Schneller und einfacher soll der Übersetzungsdienst von Google jetzt sein. Wer wissen möchte, wie die Neuerungen in der Praxis funktionieren, wird bei uns in den nächsten Tagen darüber informiert. In einer kleinen Reihe testen wir die verschiedenen Funktionen. Ich starte heute mit der «Word Lens», über die gerade alle sprechen.
Nimm mich beim Wort – aber bitte nicht genau.
Das Schöne an diesem Test ist, dass ich in einem mehrsprachigen Übersetzungsbüro fachlich natürlich den besten Support habe. Von Französisch über Italienisch bis hin zu Japanisch – ich kann so gut wie jede Google-Übersetzung von einem Kollegen überprüfen lassen. Aber wissen Sie, was noch schöner ist? Es war bei diesem Test nicht einmal nötig. Sogar bei Sprachen, bei denen ich nur geringe Kenntnisse habe, liess sich erahnen, dass man Google Translate auch 2015 nicht ganz wörtlich nehmen sollte.
Der Beweis:
Ich habe unter anderem den Text von unserer Homepage fotografiert und übersetzen lassen. «Wir legen ein gutes Wort für Sie ein.» steht dort. Über das erste Ergebnis haben Sie bestimmt bereits geschmunzelt: Sie sehen es im Titelbild. «We place ein good word for never egg». Ungenügend, Google, hinsetzen!
Das Problem: Die Worterkennung der Kamerafunktion kann sich nicht so richtig entscheiden. Da wird aus einem «ei-n» auf Englisch plötzlich ein «egg». Wenn ich die Kamera ein bisschen bewege und den Fokus ändere, wird das Wort zwar erkannt, aber der Satz an einer anderen Stelle wieder verändert. Anstrengend.
Das beste Ergebnis, welches ich am Ende erhalten habe (nach einem Scan und nicht in Echtzeit), möchte ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten:
Ob uns Google damit sagen will, dass wir in Sachen Suchmaschinenoptimierung noch was gut bei ihnen haben? Nein, das Missverständnis entstand, weil die Kamera im Original-Text den Punkt nicht gescannt hat. Das wäre grundsätzlich kein Problem, da man den Text nach dem Scannen manuell anpassen kann. Es stellt sich jedoch bald einmal die Frage, ob man mit einem Wörterbuch nicht doch schneller wäre.
Fazit:
Die Google Translate App ist im Urlaub auf jeden Fall hilfreich – zumindest dann, wenn man wirklich mit gar niemandem sprechen kann (oder will). Kurze Sätze und einzelne Wörter, wie man sie in Speisekarten oder auf Schildern findet, sind für den Google-Übersetzer überhaupt kein Problem. Bei längeren, zusammenhängenden Sätzen scheitert die App aber kläglich an ihrer grössten Schwäche, die sie sich mit so manchem Primarschüler teilt: der guten alten Grammatik.
Bilder: Screenshots Google Translate