Vor kurzem hatte ich eine E-Mail-Konversation, die nicht privat war, sondern sich im Büroalltag abspielte. Wie eigentlich der grosse Teil meiner E-Mails überhaupt, das kennen Sie sicher.
Die Person, mit der ich Kontakt hatte, ist nicht viel älter als ich, der Umgangston war ein eher lockerer. Und der Abschiedsgruss war «Herzlich». Es hätte auch «Beste» oder «Freundliche Grüsse» sein können. Oder sogar «Liebe Grüsse». Das brachte mich zum Nachdenken, denn wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, welche ist dann die richtige? Wie verabschieden Sie sich souverän aus E-Mails im Geschäftsalltag?
Wie bei der Anrede kann man auch beim Abschied den Ton besser oder schlechter treffen. Ein Überblick:
Freundliche Grüsse
Neutral, geschäftlich, professionell. Und langweilig. Aber dafür sicher: Mit einem «Freundliche Grüsse» am Ende einer Mail liegen Sie nie falsch. Das ist sozusagen der Allrounder unter den Grussformeln im Geschäftsleben. Übrigens: Mit freundlichen Grüssen schreibt man nicht mehr, dieser Gruss wurde durch die freundlichen Grüsse ersetzt.
Beste Grüsse
Auch neutral, aber eine Spur wärmer als die freundlichen Grüsse. Ich persönlich verwende diese Formel recht oft, sie zeigt ein Verhältnis an, das das Gegenüber respektiert aber dennoch nicht zu zurückhaltend ist.
Herzliche Grüsse
Das ist schon recht persönlich. Ich verwende es nicht oft, es wird aber immer wieder gebraucht. Dieser Gruss hat eine persönliche Note und zeigt auf, dass man sich schon ein paar Mal geschrieben hat, sich kennt und dem Gegenüber freundlich gesinnt ist.
Liebe Grüsse
Das geht in die gleiche Richtung wie «Viele Grüsse». Hier herrscht ein sehr vertrautes Verhältnis vor, man kennt sich gut, ist allenfalls schon per Du. Ist aber durchaus in Ordnung für geschäftliche Korrespondenz. Was nicht geht, sind Abkürzungen wie LG oder einfach nur «Gruss», diese Formen sind eher für den Mail-Verkehr mit Freunden und Bekannten reserviert.
Alternativen
Die oben genannten Beispiele stellen nur ein paar Grundkategorien dar, es gibt selbstverständlich zahlreiche Zwischenstufen und individuell angepasste Gussformeln, die auch in Ordnung sind. Zum Beispiel solche mit Bezug zu Wetter oder geografischer Lage («Sonnige Grüsse nach Bern»).
Die Lösung
Um sich für einen Gruss zu entscheiden, müssen Sie sich eigentlich nur überlegen, wie gut Sie Ihr Gegenüber kennen und wie Sie auf ihn oder sie zugehen möchten. Ich würde hier auf das Bauchgefühl setzen und vor allem auf Abkürzungen oder Grussformeln aus dem Privatleben verzichten. Lieber ein Mal zu höflich als zu unhöflich sein. Wenn Sie diese drei Punkte beachten, können Sie fast nichts falsch machen.
Zur besseren Übersicht haben wir für Sie eine Höflichkeitsvorlage erstellt.
Titelbild via Pexels (CC0)
16 Kommentare zu “Der Knigge für E-Mail-Grussformeln: der Abschiedsgruss”
„Herzliche Grüsse“ finde ich neben sehr persönlich auch recht veraltet. Dann lieber ein neutraleres „Beste Grüsse“ oder sonst ein ernst gemeintes „Liebe Grüsse“. Und sonst, wenn alle Stricke reissen kann auch „Hochachtungsvolle Grüsse“ Wunder wirken.
Was gar nicht geht im Artikel oben: Gussformeln (sic!)
Ob ein Phänomen in Maßen oder in Massen auftritt, lässt sich im Deutschen trefflich unterscheiden – aber das ist ein anderes Thema, das man in der deutschsprachigen Schweiz wohl leider nicht nachvollziehen kann ;-)
Kollegiale Grüße aus Berlin,
Bernd
Vielen Dank für die schöne Vorlage mit der Zusammenstellung der Begrüßungs- und Abschiedsformeln. Die Kommentierung entspricht weitestgehend meinen eigenen Erfahrungen.
Beste Grüße
Stefan
….es ist WIRKLICH SCHLIMM, wenn man auf einer Internetseite, die ihr „Knigge“-Wissen anpreist, die (neue deutsche) Rechtschreibung nicht beherrscht.
