Habedere! Sind Sie bereit für die Wiesn? So und nicht anders nennt sich die Theresienwiese in Minga (München), die sich schon bald wieder für kurze Zeit in ein großes Festgelände verwandelt. Wir wappnen Sie mit einem kleinen Survival-Kit für das bevorstehende Event. Damit Sie kulinarisch, kleidungstechnisch und interpersonell als Zuagroaster (Zugereister) in Bayern über die Runden kommen.
A Mass und a Brezn biddschee!
Beim Betreten des Bierzelts machen Sie sich mit Griaß Eich! oder Servus die ersten bayerischen Freunde. Mit der Bestellung von «Bier» kommen Sie allerdings nicht weit. Hier trinkt man das flüssige Gold in der Mass, dem 1-Liter-Krug Bier, die Sie mit a Mass biddscheen bestellen. Für Begeisterung sorgen Sie, wenn Sie dabei sowohl das a als auch das Doppel-S kurz aussprechen. Möchten Sie lieber einen Gang zurückschalten, bestellen Sie a Hoibe (einen halben Liter Bier).
Jeder Trinker weiss, dass parallel auch gegessen werden muss – am besten etwas Deftiges. Dafür eignen sich Brathendl, Schweinswürschtl, Semmegnedl und Wiesnbrezn – damit kommen Brathähnchen, Schweinswürste, Knödel und Salzbrezel auf den Teller (über die Dimensionen von Letzterer werden Sie staunen, denn sie stellt eine vollwertige Mahlzeit dar). Mit steigender Stimmung im Bierzelt stimmen Sie selbstbewusst in den Trinkspruch oans, zwoa, gsuffa! mit ein, denn Sie wissen, dass Sie neben Zuprosten damit den Countdown anzählen, um Ihre Mass leerzutrinken. Sind Sie nicht nur im Trinken, sondern auch in den Oberarmen trainiert, können Sie sich währenddessen im Masskruagstemma messen. Das ist der Wettbewerb, bei dem gewinnt, wer die Mass am längsten mit ausgestrecktem Arm halten kann.
Irgendwann kommt das niedere Bedürfnis. Mit biesln muass i merken Sie dies an und fragen dabei gleichzeitig nonchalant nach der nächsten Toilette.
Die sprechende Schlaufe am Dirndl
Als Frau tragen Sie traditionell ein Dirndl – das Trachtenkleid, dessen Name eigentlich bayerisch für Mädchen oder Frau steht. Der Mann von Bayern wählt eine Krachlederne (Lederhose) – meist die Kuaze (Kurze) – als Beinkleid, die von Loferln, Stutzn oder Beinhösln, den Wadenwärmern, abgerundet wird. Dazu wird übrigens diskussionslos ein weißes Langarmhemd getragen, Fortgeschrittene tragen einen Ditschi auf dem Kopf (ein bayerischer Hut mit Delle in der Mitte). Das Charivari, eine massive, silberne Schmuckkette mit Anhängern, schmückt derweil den Bund von Hose und Dirndl. Sollte plötzlich jemand laut Bazi rufen, hat womöglich gerade ein Dieb in Ihre Tasche gegriffen. Sagt jemand mach dein Taubnschlag oder Hosentürl zu, macht man Sie jedoch höflicherweise auf Ihren offenen Hosenschlitz aufmerksam.
Auch die nonverbale Sprache will gelernt sein. Dirndlträgerinnen senden nämlich je nach Trageweise ihrer Schlaufe ein unmissverständliches Signal: Ist sie rechts gebunden, ist die Trägerin vergeben, hinten wird sie von Kindern, Witwen und Kellnerinnen gebunden. Trägt die Dame die Schlaufe jedoch links, können Sie als Herr mit ihr obandeln (flirten, anbandeln) und finden vielleicht schon bald ihr Bopperl oder Spotzal (Liebling, Herzdame). Ein leises bagg mas ins Ohr geflüstert, und schon gehts zusammen heimwärts.
Die Fetzngaudi kann kommen!
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