Videokonferenzen: die 10 beliebtesten Tools und ihre Sprachfunktionen

Zu Homeoffice-Zeiten unverzichtbar: das Telefonieren per Videoübertragung. Die Auswahl an Videokonferenz-Software ist gross, ihre Möglichkeiten sind vielfältig. Wir zeigen, was die 10 wichtigsten Tools für die mehrsprachige Businesskommunikation bieten.

Der tägliche Teamaustausch, Kundenmeetings oder Webinare für ein breites Publikum: Videotools sind gefragt wie nie. Allein bei Zoom schoss die Zahl täglicher Nutzer in der Corona-Zeit von 10 auf 300 Millionen hoch. Viele Unternehmen mussten sich unter Zugzwang für einen Videoanbieter entscheiden, um den Betrieb am Laufen zu halten. Aber bewährt sich die Wahl oder passt ein anderer Anbieter vielleicht noch besser?

Gruppenkonferenzen mit Kalenderplanung, Screen-Sharing und Chatfunktion bieten sie alle. Unser Überblick zeigt, was die grössten Businesstools sonst noch können. Und welchen Multi Language Support sie für ein internationales Publikum bereitstellen.

Zoom

Max. Teilnehmerzahl: 100 (Gratisversion), 300 (Business), 500 (Enterprise)
Läuft: per Client auf allen gängigen Plattformen, via Web-App

Videokonferenzen sind beim Überfliegertool in HD-Qualität. Eine reine Videoübertragung lässt 1000 Personen zu. Nur der Gastgeber braucht ein Zoom-Konto, alle anderen Teilnehmenden lassen sich per Link einladen. Meetings können aufgezeichnet und transkribiert werden, ausserdem gibt es rollenbasierte Administration – wer auf diese Zusatzfunktionen verzichten mag, kann den Dienst kostenlos nutzen. Allerdings muss er sich kurz fassen: In der Gratisversion sind Gruppenvideoanrufe auf 40 Minuten beschränkt. Ein Whiteboard zur Kollaboration gibt es in allen Versionen.

Nach dem Aufschwung durch COVID-19 stand das Unternehmen wegen Datenschutz- und Sicherheitsmängeln in der Kritik. Besonders bekannt wurde das Zoombombing: Unerwünschte Personen verschafften sich – meist über leicht zu erratene Meeting-IDs – Zugang zu Besprechungen und verbreiteten Spam. Zoom besserte die Software mit zusätzlichem Passwort und Warteraum (der Admin muss Teilnehmende zuerst zulassen) nach.

Sprachfunktionen: Der Client ist in sieben Sprachen verfügbar. Der Host kann einem Teilnehmer die Funktion zuweisen, während des Gesprächs Untertitel manuell zu erfassen oder über einen Drittanbieter zu integrieren.

Skype

Max. Teilnehmerzahl: 50
Läuft: plattform- und geräte-unabhängig

Der Klassiker und Marktführer der Voice over IP-Telefonie wurde eigentlich für die private Nutzung konzipiert. Seit 2011 gehört die plattformunabhängige Anwendung zu Microsoft und wird zunehmend in der Unternehmenskommunikation eingesetzt. Skype ist kostenlos nutzbar. Zur Gesprächseröffnung benötigt man einen Skype- oder Microsoft-Account. Was viele nicht wissen, da das Feature kaum beworben wird: Gäste können sich auch hier ohne Registrierung und Download per Link einwählen. Konferenzen kann man aufzeichnen, es fehlen allerdings weitere Collaboration-Features wie Rollenverteilung oder Whiteboards sowie die Konferenzeinwahl per Telefon. Mit Teams entwickelte Microsoft eine Extension, die zudem auf einen stärkeren Schutz der Gesprächsinhalte setzt.

Sprachfunktionen: Die Software läuft in 43 Sprachen. Videokonferenzen können in 11 Sprachen live von Skype untertitelt werden.

Microsoft Teams

Max. Teilnehmerzahl: 20 (Telefon: 250)
Läuft: auf allen gängigen Plattformen, im Web, via öffentliches Telefonnetz

Das chatbasierte MS Teams ist in die kostenpflichtige Office-365-Suite mit Microsoft Office und Skype integriert. Es bündelt sämtliche Office-Dienste sowie Dienste externer Anbieter. Liveübertragungen fassen bis zu 10’000 Personen. In Konferenzen einwählen kann man sich auch ohne Microsoft-Konto übers Web oder per generierter Rufnummer und Konferenz-ID. Vor wenigen Tagen erhielt die Konferenzansicht zudem ein lang ersehntes Update: Auf dem Screen sind nun bis zu neun aktive Gesprächsteilnehmende gleichzeitig sichtbar.

Teams kommt als Kollaborationskomplettlösung daher: Integriert sind Whiteboards, Aufzeichnung von Besprechungen sowie automatische Transkription – damit schreiben sich Meeting-Protokolle quasi von selbst (um den Korrekturmodus kommen die etwas holprigen Formulierungen jedoch nicht herum).

Sprachfunktionen: Die Anwendung ist in 44 Sprachen verfügbar. Bei Videokonferenzen bietet sie Spracherkennung und eine Live-Untertitelungsfunktion auf Englisch – mehr Sprachen sollen folgen. Die generierten Untertitel lassen sich wiederum direkt in weitere sechs Sprachen übersetzen.

