Wir Berliner sagen nicht Quartier oder Viertel, wir sagen Kiez. In diesen Kiezen leben Menschen aus den verschiedensten ethnischen Gruppen, verschiedene Sprachen treffen aufeinander. Deshalb heißt die Jugendsprache hier auch “Kiezdeutsch”. Kiezdeutsch zeichnet sich unter anderem durch das Weglassen von Artikeln und Präpositionen aus. Einen starken Einfluss hat sicher das Türkische, das keine Artikel oder Präpositionen kennt. Aber auch das Berlinerische neigt dazu, unnötiges auszulassen – man kann es auch Effizienz nennen. Das besondere an Kiezdeutsch ist, dass es nicht nur durch die Einflüsse verschiedener Sprachen und Dialekte entsteht, sondern sich durch diese auch besonders schnell verändert.
Alles halb so wild
«Kinder sind unsere Zukunft.» Ein schönes Sprichwort, dass wir uns alle zu Herzen nehmen sollten. Oder doch eher: vor dem wir uns in Acht nehmen sollten? Ich muss ehrlich zugeben, für mich klingt Kiezdeutsch einfach schlimm, aber ich bin eben auch schon über dreißig. Wichtig ist nur, nicht zu pauschalisieren. Filme wie Fack ju Göhte treiben das Vorurteil auf die Spitze, nur Jugendliche aus bildungsfernen Schichten würden Kiezdeutsch sprechen. Der familiäre Hintergrund, ob akademisch oder nicht, spielt aber tatsächlich kaum eine Rolle. Jugendliche können außerdem – anders als wir engstirnigen Erwachsenen – unterscheiden, und sprechen mit Gleichaltrigen einfach anders als mit Lehrern oder Eltern. Mehrsprachigkeit heißt das dann glaube ich, und das wurde schließlich schon zu meiner Schulzeit immer gepredigt.
Wissenschaftlich untersucht
Verschiedene Wissenschaftler haben das Phänomen Kiezdeutsch ganz genau unter die Lupe genommen und festgestellt: Es handelt sich nicht einfach um schlechtes und gebrochenes Deutsch, Kiezdeutsch ist ein eigener Dialekt und weist spannende sprachliche Neuerungen auf. Wer sich im Detail damit auseinandersetzen möchte, dem sei www.kiezdeutsch.de ans Herz gelegt.
Sie meinen, das kann ja nicht so kompliziert sein? Dann testen Sie hier Ihre Kiezdeutschkenntnisse. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse.
Titelbild via Flickr: Koof im Kiez – Alex Kuhlmann (CC BY-ND 2.0)