwirrt
    Grüße aus Hessen


  • Susa am 18. Oktober 2018 13:59 Uhr

    Das „müssig“ hatte mich auch erst gestört.
    Und wie steht es mit dem sie/Sie? Gilt da auch das Schweizer Argument?
    „Ironie: Verleiht Gewicht. Wenn Sie denn erkannt wird.“


  • Fabio Schmuki am 18. Oktober 2018 14:52 Uhr

    Da haben Sie natürlich recht. Man schreibt in diesem Fall auch in der Schweiz «sie». Danke für den Hinweis, wurde korrigiert.


  • Delf am 29. Oktober 2018 4:02 Uhr

    Ironie ist ein Stilmittel, Sarkasmus eine zerstörerische Absicht und Zynismus eine Charaktereigenschaft, die Normen verlächerlicht. Kann man das so sagen?

    Vor dem Hintergrund, daß es Sokrates nie um öffentliche Demontagen seiner Gesprächspartner ging, würde ich den von ihm hier zitierten Satz „Heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen“ als zynisch bezeichnen, nicht als sarkastisch.

    Und, ja, ich schreibe „daß“, weil ich das Eszett ganz einfach mag! :-)


  • Matt Wurst am 12. Juli 2019 0:08 Uhr

    Nur ein Narr schaut den Finger an und nicht in die Richtung in die er zeigt.
    Also was soll das mit den Schreibweisen?


  • CeHa am 21. Juli 2019 11:50 Uhr

    Zur obigen Diskussion um die Rechtschreibung:
    Schweiz oder Deutschland – ss oder ß – Sie oder sie – Chris oder cris – Fehler unterlaufen eben.
    Vielleicht könnten wir Narren uns darauf einigen, sowohl den Finger selbst wie auch die Richtung, in die er zeigt, zu beachten!?!


  • Cris am 19. August 2019 18:35 Uhr

    1+2=4 alles klar!? = sarkastisch(dumm)
    1+2=3 weil ja… = ironisch(dumm)
    Weil ja 1+2 nicht 3 ist! Ist zynisch(gemein aber trotzdem ehrlich)


  • Peter Tschanz am 1. Januar 2020 20:55 Uhr

    @ cris
    Die Schweizerische Variante des Standarddeutschen bezeichnet man als Schweizerhochdeutsch. Es unterscheidet sich durch zahlreiche Besonderheiten in Wortschatz, Wortbildung, Morphologie, Syntax, „Orthografie“ und Aussprache. Diese Besonderheiten werden als „Helvetismen“ bezeichnet. Das Schweizerhochdeutsch wird in der Schweiz auch Schriftdeutsch, Schriftsprache oder einfach nur Hochdeutsch genannt. Schweizerhochdeutsch darf nicht mit dem „Schweizerdeutschen“ verwechselt werden, unter dem die in der Deutschschweiz als Umgangssprache gebräuchlichen alemannischen Dialekte zusammengefasst werden.


  • Florian am 14. Februar 2020 11:07 Uhr

    Interessanter Artikel! Auch wenn man die Begriffe im Alltag oft benutzt, ist einem der Unterschied doch nicht immer ganz klar.
    Also, danke dafür! Nicht ironisch gemeint..:-)


  • Dennis am 19. März 2020 7:18 Uhr

    Sokrates´ Zitat:“Heirate oder heirate nicht. Du wirst beides bereuen“, interpretiere ich definitiv als eine sozialkritische Denkweise gegenüber der Ehe und ordne sie somit dem Zynismus zu.
    In der Tatsache, dass beide gegensätzliche Optionen (dennoch) eine negative Folge auf sich ziehen liegt gleichzeitig eine Ironie.
    Lediglich ausgesprochen als eine Aussage gegenüber der eigenen Ehefrau würde ich sarkastische Züge einräumen.


  • Jörg W. aus H. am 13. Mai 2020 12:48 Uhr

    Ich möchte dann auch noch meinen Senf dazu geben bezüglich Sokrates-Zitat:
    «Heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen.»
    Darin steckt die Ironie des Lebens.
    Nimmt man es mit Galgenhumor, aber meint es schon recht negativ dann ist es wohl Sarkasmus.
    Meint man es aber bitter Ernst, dann ist es Zynismus.
    Und den „Ernst“, ja den lasse ich so stehen, für unsere Freunde der Rechtschreibung.
    – Das war sarkastisch gemeint!


