Maschinelle Übersetzung ist in aller Munde. Sie hat sich gewissermassen emanzipiert vom Standardvorwurf («Das ist doch Google Translate!») zu einer Option, die für gewisse Texte durchaus sinnvoll ist. Da verwundert es nicht, dass NMT – Neural Machine Translation – auch für unsere Kunden ein immer häufigeres Thema ist. Und wer «MT» sagt, muss auch «PE» (Post-Editing) sagen. Um up to date zu bleiben, haben einige unserer Sprachmanager Post-Editing-Workshops besucht, beispielsweise bei der ZHAW oder beim BDÜ. Die wichtigsten Erkenntnisse daraus haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.
Post-Editing ist nicht gleich Post-Editing
Was genau ist Post-Editing (PE)? Mit Post-Editing bezeichnet man die Überarbeitung einer maschinellen Übersetzung. Dabei unterscheidet man jedoch zwischen zwei Stufen: dem leichten («light») PE und dem vollständigen («full») PE. Das ist sinnvoll, da viele der Texte, die mit Machine Translation übersetzt werden, keinen hohen Qualitätsansprüchen genügen müssen. Es handelt sich vielleicht um eine interne Mitteilung oder um einen anderen rein informativen Text. Hier reicht ein leichtes PE. Bei externen Kommunikationen – Produktkatalogen, Gebrauchsanleitungen, AGB etc. – kommt in der Regel ein vollständiges PE zum Einsatz.
Was ist der Unterschied? Beim leichten PE wird nur darauf geachtet, dass der Text verständlich ist. Stil und Textfluss werden nicht angepasst. Es ist sogar tolerierbar, wenn die Zeichensetzung nicht zu 100 % korrekt ist oder der eine oder andere Schreibfehler nicht korrigiert wurde. Der Leser muss die Informationen im Text verstehen, und gut ist. Nach einem vollständigen PE hingegen sollte man dem Text nicht mehr ansehen, dass er maschinell übersetzt worden ist. Die Qualität muss am Ende gleich sein wie die einer professionellen Humanübersetzung. Es liegt also auf der Hand, dass man in jedem Fall im Vornherein mit dem Kunden klären muss, welche Erwartungen er an den finalen Text hat.
Für erfahrene Übersetzer und Korrekturleser kann ein leichtes Post-Editing eine grössere Herausforderung darstellen als ein vollständiges PE. Wenn man sich gewohnt ist, mit Argusaugen nach jedem Tippfehler Ausschau zu halten und Stilblüten auf Anhieb erkennt, muss man sich beim leichten PE stark zurücknehmen – und das finden nicht alle einfach.
Was muss ein Post-Editor können?
Eignet sich jeder Übersetzer als Post-Editor? Muss man überhaupt Übersetzer sein, um ein Post-Editing durchführen zu können? Mit diesen Fragen haben sich auch die Leute von der ISO befasst und eine Norm dafür zusammengestellt, die Norm ISO 18587. Diese listet folgende Fähigkeiten auf, die fürs (vollständige) PE nötig sind:
- Übersetzungskompetenz
- Linguistische und Textkompetenz in Ausgangs- und Zielsprache
- Fähigkeit zu recherchieren, an Informationen zu gelangen und diese zu verarbeiten
- Kulturelle Kompetenz
- Technische Kompetenz
- Kenntnisse des jeweiligen Fachbereichs
Grundsätzlich decken sich also die Anforderungen an Post-Editoren mit jenen an Übersetzer. Die Schwierigkeit besteht wie vorhin angedeutet darin, auch mal fünf gerade sein zu lassen und nicht alles im eigenen Stil umzuschreiben. Und: Übung macht wie immer den Meister. Gemäss der Dozentin des BDÜ-Workshops dauert es etwa ein halbes Jahr, bis man das Post-Editing im Griff hat.
Arbeitest du als Freelancer für Supertext und kennst dich mit Post-Editing aus? Dann melde dich bei einem Sprachmanager aus dem zuständigen Sprachteam. Wir freuen uns darauf, viele neue Talente zu entdecken!
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