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SEO-Texte schreiben mit ChatGPT: Was das KI-Tool kann – und was nicht

Blitzschnell, endlos skalierbar und erst noch fast gratis: Die Hoffnungen für den Einsatz von KI-Tools wie ChatGPT für SEO-Texte sind gross. Zeit für den Realitätscheck – heute am Beispiel eines Webshops für Sonnenbrillen.

Chatbots wie ChatGPT und Large Language Models (LLMs) wurden zwar nicht speziell für SEO entwickelt, bieten aber dennoch interessante Anwendungen dafür. Natürlich experimentieren also viele Webseitenbetreibende mit den neuen Tools. Ja, wieso denn auch nicht? Google hat gemäss den neuen Spamrichtlinien nichts gegen maschinell generierten Content. Im Gegenteil: Der Suchmaschinen-Riese entwickelt mit LaMDA gerade seinen eigenen Chatbot, um diesen in die Suchoberfläche zu integrieren.

Aber wie hilfreich ist die KI wirklich, wenn es um Suchmaschinenoptimierung geht? Machen wir die Probe anhand von vier SEO-Klassikern:

1. Keyword-Inspiration

Nehmen wir an, Sie bauen gerade einen Onlineshop für Sonnenbrillen auf und möchten die Seitenstruktur an den vielversprechendsten Suchbegriffen ausrichten. Also benötigen Sie passende Keywords. Wenn Sie zum Beispiel bei ChatGPT das gewünschte Wort «Sonnenbrille» ins Suchfenster eingeben, baut die KI sogenannte Keyword-Cluster mit verwandten Suchbegriffen wie «Sonnenbrillen mit bunten Gläsern» oder «Retro Sonnenbrillen» auf.

Aber Achtung: KI-Modelle verstehen zwar, wie SEO funktioniert, haben aber keinen Zugriff auf Echtzeitdaten. Sie wissen also nicht, wie erfolgversprechend die vorgeschlagenen Keywords tatsächlich sind. Als Ausgangspunkt für eine vertiefte Analyse, zum Beispiel mit dem Keyword-Planer von Google, taugen sie aber allemal.

 

ChatGPT SEO Screenshot 1

 

2. Content-Ideen

Endlich steht Ihr Webshop. Jetzt fehlen nur noch die Besucher*innen, angelockt durch SEO-optimierten Content. Blogbeiträge müssen also her. Nur worüber genau? Fragen wir ChatGPT.

 

ChatGPT SEO Screenshot 2

 

Ein paar Anhaltspunkte haben wir definitiv bekommen. Die Themenvorschläge sind zwar brauchbar, aber leider weder besonders originell noch allzu spezifisch. Wollen wir also nicht im Meer von bestehenden Blogbeiträgen zu diesen Themen untergehen, müssen wir neben der Maschine auch noch unseren Hirnschmalz anwerfen.

3. Meta Title und Meta Description

Meta-was? Klären wir erst die beiden Begriffe.

Der Meta Title ist der Name, den Sie einer Seite geben. Er ist sowohl im Browser-Tab als auch in den Suchresultaten als Titel zu sehen. Der Meta Title sollte bei jeder URL auf Ihrer Website einzigartig und gemäss aktuellen SEO-Empfehlungen max. 60 Zeichen lang sein.

Die Meta-Description dagegen ist eine Kurzzusammenfassung, die zwar nicht auf Ihrer Seite zu sehen, dafür umso wichtiger für Google und Co. ist. Sie hilft den Suchmaschinen dabei, Ihre Seite thematisch einzuordnen. Und sie wird oft als Fliesstext unter dem Titel des Suchmaschinen-Resultats angezeigt. Hier werden aktuell maximal 160 Zeichen empfohlen.

 

ChatGPT SEO Screenshot 3

 

So, und kann ChatGPT nun auch mit dieser Aufgabe umgehen? Jein.

Das Tool kennt zwar die Begrifflichkeiten und ihre Anwendung. Ohne glasklaren Auftrag im Prompt kann es diese Meta-Texte aber noch nicht zuverlässig generieren, wie das Beispiel im untenstehenden Bild zeigt: Sowohl beim Meta Title (78 statt max. 60 Zeichen) wie auch bei der Meta Description (286 statt max. 160 Zeichen) schoss ChatGPT deutlich über das Ziel hinaus. Und auch in Sachen Stil haben wir ein paar Fragezeichen.