  • Andreas am 7. Juni 2020 0:07 Uhr

    „Heirate oder heirate nicht, du wirst beides bereuen“

    Das Zitat stammt doch von Kierkegaards „Entweder – Oder“:

    https://www.textlog.de/kierkegaard-vortrag-entweder.html


  • lorcan am 28. November 2020 4:56 Uhr

    Sie erwähnen Großbritannien unmittelbar nach Oscar Wilde, als würden Sie ihn für einen Bürger Großbritanniens halten.
    Er stammt jedoch aus Irland,
    und dort empfindet man eine Verwechselung mit Großbritannien als einen Akt,
    der noch wesentlich verwerflicher ist als Zynismus.
    (etwa ähnlich als würde jemand behaupten,
    die Schweiz wäre ein Teil von Deutschland..)


  • Dea* am 16. Januar 2021 12:04 Uhr

    Nachdem die Frage nach Klein-und Großschreibung sowie der Verwendung des ss/ß geklärt ist – zum Inhalt:

    Danke für die kurze und treffende Zusammenfassung!
    Das wird mir tatsächlich weiterhelfen, ich war öfter unsicher, was die Anwendung der drei Begriffe betrifft. Super erklärt und auch einprägsam für die Zukunft.

    Viele Grüße in die


  • anna am 8. Dezember 2021 17:40 Uhr

    Leute, warum macht ihr eine Doktorarbeit daraus? Also bevor ihr diese Aussagen trefft, schaltet euer Gehirn ein und bedenkt mit Einfühlungsvermögen, kommt meine Aussage negativ oder POSITIV LUSTIG RÜBER. Hierzu braucht es natürlich auch Feingefühl. Frage: „Ist meine hier geschriebene Aussage Sarkasmus oder IRONIE ?“


  • Carlos Larrea am 14. Juli 2022 21:59 Uhr

    Ich möchte mich hiermit für diese außergewöhnliche Erklärung, die meine Frage über den Unterschied zwischen Zynismus, Ironie und Sarkasmus geantwortet, bedanken.
    Ich habe mich schon einmal bedankt, warum darf man nicht es nochmals zu tun?
    Auch die Kommentare dazu finde ich, für mich, geistreich.
    Herzlichen Dank


  • burg mugglin-gmür am 20. August 2022 11:17 Uhr

    Frisch von meiner 80jährigen Leber: Ich finde Sarkasmus 100% der Ironie zugewendet. Er ist der grosse Bruder der kleinen lieben Schwester. Dass er bösartig sein soll, finde ich nicht richtig, denn bösartig ist bewusst und somit eben zynisch. Im Sarkasmus hat es einfach ein bisschen mehr Energie als in der Ironie, und manchmal braucht es diese. Ist doch schön wenn diese Energie zur Verfügung steht. Zynisch ist eine zerstörerische Waffe, die in den Mund gelangt, wenn die Hoffnung gestorben ist.


  • Gerda Maria am 5. Oktober 2022 11:55 Uhr

    Allerherzlichsten Dank für den Beitrag – und überhaupt für die tolle Website !

    @ cris
    Das in Deutschland verwendete scharfe s ist seit sehr vielen Jahren nicht mehr Bestandteil der österreichischen und schweizerischen Orthographie-Regelsatzungen. Auch auf Computertastaturen fehlt es in diesen Ländern (Anwendung per Tastenkombination ist noch möglich). Deutschland ist unter den deutschsprachigen Ländern das einzige, das dieses sprachliche Relikt beibehalten hat. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Traditionsbewusstsein ist schön. Vielfalt / Lokalcouleur auch.


