Es ist eine mächtige Waffe, das Ausrufezeichen. Eigentlich. Sofort macht es klar, dass es Ihnen ernst ist. Aber nur in Maßen, nicht in Massen, wie unsere Berliner Kollegen schreiben würden.
Es tut nämlich weh, Halbsätze wie diesen zu lesen. «Bitte Karte einführen!». Ich werde angeschrien. Von einem Bancomaten. Und wer lässt sich schon gerne anschreien?
Die drei !!!
Die Welt ist lauter geworden. Und das nicht nur unter Wutbürgern. Wer am digitalen Stammtisch nicht jeden Satz mit mindestens drei Ausrufezeichen abschliesst, hat sowieso nichts zu sagen. Überall lauern Sie, die kleinen Schreihälse: Auf Wahlplakaten, in Briefanreden und vor allem in Werbetexten («Jetzt bestellen!»). Dabei kämen diese Aussagen doch auch mit einem Punkt aus. Locker.
Nichts mehr ist von der Sparsamkeit übrig, die einst in der Schule gepredigt wurde. «Awesome!», «Mega geil!!!!» und «Danke!!!» halten in jedem WhatsApp-Chat Einzug – speziell unter Frauen. Ein ruhiges «Danke» kann da schon als Beleidigung aufgefasst werden. Und kennen Sie schon das Detektivtrio «Die drei !!!»? Eben.
Wie das bei einer Inflation so ist, verliert das Zeichen so seinen Wert als Schwerpunktsetzer:
- «Super …» = Scheisse
- «Super» = Naja
- «Super!» = Ganz ok
- «Super!!!» = Gut
Was schreibe ich denn, wenn etwas tatsächlich einmal grossartig ist? Sie sehen, wo das hinführt.
«Gut!» ist gar nicht gut
«Der Normalfall braucht kein Ausrufezeichen – nur die Ausnahme», befindet auch Ursula Bredel, Professorin für deutsche Sprache an der Universität Hildesheim. So, wie wir das eigentlich alle einmal gelernt haben. Deshalb sollen Formulare mit «Bitte ausfüllen» und «Hier bitte nicht beschriften!» versehen werden.
Der Kontext macht die Musik. Seien Sie vorsichtig, wenn Ihr Chef in der nächsten Mail einen Vorschlag mit «Gut!» kommentiert. Im Grunde heisst das nämlich, dass er nichts Gutes erwartet hatte und dann von der Leistung überrascht worden ist.
Schweres Geschütz für mehr Ruhe
Was kann man gegen den tobenden Lärmkrieg unternehmen? «Eine Zeitung» ist da pragmatisch. Ihr Vorschlag: Eine Ausrufezeichengebühr. Zwei Cent pro Stück sollen es sein. Wieso nicht mal ausprobieren? Wohlgemeinte Ermahnungen wie dieser Text gehen in all dem Getöse sowieso unter.
Ein echtes Beispiel liefert die britische Admiral-Versicherung. Sie wollte die Facebook-Profile der Versicherungsnehmer zur Einschätzung ihrer Risikobereitschaft analysieren. Wer viele Ausrufezeichen nutzt, gilt demnach als Sicherheitsrisiko und wird mit höheren Prämien zur Kasse gebeten. Nun wurde die Idee aber von Facebook ausgebremst. Wen wunderts, bei all den !!!-Orgien, die dort stattfinden.
Eine ordentliche Lösung ist also nicht in Reichweite. Deshalb hier unser pointierter Aufruf: Hören Sie auf, ständig rumzuschreien! Danke. Punkt.
Titelbild via Flickr: Exclamation Point – Chris Evans (CC BY 2.0)