Türkische Sprache, schwere Sprache? Nicht unbedingt!

Meine Freunde und Kollegen wissen es bereits: Ich bin bekennende Liebhaberin der türkischen Sprache. Heute möchte ich auch Ihnen fünf Besonderheiten des Türkischen näherbringen.

Es handelt sich hierbei keinesfalls um eine leichte Sprache. Dennoch gibt es einige Aspekte, die das Türkische simpler dastehen lassen als Deutsch, Französisch und Co.

Artikel? Nein danke.

Im Türkischen gibt es weder den bestimmten noch den unbestimmten Artikel. Praktisch.

ev – das Haus oder ein Haus
yemek – das Essen oder ein Essen
köpek – der Hund oder ein Hund

Was genau gemeint ist, geht im Idealfall aus dem Kontext hervor.

Alles “o”.

Man unterscheidet auch nicht zwischen grammatikalischen Geschlechtern. Er/sie/es heißt schlichtweg “o”. Dementsprechend werden Adjektive auch nicht angepasst, wie es beispielsweise bei den romanischen Sprachen der Fall ist.

Sein oder nicht sein?

Nicht sein. Denn auf Türkisch gibt es das Verb “sein” nicht. Auch praktisch.

Ev büyük. (Haus groß – Das Haus ist groß.)
Yemek güzel. (Essen schön – Das Essen ist gut.)
Köpek küçük. (Hund klein – Der Hund ist klein.)

Güzel (nicht zu verwechseln mit dem schweizerdeutschen Wort „Güsel“, das „Abfall“ bedeutet) geht übrigens immer. Egal, ob Sie schön, gut oder einverstanden meinen. Im Zweifel ist alles güzel [gü-seeel]. Ebenfalls praktisch.

Supangle?

Die Frankophonen unter uns sind beim Erlernen der türkischen Sprache ganz klar im Vorteil. Denn eine Vielzahl der türkischen Wörter stammen aus dem Französischen.

Zum Beispiel:

hoparlör – Lautsprecher (frz. haut-parleur)
bisiklet – Fahrrad (frz. bicyclette)
supangle – Schokopudding (frz. soupe anglaise – wörtl. englische Suppe)

Und noch viele mehr. Letzteres ist eines meiner persönlichen Lieblingsbeispiele.

Aus dem Deutschen wurde übrigens das Wort şinitsel (Schnitzel) entlehnt.

Baustein an Baustein

Gute Neuigkeiten für alle, die gerne mit Lego spielen: Im Türkischen bildet man Wortketten mit zahlreichen Suffixen, die dann alle möglichen Elemente beinhalten. Ein Beispiel:

Evindeyim. (Haus-dein-im-ich-bin – Ich bin bei dir zu Hause.)

Zugegeben, dies ist etwas gewöhnungsbedürftig und gehört zu den komplizierteren Besonderheiten der türkischen Sprache. Zumindest bei den Namen kann man jedoch nicht viel verkehrt machen, indem man einfach jeden abi (großer Bruder) oder abla (große Schwester) nennt.

Welche Kuriositäten Ihrer Lieblingssprache faszinieren Sie? Ich bin gespannt auf Ihre Kommentare.

Titelbild via: Pixabay (CC 0)



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2 Kommentare zu “Türkische Sprache, schwere Sprache? Nicht unbedingt!”



  • Sebastian am 4. März 2016 10:40 Uhr

    Vokalharmonie rules! :)


  • Fiammetta de Bornelh am 16. März 2016 14:22 Uhr

    Über den französischstämmigen Wortschatz im Türkischen kann ich mich auch immer wieder amüsieren, ich habe mich halb totgelacht, als uns im Studium das Beispiel otobüs (autobus) präsentiert wurde.
    Im Polnischen gibt es auch schöne Französismen. Am meisten liebe ich pejzaż (paysage) und koszmar (cauchemar).


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