Warum Franzosen eine Katze im Hals haben

Redewendungen zu lokalisieren ist die absolute Königsdisziplin für jeden Übersetzer. Sie spiegeln ganz individuell den Humor und die Kulturgeschichte eines Landes wider. Wir haben die englischen und französischen Pendants bekannter deutscher Sprichworte gesammelt.

Jemandem die Daumen drücken

Im Englischen sind die „Fingers crossed“ und auch im Französischen kreuzt man die Finger, um jemanden Glück und Erfolg zu wünschen: „Je croise les doigts“. Das Kreuzen der Finger hat ursprünglich wohl einen religiösen Hintergrund. Im Spätmittelalter wollte man so um den Schutz Gottes bitten. Dass man in Deutschland die Daumen drückt, lässt sich auf die Germanen zurückführen. Ohne Daumen wären diese beim Jagen und Kämpfen leer ausgegangen.

Einen Frosch im Hals haben

Dass wir Deutsche und auch die Engländer manchmal einen Frosch im Hals beziehungsweise „a frog in one’s throat“ haben, verdanken wir den alten Römern. Denn der berühmte Frosch fühlt sich wie ein Geschwulst im Rachen an. Der medizinische Fachausdruck „ranula“ klingt ähnlich wie der lateinische Name für Frosch, „rana“. In Frankreich hat man ebenfalls ein Tier im Hals – doch hier ist es eine Katze: „On a un chat dans la gorge“.

Jeder Topf findet seinen Deckel

Nicht nur viele Deutsche, sondern auch die Anglofonen glauben, dass es da draußen den Einen (oder die Eine) gibt. Was bei uns mit „Jeder Topf findet seinen Deckel“ umschrieben wird, hat auf Englisch das Pendant Jack und Jill, die ganz sicher irgendwann zueinander finden werden: „Every Jack has his Jill“. Sachlicher geht es im Land der Mode zu. In Frankreich glaubt man, den passenden Schuh für seinen Fuß zu finden, mit dem man durch sein restliches Leben schreitet: „Trouver chaussure à son pied“.

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach

Während die Deutschen hier zwischen kleinem und großem Vorteil abwägen, werden in anderen Sprachen ganz pragmatisch Zahlen verglichen: ein Vogel in der Hand vs. zwei Vögel im Busch („A bird in the hand is worth two in the bush“) etwa bei den Engländern. Bei den Franzosen wird es hingegen fast philosophisch. Sich jetzt mit einer Sache zufrieden zu geben ist besser, als irgendwann zwei Dinge zu besitzen: „Un tiens vaut mieux que deux tu l’auras“.

Titelbild via Pixabay: Alexas Katze (CC00)



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