Gehörlose sind Augenmenschen. So schreibt es der Schweizer Gehörlosenbund auf seiner Website. Die Sprache, die die Gehörlosen verwenden, die Gebärdensprache, ist demzufolge eine visuelle. Logisch, da ja das Gehör nicht oder nur ungenügend funktioniert, um sich mit der konventionellen Sprache verständigen zu können. Die Gebärdensprache besitzt wie die Lautsprache eine vollständige und komplexe Grammatik. Alles, was gesagt werden muss, kann gesagt werden.
Mit den Händen reden
Die Gebärdensprache ist nicht zu verwechseln mit dem Fingeralphabet, bei dem es, der Name sagt es bereits, um ein Alphabet geht, das mit den Fingern abgebildet werden kann. Es wird dazu verwendet, Namen zu buchstabieren und Dinge zu erklären, für die noch keine Gebärden bestehen. Die Gebärdensprache geht auf Mönche und Pfarrer zurück, die vor gut 200 Jahren die ersten Schulen für Gehörlose gründeten. Vorher lernten nur einzelne Gehörlose lesen und schreiben. Und um sich verständlich zu machen, verwendeten die Pfarrer und Mönche Gebärden; Schritt für Schritt entwickelte sich dadurch eine Sprache.
International verständlich
Man könnte meinen, die Gebärdensprache sei überall gleich. Ist sie aber nicht. Wie am obigen Beispiel zu sehen, entwickelten sich die Gebärden natürlich; es ist keine künstliche Sprache. Weltweit gibt es ungefähr 200 verschiedene Gebärdensprachen und innerhalb dieser Sprachen, Sie ahnen es, gibt es verschiedene Dialekte. In der Deutschweiz gibt es fünf verschiedene davon. Ob es, ähnlich wie bei der gesprochenen Sprache, einen Röstigraben gibt, konnte ich nicht herausfinden. Hoffentlich nicht; Gehörlose haben bereits genügend andere Gräben zu überwinden.
Titelbild via Flickr: sign language: friend – r.a. olea (CC BY 2.0)