S: Allô! Allô!
R: C’est toi, Simone?
S: Oui, c’est moi.
R: Ici René, René ton cousin de Genève.
Erinnern Sie sich? Die erste Franzstunde mit dem «On y va». Die meisten von Ihnen dürften so Französisch gelernt haben. So auch ich. Nach einigen Jahren Schulfranzösisch absolvierte ich im Rahmen meines Studiums ein Auslandsemester in Paris. Mit meinem gut gefüllten Schweizer Französischrucksack kam ich in meiner WG an und lernte meine Mitbewohner kennen, die schwer in Ordnung waren. Nur leider verstand ich sie nicht.
On a fait la teuf avec des nanas hier soir
Aha, ihr habt gestern euer Motorrad repariert. Aber warum war Nana mit von der Partie? Der ist doch kacke!? Wie Sie bestimmt wissen, wurden hier Verlan und Argot angewendet. Ich wusste, dass Verlan und Argot existieren, aber es war mir bis zu meinem Aufenthalt in Frankreich nicht klar, dass es so verbreitet ist. Ich dachte, das sei nur etwas für böse Jungs aus der Banlieue. Weit gefehlt, fast alle verwenden es.
Kehrtver
Argot hat eine lange Geschichte, heute bezeichnet man damit meist die Umgangssprache im Französischen. Verlan hingegegen ist eine lustige Spielerei in der französischen Sprache. Man bildet neue Wörter, indem man Silben der Ursprungswörter verdreht und dann noch ein paar Modifikationen hinzufügt. Also ungefähr so, wie ich das im Zwischentitel mit «verkehrt» gemacht habe. Schon der Ausdruck Verlan folgt dieser Regel: Die Ausgangsform l’envers wird zu «vers-l’en» verdreht und endet dann als Verlan.
Un truc de ouf
Allerdings gibt es keine allgemein gültige Regel dafür, welche Silben wie verdreht werden. Und im besten Fall sind die Ursprungswörter bereits im Argot. Das macht es für einen Aussenstehenden fast unmöglich, diese Begriffe zu verstehen. Ein Beispiel dazu mit dem umgangsgpsrachlichen Wort für Polizist: «Flic», was ungefähr unserem «Bullen» entspricht, heisst verlanisiert «keuf». Mitgekommen? Es geht noch weiter: Wenn ein Verlan-Wort den Weg in ein konventionelles Wörterbuch gefunden hat, tendieren Verlan-Verfechter dazu, das Wort ein weiteres Mal zu verlaniseren. In unserem Beispiel wird aus «keuf» dann «feuk». Und wenn Sie wissen, wie die Franzosen Englisch sprechen, sehen Sie die Referenz. Und die passt auch zu meinem nun etwas sturmen Kopf. Fuck.
Die Titel von oben nach unten übersetzt:
- Mit der Metro durch Paris (Tromé = Métro, Paname = Paris)
- Gestern Abend hatten wir eine Party mit irgendwelchen Mädels (teuf = fête, nana = femme). Obwohl auch für femme eine Verlanform besteht: meuf. Aber diese Form hat Antoine, mein damaliger Mitbewohner, selten verwendet.
- Kehrtver = verkehrt.
- Das ist verrückt. Un truc de ouf (ouf=fou).
Titelbild via Wikimedia Commons (CC BY 2.0)
2 Kommentare zu “Mit der Tromé durch Paname”
[…] lisant l’article de Mauro sur l’argot et le verlan, j’avoue avoir ressenti un petit soulagement linguistique. En anglais […]
[…] kurzem habe ich darüber geschrieben, dass ich Mühe mit dem Französischen hatte, als ich das erste Mal richtig in Frankreich war. Und mit «richtig in Frankreich sein» […]