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Leichte Sprache: Was, wie und vor allem – für wen?

Texte zu schreiben, die alle verstehen, ist alles andere als einfach. Darum gibt es die Leichte Sprache. Sie hilft dabei, Kommunikation inklusiv und barrierefrei zu gestalten. Mit klaren Regeln für maximale Verständlichkeit.

In einer Welt, in der wir regelrecht mit Informationen bombardiert werden, ist es umso wichtiger, dass alle Menschen Zugang zu klaren und verständlichen Informationen haben. Genau hier kommt die Leichte Sprache ins Spiel. Seit 2020 ist sie für öffentliche Institutionen in der EU wie der Schweiz verpflichtender Bestandteil ihres Webauftritts – und auch die Privatwirtschaft wird hellhörig.

Was ist Leichte Sprache? Ein Beispiel.

Die Leichte Sprache ist ein neuer Ansatz zur inklusiven Kommunikation. Ihr Ziel: geschriebene Informationen der ganzen Bevölkerung zugänglich zu machen – ganz unabhängig von Bildungsstand, Lernbegabung oder Sprachkenntnissen.


Viele Menschen haben Probleme beim Lesen und Schreiben.
Zum Beispiel Menschen mit Lern-Schwierigkeiten.
Sie verstehen wichtige Informationen im Alltag nicht.
Deshalb gibt es die Leichte Sprache.
Leichte Sprache ist einfaches Deutsch.
Viele Menschen verstehen Texte in Leichter Sprache besser.
Zum Beispiel Texte von Ämtern.
So können alle Menschen wichtige Informationen lesen und verstehen.
Niemand hat einen Nachteil.


Auf den ersten Blick zeichnet sich die Leichte Sprache also durch einfache Sätze, viele Umbrüche, zusätzliche Bindestriche und fett geschriebene Textteile aus. Auf den zweiten steckt aber ein austariertes System dahinter.

Wer ist die Zielgruppe?

Um das zu erläutern, werfen wir einen Blick auf die sechs Stufen des Europäischen Referenzrahmens für Sprachen: A1, A2, B1, B2, C1 und C2.

Auf der niedrigsten Stufe (A1) versteht man bekannte Wörter und einfache Sätze, die höchste Stufe (C2) entspricht einem Hochschulniveau. Die schriftliche Standardsprache befindet sich auf dem Niveau B2–C1.

Die Leichte Sprache will Menschen mit Sprachkenntnissen auf dem Niveau A1 bis A2 unterstützen. Damit richtet sie sich insbesondere an Menschen mit Lernschwierigkeiten, geringen Deutschkenntnissen, Leseschwäche oder Demenz. All ihnen verschafft die Leichte Sprache einen Zugang zum Schriftlichen und fördert so ihre Selbstbestimmung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Nach welchen Regeln funktioniert die Leichte Sprache?

Das Ganze basiert auf einem klaren Regelwerk, erarbeitet vom Netzwerk Leichte Sprache. Hier die wichtigsten Pfeiler.


Leichte Sprache setzt auf:

  • kurze, einfache und genaue Wörter
  • Wortwiederholung statt Synonyme
  • aktive Wörter
  • kurze Sätze
  • einfachen Satzbau
  • positive Formulierungen anstelle von «nicht»-Konstruktionen (oder deren klare Kennzeichnung, wo es keine Alternative gibt)
  • Erklärungen für komplizierte Begriffe, die sich nicht durch einfache ersetzen lassen
  • eine einfache und gut lesbare Textgestaltung
  • einen Praxis-Test jedes Texts durch Prüfer*innen aus der Zielgruppe selbst

Leichte Sprache verzichtet auf:

  • Fach- und Fremdwörter
  • Abkürzungen
  • den Genitiv
  • den Konjunktiv
  • Redewendungen
  • bildliche Sprache
  • hohe Zahlen oder Prozent-Angaben
  • Sonderzeichen
  • Fragen im Text

Wofür eignet sich die Leichte Sprache speziell?

