Sprachästhetiker würden Deutsch ja nicht gerade in die Kategorie der schönsten Sprachen einordnen. Sie hat es aber auch schwer, die deutsche Sprache, so im direkten Nachbarländervergleich: Das Französische wickelt mit seiner sanften, melodiösen Akzentuierung alle um den Finger, während Spanisch oder Italienisch mit rollendem r und vokalschwangerem Wortschatz verführen. Dagegen klingt die deutsche Sprache oftmals etwas herb, teilweise beinahe rabiat. Weltbekannt sind Wortvergleiche wie jener des wohlklingenden papillon, der beflügelt neben farfalla und mariposa herflattert, während uns auf Deutsch der wortschwere Schmetterling um die Ohren fliegt. Doch auch die offizielle «Sprache der Dichter und Denker» besitzt überaus schöne Wörter. Dazu kommen wir gleich.
Welche Merkmale sind nun aber höchstwahrscheinlich dafür verantwortlich, dass wir ein Wort als schön empfinden?
1. Die Sonorität
Sie beschreibt in der Phonetik die Stimmhaftigkeit eines Lautes. Stimmhafte Laute sind in den meisten Sprachen – so auch im Deutschen – alle Vokale sowie die Nasallaute (m, n, ŋ), Liquide (l, r) und die Halbvokale (j, w). Entscheidend ist der Artikulationsort im Mundraum und dass bei der Produktion des Lautes die Stimmlippen am Kehlkopf in Schwingungen geraten. Kann der Luftstrom ungehindert durchfliessen, erhält der Laut maximale Schallfülle. Bevor es zu technisch wird: Je mehr sonore Laute in einem Wort, desto positiver der Klang in unseren Ohren. Wenn es um die Ästhetik von Wörtern geht, isst somit vor allem das Ohr mit. Und Vokale sind nun mal tönende, klangvolle Buchstaben, während viele deutsche Konsonanten eher einen kratzigen Klang verursachen, weil sie im Rachen und stimmlos gebildet werden.
2. Die emotionale Verknüpfung
Darüber, ob wir ein Wort als schön einordnen, entscheidet zudem unsere affektive Wahrnehmung. Oft geschieht dies unterbewusst, sei es durch einen persönlichen, emotionalen Bezug zum Begriff, eine rein visuelle, schöne Vorstellung davon oder irgendeine andere positive Kontextualisierung. Die Wörter werden vom Gehirn als Hörinformation eingeordnet, mit Bekanntem verglichen und bewertet. Positiv konnotierte Wörter wirken daher beflügelnd, anregend oder beruhigend, wenn man sie liest oder hört. Und können im äussersten Fall sogar ein Kribbeln im Kopf auslösen.
Und hier kommen sie nun. Unsere zehn Favoriten:
Geborgenheit
Mondnacht
Lammfell
Augenschmaus
Fernweh
Zauberstab
Flaum
azurblau
Schlagsahne
Ebenholz
2004 kürte der Sprachrat übrigens «Habseligkeiten» zum schönsten deutschen Wort. Und seit 2007 heisst das offiziell schönste Wort der Welt Yakamoz. Es ist türkisch und steht für den Widerschein des Mondes auf dem Wasser. Klingt in unseren Ohren doch sehr schön, nicht?
Wir sind gespannt: Welches sind für Sie die schönsten deutschen Wörter?
Titelbild: DragonImages via iStock
2 Kommentare zu “10 wunderschöne deutsche Wörter – oder weshalb ein Augenschmaus auch die Ohren verzaubert”
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