Nein, hier geht es nicht um Burger, überteuerten «Kaffee» oder Apfelelektronik. Sondern wie immer um Sprache.
Das Wort «O. K.» (ausgeschrieben «okay») ist der am weitesten verbreitete Begriff der Welt. Seit 1954 im Duden, war es traditionell mit der Bedeutung «alles in Ordnung» oder «einwandfrei» belegt. Heute wird es in verschiedensten Gefühlslagen verwendet. Von Euphorie über Verwirrung bis hin zu peinlicher Berührtheit.
Bestimmt benutzen auch Sie es täglich, ohne jemals grössere Gedanken daran verschwendet zu haben. Quasi das linguistische Pendant zu Toilettenpapier. Wenn man so will. Seis drum, wir wollten wissen, wo die Abkürzung ihren Ursprung hat. Und ob es sich überhaupt um eine Abkürzung handelt.
Etymologisches Rätselraten
Von Los Angeles bis New York (und in den Weiten des Internets) ranken sich Hunderte von mehr oder weniger plausiblen Mythen um die Herkunft dieser sprachlichen Perle. Die spannendsten Beispiele:
- «O. K.» ist das Gegenteil von «K. O.», der Abkürzung für einen Knock-out im Boxen.
- In den Ford-Werken hatte ein eingewanderter Deutscher Namens Otto Keller das Sagen. Alle Teile, die sein kritisches Auge passiert hatten, versah er mit seinen Initialen.
- Auf dem Mississippi arbeiteten vor allem Franzosen als Flösser. In St. Louis angekommen, mussten die schweren Baumstämme vom Floss ans Ufer geworfen werden. Vor dem Abwurf rief man sich «au quai» («ans Ufer») zu, um zu signalisieren, dass sich niemand in der Gefahrenzone befand.
- Beim Indianerstamm der Choctaw heisst «Okeh» «alles ist gut». Das hörte sich gut an. Also übernahmen es die Siedler gleich zusammen mit dem Land.
- Der «OK-Club» setzte sich für die Wiederwahl von Martin van Buren als US-Präsident ein. Der Clubname basierte auf van Burens Spitznamen «Old Kinderhook». Kinderhook war sein Geburtsort rund 200 Kilometer nördlich von New York.
- Am Telegrafen lautete das erste Signal immer «Open Key», was soviel wie «bereit zur Übermittlung» hiess.
- Im Militär sorgt die Gefechtsmeldung «0k» (mit einer Null statt einem O) für Freude: Es steht für «Zero killed» («keine Verluste»).
- «Waw-kay» stammt aus dem Wolof, der Sprache im heutigen Senegal. «Waw» bedeutet «ja», «kay» ist ein Ausdruck von Freude. So wurde das Wort zusammen mit westafrikanischen Sklaven nach Amerika gebracht.
Die Wikipedia führt eine ansehnliche Sammlung mit 36 solcher Mythen.
Fake News und «oll korrect»
Mittlerweile sind sich aber die meisten Etymologen einig. «O. K.» entstand aufgrund einer journalistischen Eigenart im Raum Boston. In verschiedenen Zeitungen begannen die Schreiberlinge, alltägliche Ausdrücke bewusst falsch abzukürzen: «KY» für «know yuse» («no use» – «nutzlos»), «NS» für «nuff said» («enough said» – «genug gesagt»), «KG» für «know go» («no-go» – «auf keinen Fall») und eben auch «OK» für «oll korrect» («all correct» – «alles korrekt»).
Der Begriff taucht erstmals 1839 in der Boston Morning Post auf und verbreitete sich rasch über New York bis nach New Orleans. Und während die restlichen Fake-Abkürzungen schnell in der Versenkung landeten, setzte sich «O. K.» bis heute durch. Mit beachtlichem Erfolg.
Titelbild via Flickr: Paul – Thumbs Up (CC BY 2.0)