Somit ist diese Seite für mich weder glaubwürdig, noch brauchbar und schon gar nicht empfehlenswert…
Ich verwende gerne neben den hier erwähnten Grussformeln (rein geschäftlich):
„Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag“
Das feedback ist durchwegs positiv
Vielen Dank für die sehr schöne Vorlagen.
Ich arbeite als Assistant Communication in einer Schweizer Unternehmung mit 70 Mitarbeitenden. Alle sind per „DU“.
Ich verabschiede mich stets in den vielen E-Mails, die ich an meine Arbeitskolleginnen und -kollegen sende mit:
Lieber Gruss, Karin
Ist das so OK?
Alle anderen schreiben immer nur: Gruss Hans
Liebe Karin,
da der Gruss eine aktive Handlung ist, verlangt er den Akkusativ und nicht den Nominativ. Grammatikalisch muss es also richtig lauten: Lieben Gruss oder noch besser: Einen lieben Gruss
Was meint Ihr zu Bleiben Sie frohen Mutes??
„Bleiben Sie frohen Mutes“ ist ein ausgezeichneter Gruß für Insolvenzverwalter, Psychater und Bestattungsunternehmen. In den meisten anderen geschäftlichen Situationen, dürfte diese Grußformel aber eher unangebracht sein.
Da ich geschäftlich oft unangenehme Briefe schreiben muss und ich „Freundliche Grüße“ in Verbindung mit Fristssetzungen, Inkassoandrohungen oder ähnlich ernsten Inhalten, als sehr taktlos empfinde, habe ich mich dazu entschlossen, solche Briefe mit „hochachtungsvoll“ abzuschließen. z.B
[…]
In der Hoffnung, dass es hierzu nicht kommt,
verbleibe ich hochachtungsvoll
Wirklich zufrieden bin ich damit allerdings nicht. Zwar klingt es für mein Empfinden respektvoll, aber auch schwülstig und nicht zeitgemäß. Vielleicht hat jemand einen besseren Vorschlag?
Hallo? … Knigge beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Umgangsformen und nicht mit Rechtschreibung. Rechtschreibung wiederum, hat nichts mit Glaubwürdigkeit zu schaffen…?!
Auch die Neue deutsche Rechtschreibung, die bestenfalls sekundär etwas zu guten Umgangsformen beiträgt, ändert daran nichts. In erster Linie ist sie ein stumpfes Regelwerk, welches einem Zeitgeist entspringt, der sich dazu entschlossen hat, hier müssen neue Regeln her: „Spass“ ist ab heute falsch… in Deutschland. Wie lächerlich.. und auf jeden Fall, alles ander als schlimm.
Wirklich schlimm, ist dieser Drang, unaufgefordert an der Rechtschreibung anderer rum zu nölen. Psychologisch betrachtet, vermutlich einem Aufmerksamkeitsdefizit geschuldet… hier allerdings, könnten Knigge-Regeln gleich auf zweierlei Weise helfen, gelesen: psychologisch, oder gebunden: physiologisch. Bei letzterem sollte es dann aber schon die Gesamtausgabe sein.
Und wie ist es mit Leerzeilen zwischen Gruss und Namen? Sehe ich auch noch oft in E-Mails. Meiner Meinung nach nur in einem gedruckten Brief für Unterschrift sinnvoll. Bei E-Mails nicht nötig. Was meint Knigge dazu?
Herzliche Grüsse
Bruno Bachmann
Abschiedsgruss? – Wer ist denn gestorben?
ss = kurz
ß = lang
Grüsse? ß (klein) und ẞ (groß)
Wenn man schon Ratschläge erteilt, dann doch bitte richtig ;)
Hallo Dirk
Deine Anmerkung ist natürlich berechtigt – für Deutschland und Österreich. Jedoch gelten die Regeln zur Schreibung des Eszett bei uns in der Schweiz nicht. Hier ist das scharfe S ungebräuchlich; wir schreiben immer «ss».
Aber ausnahmsweise, und extra für dich:
Supergrüße
Angela
Vielen Dank für diesen schönen und sehr einleuchtenden Artikel!
Herzlich ;-)
Bibi
,,Beste Grüße“ finde ich unangenehm steif, und ,,Freundliche Grüße“ etwas wärmer :-) – so hat eben jeder ein anderes Sprachgefühl… Was ich ganz furchtbar und fast beleidigend finde, ist wenn als Abschiedsformel nur ganz trocken ein,,Gruß“ hingeworfen wird…