 

ChatGPT SEO Screenshot 4

 

Kurz: Als Arbeitsgrundlage sind die vorgeschlagenen Texte zwar brauchbar, sie ohne Überarbeitung zu veröffentlichen, empfiehlt sich aber nicht. Ausserdem gilt auch hier der Grundsatz: «Je genauer der Prompt, desto besser das Resultat».

4. Link-Building

Verlinkungen sind der Motor des Internets – und auch für SEO nach wie vor sehr wichtig. Man unterscheidet hier zwischen zwei Arten: Backlinks (also Links, die von anderen Seiten auf Ihre verweisen) und ausgehende Links (also solche, die von Ihrer Seite wegzeigen).

Backlinks sind für Sie besonders interessant. Grundsätzlich lautet hier das Credo «Mehr ist mehr». Neben der reinen Anzahl ist aber auch die Relevanz der verlinkenden Seite entscheidend. Je beliebter und vertrauenswürdiger die Seite, von der Sie einen Backlink erhalten, desto besser. Also fragen wir doch einmal bei ChatGPT, von welchen Seiten uns eine externe Verlinkung besonders helfen würde.

 

ChatGPT SEO Screenshot 5

 

Auch hier bekommen wir brauchbare Tipps inkl. Vorgehensweise. Und einen Disclaimer: «Bitte beachten Sie, dass mein Wissen bis September 2021 reicht und sich die Web-Landschaft seitdem verändert haben könnte.» So oder so hilft die Auflistung als Startpunkt Ihrer Link-Building-Mission.

Und auch für ausgehende Links, die Sie sparsamer und nur zum Mehrwert Ihrer Leser*innen zu maximal vertrauenswürdigen Zielseiten setzen sollten, hat ChatGPT ein paar Empfehlungen:

 

ChatGPT SEO Screenshot 6

 

Link-Building durchschaut ChatGPT also schon ganz gut. Jetzt bleibt für Sie (speziell bei den Backlinks) nur noch die Sisyphusarbeit: die entsprechenden Seitenbetreibenden tatsächlich dazu zu bewegen, Ihren Shop zu verlinken. Zum Glück sind Sie ja schon bei ChatGPT eingeloggt und können sich direkt eine E-Mail-Vorlage zu diesem Zweck generieren lassen.

Fazit: Inspiration statt Automation

ChatGPT wurde zwar nicht spezifisch für die Suchmaschinenoptimierung programmiert, kann aber doch in einigen Bereichen wertvollen Input liefern. Für Keyword-Clustering, Content-Ideen und Link-Building sind Chatbots ein brauchbares Hilfsmittel. Allerdings gibt es auch spezialisierte SEO-Tools, die bessere Ergebnisse ausspucken. Und ganz ohne Hirnschmalz geht es schlussendlich trotzdem nicht.

Wie bei jedem Tool gilt aber auch bei der künstlichen Intelligenz: Der Output hängt vom Input ab. Um SEO-Texte mit Hand und Fuss zu bekommen, braucht das Tool glasklare Anweisungen, wie das Beispiel mit den zu langen Meta Titles und Descriptions zeigt.

Das heisst für Sie: Ohne tiefgehende Expertise, wie SEO eigentlich funktioniert, wird es auch in Zukunft nicht gehen. Denn, was bei Google gilt, gilt auch bei ChatGPT: Nur wer die richtigen Fragen stellt, bekommt auch die richtigen Antworten.

 

Sie brauchen SEO-Texte, die wirken? Lassen Sie uns darüber reden.

 

Titelbild von Andrea Piacquadio via Pexels



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Ein Kommentar zu “SEO-Texte schreiben mit ChatGPT: Was das KI-Tool kann – und was nicht”



  • Tillmann am 17. Februar 2024 19:11 Uhr

    Vielen Dank für einen weiteren informativen Artikel. Meine anfängliche Begeisterung für ChatGPT ist zwar nicht verflogen, aber hat doch etwas nachgelassen. Der Aufbau der Texte ist doch immer sehr ähnlich und mich stört auch diese übertriebene Sprache. Ich denke mir immer: „Geht es auch eine Nummer kleiner?“

    Als Inspirationsquelle benutze ich AI aber nach wie vor.


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