Leichte Sprache dient in erster Linie der Barrierefreiheit. Besonders wichtig ist sie darum in der Kommunikation öffentlicher Dienststellen oder Behörden, die möglichst ohne fremde Hilfe verständlich sein soll.

So sieht es auch die EU. Mit der Richtlinie 2016/2102 verpflichtet sie öffentliche Institutionen dazu, die «wesentlichen Inhalte ihrer Internetseite» auch in Leichter Sprache verfügbar zu machen. Basierend darauf hat auch die Schweiz einen entsprechenden Accessability Standard eCH-0059 erlassen. Aber auch offline setzt sich die Leichte Sprache bei Ämtern und Behörden zunehmend durch, sodass z. B. Abstimmungsunterlagen je nach Region bereits eine Version in Leichter Sprache enthalten.

Aber auch in der Privatwirtschaft ist die Leichte Sprache ein Thema – und das nicht nur aus sozialen Überlegungen. Speziell für Unternehmen, deren Angebot sich an eine sehr breite Kundschaft oder sogar spezifisch an eine der Zielgruppen der Leichten Sprache wendet, kann sich die Investition lohnen. Denn wer Geschriebenes besser versteht, muss weniger Rückfragen stellen, hat eine bessere User Experience und bleibt einer Marke eher treu.

Wie komme ich zu einem Text in Leichter Sprache?

Oft lohnt es sich, einen Text von Grund in Leichter Sprache zu verfassen, statt einen Standarddeutschen Text im Nachhinein zu «übersetzen». Denn eine Überarbeitung von Satz zu Satz ist nicht nur aufwendig, sondern auch selten zielführend.

Viel mehr braucht es eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt durch den «Übersetzer» oder die «Übersetzerin»: Was muss ich zusätzlich erklären? Welche Details kann ich weglassen? Bei welchen Teilen muss ich die Struktur überdenken?

Das Resultat ist ein neuer Text, der sich spezifisch an die Zielgruppe der Leichten Sprache richtet. Und wer könnte besser beurteilen, ob dieses Ziel erreicht wurde, als die Zielgruppe selbst? Deshalb ist eine der wichtigsten Regeln für Leichte Sprache, dass jeder Text auch tatsächlich von und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten überprüft wird.

Wie viele Informationen gehen verloren?

Grundsätzlich kann man jeden Text in Leichte Sprache umformulieren. Klar ist aber auch, dass dabei Informationen, Zwischentöne und Komplexität verloren gehen. Wie stark das der Fall ist, hängt vom einzelnen Text ab.

Wichtig ist es hier, das Hauptanliegen der Leichten Sprache im Blick zu behalten: Das Ziel ist es nicht, ein differenziertes Fachniveau zu erreichen. Es geht darum, die Kerninformationen verständlich zu vermitteln – dort wo ansonsten gar keine vermittelt werden könnten.

Wie war das nochmal mit der «Einfachen Sprache»? Wo liegen die Unterschiede?

Hauptsächlich bei der Zielgruppe. Die Einfache Sprache, oder Plain Language, bewegt sich auf dem Sprachniveau B1. Sie ist also eine weniger starke Vereinfachung der Standardsprache und soll Geschriebenes vor allem schneller und müheloser verständlich machen. Damit richtet sich eher an die breite Masse – auch an Menschen, die eigentlich über ein höheres Sprachniveau verfügen.

Hier gehts zu den Unterschieden im Detail.

Brücken statt Barrieren bauen – packen wir es an

Möchten auch Sie den Zugang zu Ihren Informationen für alle öffnen? Supertext hilft gerne dabei. Kontaktieren Sie uns und lassen Sie uns gemeinsam Ihre Texte in Leichte Sprache übersetzen. Denn Kommunikation sollte nie eine Barriere sein, sondern immer eine Brücke.

Titelbild via iStock



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