Zu wissen, was man nicht weiss, ist schwer. Die eigene Unwissenheit schützt davor zu begreifen, wie unwissend man tatsächlich ist. Die Folge: Man überschätzt sich. Dieses Phänomen nennt sich Dunning-Kruger-Effekt.
Ein Paradebeispiel dafür ist die deutsche Rechtschreibung. Wir alle hatten eine gute Portion davon in der Schule. Und nun meinen wir zu wissen, wie sie funktioniert. Aber wir wissen ja gar nicht, was wir nicht wissen – wissen Sie? Da kommen Dunning und Kruger ins Spiel.
Vielleicht erwischen wir Sie beim einen oder anderen Punkt auf unserer Liste. Oder Sie kennen all diese Regeln und lesen den Beitrag trotzdem, wobei der Dunning-Kruger-Effekt ebenfalls zutrifft: Wer tatsächlich etwas weiss, unterschätzt die eigene Kompetenz.
1. Was zum %$cm£€?
Bei Masseinheiten und Symbolen werden stets Leerzeichen vor oder hinter die Zahl gesetzt:
£ 20
50 %
5 kg
Denken Sie beim nächsten Sonderangebot von 20 % Rabatt unbedingt daran (und verzichten Sie bitte aufs Ausrufezeichen).
2. U. a. enthalten Abkürzungen einen Abstand
Innerhalb von Abkürzungen, die Punkte enthalten, dürfen Leerzeichen nicht fehlen. Zum Beispiel bei z. B. und unter anderem bei u. a. – Sie sehen, wie es funktioniert. Allerdings nicht bei etc.
Apropos:
3. etc. und usw. arbeiten ohne Extrapunkt und Komma
Et cetera (etc.) ist Latein für «und das Übrige». Das «und» hebt das Komma auf. Das gleiche gilt beim «und» von usw. Allgemein braucht es keinen zusätzlichen Punkt, wenn eine Abkürzung mit Punkt am Satzende steht.
4. Die Donaudampfschifffahrtskapitänskajüte gibts nicht auf Englisch
Schreiben Sie Zusammensetzungen aus englischen und deutschen Wörtern mit einem Bindestrich, wie beispielsweise beim Dunning-Kruger-Effekt. Auch dann, wenn die Verbindung eigentlich schon mit einem «Fugen-s» hergestellt wurde, wie bei unserem Übersetzungs-Plugin für WordPress. Denn es gilt die Übersichtlichkeit als oberstes Gebot.
5. Verzichten Sie auf Apostroph’s in Plural’s
Immer wieder ungern gesehen: der falsch gesetzte Apostroph, zum Beispiel im Plural. Vor allem auf Verkaufsschildern, wie «Sandwiche’s» oder «Schal’s». Diese Fehler sind so verbreitet, dass es sogar eine Website gibt, die sich der Plage widmet. Ein älterer Blogpost beschreibt das Problem im Detail.
6. Braucht der Schrägstrich etwas Abstand?
Der Schrägstrich kann sowohl mit als auch ohne Abstand geschrieben werden. Wichtig ist die Konsistenz.
Es gibt aber Fälle, bei denen der Abstand Einfluss auf die Bedeutung hat: Immer dann, wenn auf einer Seite des Schrägstrichs mehr als ein Wort steht. So ist der Fachspezialist Online Marketing/Campaigning (sprich Online Marketing und Online Campaigning) nicht dasselbe wie der Fachspezialist Online Marketing / Campaigning (Online Marketing und Campaigning).
7. Beim Schreiben wird auch in der Deutschschweiz Französisch gesprochen
In der Schweiz verwendet man als Anführungszeichen die aus dem Französischen übernommenen Guillemets: «…». Nur falls diese nicht korrekt dargestellt werden können oder nicht zur Verfügung stehen, braucht man die in Deutschland üblichen Anführungszeichen: „…“.
Voilà. Sie sind nun auf dem neusten Stand. Und Sie haben sich dem Diane-Kruger- – äh – Dunning-Kruger-Effekt gestellt. Falls doch noch Unsicherheiten bestehen, legen wir gerne ein gutes Wort – und die richtigen Zeichen – für Sie ein.
Titelbild via Wikimedia (Public domain)
6 Kommentare zu “7 unbewusste Rechtschreibfehler und warum Sie sie nicht kannten”
Hallo Alina, vielen Dank für diesen hilfreichen Beitrag. Besonders interessiert mich Punkt 7: Guillemets als Anführungszeichen in der Schweiz. Aber gilt auch in der Schweiz die französische Regel mit Leerstellen nach/vor den Guillemets und auch vor Satzzeichen?
Danke und viele Grüße
Martina
Hallo Martina, besten Dank für dein Feedback und für die Frage.
Es werden in der Schweiz keine Leerzeichen vor und nach Guillemets gesetzt (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Guillemets#Verwendung):
« Beispiel in Frankreich »
«Beispiel in der Schweiz»
Bei den Satzzeichen in der Regel auch nicht. Eine Ausnahme fällt mir spontan ein und zwar bei den Auslassungspunkten […]. Dort braucht es vor und nach den Punkten einen Abstand (ausser wenn die Punkte anzeigen, dass ein Teil des Wortes ausgelassen wird).
Supergrüsse, Alina
Immer wieder spannend, liebgewonnene Fehler zu entdecken. Aber das mit den – wie heissen sie nochmals – „Guillemets“ kann ich nicht nachvollziehen. Ich lebe in der Schweiz, bin Schweizer und habe während meiner gesamten schulischen Laufbahn und beruflichen Tätigkeit noch nie diese Zeichen verwendet. Ich finde sie nicht einmal auf meiner Schweizer Tastatur. Die Regel dazu mag wohl für die Westschweiz (französisch) gelten. Aber in der Deutschschweiz kenne ich keine Verwendung dafür.
Besten Dank für Ihren Kommentar. Die Guillemets werden in der ganzen Schweiz, in allen Ecken, verwendet. Dies beschreiben auch die «Schreib- und Formulierungsregeln für die amtlichen Texte des Bundes» auf Seite 21. Ausserdem finden Sie sie in allen Zeitungen und Microsoft Word korrigiert Anführungszeichen automatisch zu Guillemets, wenn Sie die Sprache auf Deutsch (Schweiz) (oder Italienisch oder Französisch) eingestellt haben. Probieren Sie’s aus!
Supergrüsse
Alina
Hallo Alina
Danke für diese Tipps. Meine Frage dazu: Werden in Deutschland nicht vorwiegend die Anführungszeichen »…« verwendet (sozusagen verkehrte Guillemets, ich weiss nicht, ob sie einen spez. Namen haben)?
Viele Grüsse, Fredy
Hi Fredy
Besten Dank für deinen Kommentar und dein Feedback.
Ja genau, das stimmt. Die umgekehrten Guillemets »…« werden in Deutschland und Österreich verwendet und heissen Chevrons (oder auch Möwchen).
Supergrüsse
Alina