Wie man beim Schreiben Ideen hat, so viele wie Ratten Orgasmen

Texte auf Knopfdruck – für Kunden von Supertext ist das ganz einfach. Aber wie sieht’s bei denen aus, die sie schreiben? Ein Spaziergang an der Front.

Bäcker, Busfahrer oder Börsenmakler – deren aller Arbeit folgt einem Zeitplan. Einem vorgegebenen Ablauf. Er regelt Beginn und Ende; und das Wie und Was. Wie aber finden Texter ihre Wörter? Wie finden sie die Ideen?

Zum Frühstück zwei rohe Eier, Wodka und ein Opiumpfeifchen

Ob früh oder spät, die Vorgehensweise beim Start in den Tag ist für einige Schriftsteller von unabänderlicher Gewissheit: Victor Hugo schluckte morgens vor dem Schreiben zwei rohe Eier. Patricia Highsmith bestand auf Zigaretten, Kaffee und einem Schluck aus der Flasche. Gleich als Erstes nach dem Aufstehen markierte sie auf einer Wodkaflasche ihres Vertrauens, wie viel Inspiration sie sich für den Tag genehmigen würde. Und dann waren sie auch schon da, die Ideen. Laut Highsmith so viele wie Ratten offenbar Orgasmen haben. Auch Marcel Proust kam zu seinen Höhepunkten. Er begann den Tag mit einem Opiumpfeifchen. Aber das war wohl in Ordnung so. Immerhin stand er nie früher auf als 4 Uhr nachmittags – um dann nota bene im Bett zu arbeiten. Nun, wir wissen mit Bestimmtheit, dass dieses Modell unter den Supertextern keine Verbreitung gefunden hat.

Dann vielleicht eher jenes des Haruki Murakami. Der Japaner trinkt und raucht nicht. Stattdessen joggt er täglich. Dazu gibt’s eine Gemüse- und Fischdiät. Er reduziert sein Sozialleben auf Null, zieht sich aufs Land zurück und gelangt über einen immergleichen und Stunde für Stunde regelnden Zeitplan in ein Stadium, das gemäss Murakami dem der Hypnose gleicht. In diesem erfordert angenehmerweise gerade der Arbeitsbeginn keine besondere Anstrengung mehr. Das leere weisse Blatt hat so jeglichen Schrecken verloren.

Bitte Ruhe!

Konzentration aufbauen. Konzentration halten. Samuel Beckett schloss sich dafür in seiner Schreibkartause ein. Charles Dickens brauchte absolute Ruhe. Er liess sich bei seinem Arbeitszimmer jeweils eine zweite Türe einbauen. Agatha Christie war da viel unkomplizierter. Alles, was sie brauchte, war eine Schreibmaschine. Es schien ihr so leicht zu fallen, dass sie auch nach Jahren als Schriftstellerin nicht auf die Idee kam, dies als ihre Berufsbezeichnung zu sehen. Was sie stattdessen angab? «Verheiratete Frau».

Danke, liebe Supertexter

Und was stellten all die andern an? Mason Currey hat in seinem Buch «Daily Rituals – How Great Minds Make Time, Find Inspiration, and Get to Work» zusammengetragen, wie Literaten und Künstler ihren kreativen Prozess in Gang bringen. Umberto Eco, Mark Twain, Johann Wolfgang von Goethe, William Faulkner, Graham Greene, Thomas Mann – 161 Beispiele zeigen, was für eine Knochenarbeit es ist, zu seinen Ideen zu kommen. Da darf an dieser Stelle und zum Jahresende auch mal mit grösster Anerkennung konstatiert werden: Wir wollen gar nicht wissen, was unsere Supertexter alles auf sich nehmen, um die Ideen für ihre Supertexte zu haben. Aber wir danken ihnen recht herzlich dafür!

Titelbild via Flickr: Writer’s Block I – Drew Coffman (CC BY 2.0)



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