Kennen Sie das Gefühl, das sich einstellt, wenn Sie Besuch erwarten und Sie vor die Tür gehen oder aus dem Fenster schauen, um zu sehen, ob diese Person kommt? Dieses Gefühl der Erwartung hat in der Inuitsprache einen Namen: Iktsuarpok. Oder wenn Sie ganz steife Schultern haben, weil Sie am Rücken verspannt sind? Die Japaner haben ein Wort dafür: Kata ga koru. Wir müssen aber nicht so weit reisen, um unübersetzbare Wörter für bekannte Phänomene zu finden. In Frankreich beschreibt man das Gefühl, das einen überkommt, wenn man sich an einem Ort fremd fühlt als Dépaysement. Aber auch im Deutschen gibt es solche Beispiele. Das bekannteste ist wohl Schadenfreude. Aber schonmal über Kummerspeck nachgedacht?
Unübersetzbar?
Ob die Wörter wirklich unübersetzbar sind, weiss ich nicht mit Sicherheit. Vielleicht gibt es in einer der gut 7000 Sprachen auf der Welt irgendwo eine genaue Entsprechung. Möglich. Das kommt unter anderem auf die Kultur an. Oder es gibt gar keine Entsprechung, da die Konnotationen, die ein Wort mit sich führt, nicht immer genau dieselben sind oder sein können. Das hiesse dann aber auch, dass Übersetzen per se nicht möglich wäre. Das hiesse dann aber auch, dass… Dieses Thema würde uns aber weit weg vom eigentlichen Blogpost führen; es geht ja um lustige Beispiele, die sich nicht eins zu eins übersetzen lassen. Im Folgenden noch ein paar Begriffe.
Komorebi
Während einer meiner Internetreisen stiess ich auf eine Seite mit ein paar Beispielen zu Wörtern ohne (englisches) Äquivalent. Adam Jacot de Boinod hat sogar ein Buch dazu herausgegeben, das den Namen «The Meaning of Tingo» trägt. Tingo bedeutet auf den Osterinseln folgendes: «Alle Objekte, die sich im Haus eines Freundes befinden und die einem gefallen, sein Eigen zu machen, indem man sie einzeln ausleiht». Wunderbar. So habe ich das früher mit DVDs gemacht.
Zum Schluss noch mein Favorit; er kommt aus dem Japanischen. Komorebi: «Sunlight that filters through the leaves of trees».
Bild: Screenshot Visual-ly
3 Kommentare zu “Übersetzen nicht möglich”
Mauro! „… die sich nicht 1:1 übersetzen lassen.“ – finde ich etwas bedenklich. Klar, ich verstehe, worauf Du hier hinaus willst, und ich weiss, dass Du’s weisst… Aber: Den Eindruck zu erwecken, dass ausser der „lustigen Ausnahmen“ alles 1:1 zu übersetzen ist, halte ich für etwas suboptimal, zumal ihr auch eine Übersetzungsagentur seid! Nichtsdestoweniger sind die Beispiele natürlich faszinierend – ein Wort für die Inuit, ein ganzer, komplexer Satz bei uns. Fantastisch! Sprache ist einfach – pardon my French – geil.
Hoi Dana
Merci für deinen Kommentar. Ich hatte eigentlich nicht vor, den Eindruck zu erwecken, dass man alles 1:1 übersetzen kann, was nicht zu den «lustigen Beispielen» gehört. In den Zeilen vor der erwähnten Aussage gehe ich darauf ein, dass man, überspitzt, auch sagen könnte, dass Übersetzungen an sich gar nicht möglich sind. Insofern wirkt die Aussage m. E. dann weniger absolut. Ich hoffe, dass ich mit diesem Kommentar mögliche Missverständnisse ausgemerzt habe. Ich war (und bin) vor allem davon fasziniert, wie in gewissen Sprachen ein einziges Wort einen Sachverhalt beschreibt und bei uns (oder im Englischen) ein ganzer Satz dafür nötig ist.
Schon klar, eben, ich weiss schon, welche Deine Intention war (ist) :-) Diese Faszination teilen wir ja offebar.