  • Karlanton am 11. Oktober 2022 20:30 Uhr

    Das entstehen von sz anstelle von „scharfem“ s, dürfte sich aus der notwendigkeit ergeben haben, in texten wie titel oder planköpfen, welche vorzugsweise nur in grossbuchstaben geschrieben werden bzw wurden etwas zu finden, das dem „scharfen“s in grossbuchstaben entspricht, gibts ja nur im kleinformat.
    Wie grad bemerkbar, tendiere ich auch eher zu „ss“ als „sz“.

    Sprache, schrift und rechtschreibung sind einer ständigen weiterentwicklung unterworfen. Mutieren halt wie aktuell die vieren.

    Der tee wurde vor hundert jahren noch thee geschrieben, sschrift war korrent bzw süterli.

    Heute sagen3 von 4 deutschen:
    betonG, bronGze, SCHanGse, pinGzette.
    Wird noch nicht so geschrieben, aber vermutlich eingang in den duden finden.

    Schön, dass es ein forum gibt, in dem man sich auch über diese, nicht lebensnotwendigen dinge austauschen kann.
    Den meisten ist sowas ja ohnehin piepegal.


  • Joe Schulz am 18. Oktober 2022 13:49 Uhr

    Es gibt einen großen Unterschied zwischen ß und Dopel-s, was folgender Satz verdeutlicht:

    Bier in Massen ist ungesund.
    Bier in Maßen ist gesund.

    … also ob man Maße mit ß oder ss schreibt, ergibt einen riesen Unterschied, wie man hier sehen kann.

    Gruß Joe Schulz


  • Anne Kriesemer-Jenny am 1. Dezember 2022 14:01 Uhr

    Es ist angenehmer etwas mit einem gewitzten Sarkasmus zu vernehmen als eine dauernde negative Klagerei zu hören. Auch scharfsinniger Zynismus sollte man nicht fürchten, denn dieser kann einem auch heilend die Augen öffnen – es gibt ja dazu auch immer die gegenteiligen positiven Ansichten und Argumente , welche langfristig gesehen die intelligentere Variante ist, da es einem dabei einfach in einer konstruktiven Art besser geht. Setzt man sich für die Wahrheit ein, sollte man nichts fürchten, weder Die Ironie, den Sarkasmus oder Zynismus. Es bracht mehr Leistung, sich für das Gut einzusetzen und die Metamorphose vom Negativen in das Positive umzuwandeln anstelle im Negativen zu verharren.


  • Sabine am 15. Dezember 2022 12:50 Uhr

    Servus mitanand! Toller Artikel und Erklärung. Die Unterschiede treiben mich schon eine Weile um. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss: es ist nicht allein die Absicht des ‚Senders‘ wie ein Zitat eingeordnet wird/werden kann – sondern zu mindestens dem gleichen Teil die Auffassung des ‚Empfängers‘ – vielleicht liegt hier sogar der größere Teil. Eben weil der Unterschied mitunter marginal sein kann. Spannend! Ich behaupte von mir, dass ich sowohl Ironie als auch Sarkasmus anwende. Aber nie Zynismus. Es mag also durchaus sein, dass dies zwar meine Absicht ist – aber nicht den Tatsachen entspricht, weil beim Gegenüber auch mal Zynismus ankommt.
    Und auch Ironie und Sarkasmus fließen schon mal ineinander, noch während ich den Satz ausspreche. Ist es daher müßig (ich mag das ß einfach :) ) über die Unterschiede auch nur nachzudenken? Nö, find ich immer noch sehr spannend. Danke also für den spannenden Artikel und die sehr gute Erklärung!


  • Ella am 15. Januar 2024 13:51 Uhr

    Hallo,
    ich muss sagen, für mich bedeutet Sarkasmus auch eine Art von Selbstironie! Sarkasmus ist harter Tobak, muss aber nicht verletzend sein. Manchmal braucht es eben ein stärkeres Ventil, um Dampf abzulassen. Es ist ja wohl so, dass jemand, der mit Sarkasmus reagiert zuvor bis aufs Blut gereizt wurde und dies betrifft meist persönliche Dinge oder Zustände, die um Grund unzumutbar sind!

    Andere laufen Amok, weil sie mit ihren Emotionen nicht anders umgehen können. Dagegen ist doch Sarkasmus harmlos…


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