Ein guter Text braucht mehr als einen guten Texter. Und mehr als einen guten Übersetzer braucht es für eine gute Übersetzung. Es braucht Wahnsinnige. Süchtige. Triebtäter.
Wort-Junkies mit blutigen Nasen
Meist fängt alles ganz harmlos an. Als Kinder lesen sie mit der Taschenlampe unter der Decke. Nichts ist zu erahnen von der Macht der Worte, die über sie kommen wird. Später dann ruinieren sich diese Hörigen ihre Lungen, weil sie Nächte durchlesen und eine Zigarette nach der andern rauchen – bei mir war es die Marke des Romanhelden. Und während die Mehrheit an ihrem Teint arbeitet, verbringen unsere beklagenswerten Wort-Junkies sonnige Nachmittage damit, in schlecht gelüfteten Zimmern Textpassagen und den Sinn von Wörtern zu diskutieren. Man kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Und dann noch weiter. Wie Trüffelschweine wühlen sie mit blutigen Nasen immer weiter. Und doch; um nichts in der Welt möchten sie etwas anderes tun.
Kampf dem inneren Riesenschweinehund
Irgendwann dann ist es passiert. Und man macht aus seiner Passion einen Beruf. Texter. Autor. Übersetzer. Korrektor. Und als solche vollbringen sie herkulische Taten! Manche mögen vor dem Spiegel eine kümmerliche Figur abgeben. Einen inneren Riesenschweinehund immerhin überwinden sie jeden Tag. Nämlich wenn es darum geht, sich nicht mit der erstbesten Formulierung zufrieden zu geben. Wer z.B. selber schon mal versucht hat einen Text zu schreiben, weiss, wie sehr einem die Suche nach den richtigen Worten zusetzen kann.
Zerrissene Existenzen – und doch unverzichtbar
Wir haben Übersetzer, die Beerdigungen von Göttern ihrer Zunft besuchen. Und hinterher tatsächlich ein paar Ferientage zur Erholung brauchen. Andere diskutieren monatelang in Internetforen die ultraharten Knacknüsse. Wieder andere schreiben Synchronstudios an, wenn ihnen die Untertitel im Kino keine Ruhe lassen. Alle natürlich haben sie die Seelen ihrer Ausgangs- und Zielsprache in ihrer Brust. Es sind diese zerrissenen Existenzen, die Ihre Anzeige oder Ihren Geschäftsbericht in andern Sprachen gut dastehen lassen.
Texten, bis es weh tut
Auch unsere Texter geben alles. Sogar ihr Rückgrat. Wenn sie rachitisch gekrümmt auf ihren Stühlen in den Monitor starren und die perfekte Überleitung zwischen zwei Kapiteln suchen. Oder wenn sie das Übergangsepithel ihrer Blase zum Quietschen bringen, weil sie sich erst gestatten, auf die Toilette zu gehen, wenn diese himmelherrgottnochmal verschlungene Argumentationskette entwirrt und wieder richtig aneinandergereiht ist.
Und wer bezahlt das alles? Genau: unsere Kunden. Es ist das Beste, was ihnen passieren kann. Denn sie bekommen mehr als Wörter und Satzzeichen. Sie bekommen Blut, Schweiss und Tränen. Man kann auch sagen, Supertexte.
Titelbild via Flickr: Plastic supermarket carts – Polycart (CC BY 2.0)
Ein Kommentar zu “Im Preis inbegriffen: Wahnsinnige. Süchtige. Triebtäter.”
SUPERTEXT!!!!
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Wenn sie rachitisch gekrümmt auf ihren Stühlen in den Monitor starren und die perfekte Überleitung zwischen zwei Kapiteln suchen. Oder wenn sie das Übergangsepithel ihrer Blase zum Quietschen bringen, weil sie sich erst gestatten, auf die Toilette zu gehen, wenn diese himmelherrgottnochmal verschlungene Argumentationskette entwirrt und wieder richtig aneinandergereiht ist.
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freut einem richtig das zu lesen!
—stooni (M.Steiner)