Deonyme nennt man in der Sprachwissenschaft die Wörter, die den Sprung vom Eigennamen zum Gattungsnamen (Appellativa) geschafft haben. Dazu zählen auch zahlreiche Firmen- und Markennamen, die so bekannt sind, dass sie im Alltag oft gebräuchlicher sind als ihre eigentliche Bezeichnung. So fragen wir nach einem «Tipp-Ex», nicht nach Korrekturflüssigkeit und nach einem «Tempo», nicht nach einem Taschentuch. Zumindest in Berlin. Doch dazu kommen wir später.
Markante Marken
Wie viele Markennamen wir ständig benutzen – oft ohne das jeweilige Produkt überhaupt zu meinen – zeigt die folgende Liste. Ich habe einige Beispiele aus der Schweiz und Deutschland zusammengetragen und schicke in Gedanken ein High-five an die jeweiligen Marketingverantwortlichen. Sie haben es geschafft, dass wir alle unbewusst Werbung für ihr Produkt machen und die Bekanntheit weiter steigern.
Markenname: | Bezeichnung: | Hersteller: |
---|---|---|
Babyfon | Baby-Überwachungsvideo | Vivando Gruppe AG |
Bobby-Car | Rutschauto | BIG Spielwarenfabrik |
Carrera-Bahn | Autorennbahn | Stadlbauer |
Fön | Haartrockner | AEG |
Jeep | Geländewagen | Chrysler |
Knirps | Regenschirm zum Zusammenklappen | Knirps |
Labello | farbloser Lippenstift | Beiersdorf AG |
Rollerblades | Inlines-Skates | Rollerblade |
Tesa | Klebestreifen | Tesa |
Whirlpool | Sprudelbad | Whirlpool |
Eine so enorme Bekanntheit bringt aus Marketingsicht aber auch Komplikationen mit sich. Die Verwendung von Deonymen variiert nämlich von Region zu Region stark. So schräg man in Berlin angeschaut wird, wenn man nach einem «Nastuch» fragt, so unüblich ist es in der Schweiz ein, «Tempo» zu verlangen. Hierzulande gilt der Begriff nicht als eigenständige Bezeichnung für ein Taschentuch.
Das sind kleine, aber feine Unterschiede, die einmal mehr aufzeigen, warum wir bei Supertext für Ihre Text- und Übersetzungsaufträge die beiden Sprachoptionen «Deutsch für Deutschland» und «Deutsch für die Schweiz» anbieten.
Fallen Ihnen weitere Beispiele ein, mit denen sich die Liste ergänzen lässt?
Titelbild via Flickr: Tissues for Runny Noses – Steven Depolo (CC BY 2.0)
10 Kommentare zu “«Tipp-Ex», «Tesa» und «Tempo» – wenn sich Namen von Marken verselbstständigen”
Danke für den Beitrag.
Die deutschsprachige Liste kann ich nicht ergänzen. Dafür kommt mir ein Deonym aus der Romandie in den Sinn: der Markenname Scotch hat sich zum Gattungsnamen entwickelt. Wenn ich mein durchsichtiges Büroklebeband suche, frage ich: où est le scotch? Ob es in Frankreich oder Belgien auch so ist, ist mir nicht bekannt.
Klar fallen mir da noch ein paar Beispiele ein:
Aspirin – Kopfschmerztablette – Bayer AG
Pampers – Babywindeln – Procter & Gamble
Bostitch – Tacker – STANLEY BLACK & DECKER
Selters – Mineralwasser – Radeberger Gruppe
Cheers!
Ilias Obwalt, kenne ich auch aus Frankreich
den Marketingverantwortlichen ist es aber gar nicht so recht, wenn ihr Produkt/Produktname zum Deonym wird.
Schreibe ich z.B. ‚Tempo‘ und ‚Tesa‘ auf meinen Einkaufszettel und meine Frau kauft dann irgendwelche Taschentücher und Klebeband von 3M dann ist das völlig okay. Bei Produkten, die nicht als Deonym gelten ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich höher, dass auch tatsächlich das eigentliche Produkt gekauft wird
Selters sagt kein Mensch im Süden
Mir fiel noch „VELUX-Fenster“ ein als Deonym für „Dachflächen-Fenster“.
Zewa, ob,
In der D-Schweiz wird anstelle von „Hochdruckreiniger“ meist der Begriff „Kärcher“ verwendet. Noch öfters wird aber das Verb „kärchern“ anstelle von „mit dem Hochdruckreiniger bearbeiten“ verwendet.
Café Hag ist ein Deonym in der Schweiz für koffeinfreien Kaffee.
Kleenex – Kosmetiktücher – Kimberly-Clark Worldwide Inc.
Robidog – Hundekotbeutel – ROBI AG
Q-tips – Wattestäbchen – TIGI Linea Corp.