Als vorübergehende Massnahme im Zuge von Corona stellt Microsoft Teams für sechs Monate kostenlos zur Verfügung.

Google Meet

Max. Teilnehmerzahl: 100 (Gratisversion), 150 (Business), 250 (Enterprise)
Läuft: per Client für gängige Plattformen und Devices, Web, Telefoneinwahl

Der speziell auf Unternehmen ausgerichtete Dienst Google Meet (Hangouts und Duo sind ursprünglich für private Zwecke gedacht) ist in der kostenpflichtigen G Suite enthalten. Die Gratisversion begrenzt die Gesprächszeit auf 60 Minuten. Eine Live-Stream-Plattform stellt Videoübertragungen für 100’000 Personen sicher. Praktisch für Webinare, Pressekonferenzen oder als PR-Plattform. Eine Neuerung lässt in Videochats nun auch die simultane Anzeige von bis zu 16 Personen und weitere individuelle Ansichten zu. Gespräche lassen sich aufzeichnen.

Sprachfunktionen: Der Dienst ist in 28 Sprachen bedienbar. Er hat zudem eine Live-Untertitelungsfunktion für Konferenzen auf Englisch.

Bis Ende September ist die G Suite Essentials mit integriertem Google Meet kostenlos erhältlich. Die Gesprächsbegrenzung bei der Gratisversion ist ebenfalls temporär aufgehoben.

BlueJeans

Max. Teilnehmerzahl: 50
Läuft: geräteunabhängig sowie per Telefonleitung, auf allen gängigen Plattformen, skalierbar für Hardware wie Cisco, Polycom, Google

Der kürzlich vom US-Konzern Verizon aufgekaufte, cloudbasierte Kommunikationsdienst bietet Nutzern persönliche Konferenzräume für Gespräche in Dolby Voice. Einhaken kann man sich geräteunabhängig per Desktop- oder Mobil-App sowie direkt über den Browser, ohne die Anwendung installieren zu müssen. Die Meetings können aufgezeichnet und Content geteilt werden. BlueJeans lässt sich kostengünstig in alle gängigen Anwendungen integrieren und punktet durch eine skalierbare Architektur.

Sprachfunktionen: Vier Sprachen werden unterstützt (auf Desktop zusätzlich Japanisch). Sonst bietet das Tool keinen weiteren Multi Language Support.

Webex Meetings

Max. Teilnehmerzahl: 100 (Gratisversion), 200 (Unternehmen)
Läuft: auf gängigen Betriebssystemen und losgelöst von Cisco

Der Systemanbieter Cisco hat mit Webex Meetings eine Videosoftware entwickelt, die auch ohne Hardware des Anbieters genutzt werden kann. Nur der Gastgeber benötigt einen Account, teilnehmen kann man über jedes internetfähige Gerät und per Telefon. Features wie Gesprächsaufzeichnung, Rollenverteilung und digitale Transkription sind der kostenpflichtigen Version vorbehalten.

Sprachfunktionen: Webex Meetings gibt es in 27 Systemsprachen. Pro Meeting kann ein Untertitler definiert werden, der Untertitel in Echtzeit eingeben oder per Drittanbieter generieren lassen kann. Es lassen sich zudem Abschriften davon speichern.

Jitsi Meet

Max. Teilnehmerzahl: 10
Läuft: als unabhängiger Client

Die Open-Source-Alternative gewinnt besonders in Technik-Kreisen gerade stark an Fahrt. Die kostenlose Software richtet sich an Nutzer, denen Datenschutz und Privatsphäre ein grosses Anliegen sind: Videogespräche über Jitsi benötigen überhaupt keine Benutzerkonten und sämtliche Anrufe sind von Haus aus verschlüsselt. Wird die Datei bei Dropbox gespeichert, lassen sich Gespräche auch aufzeichnen. Einziges Manko: die Teilnehmerzahl bei Konferenzen. Offiziell gibt es zwar keine Begrenzung, die Praxis zeigt allerdings, dass die Serverkapazitäten nur bei kleinen Online-Meetings von fünf bis zehn Personen ausreichen. Soll das Tool in grossem Stil genutzt werden, muss man das Server-Hosting intern stemmen.

Sprachfunktionen: Der Client ist in 20 Systemsprachen verfügbar. Abgesehen davon gibt es keine Sprachfunktionen.

Amazon Chime

Max. Teilnehmerzahl: 16 (Plus), 250 (Pro)
Läuft: auf Windows, Mac, iOS, Android

Das 2017 entwickelte Tool des Online-Riesen richtet sich vor allem an professionelle Anwender. Videokonferenzen auf Amazon Chime fassen in der kostenpflichtigen Plus-Version 16 Personen über Desktop und 8 Personen auf mobilen Geräten. Der Organisator benötigt ein Amazon-Web-Services-Konto, ansonsten ist der Zugang auch ohne App über eine Meeting-ID möglich. Abgesehen von der Meetingaufzeichnung in der Pro-Version sucht man bei der spartanischen Anwendung vergeblich nach Features.

Sprachfunktionen: keine (das Tool ist nur auf Englisch verfügbar)

Bald weg: Skype for Business

Die Businesslösung von Skype bietet, was der Gratisversion fehlt: Konferenzen mit bis zu 250 Teilnehmenden und zahlreiche Collaborations-Features. Microsoft-Nachzügler Teams machte die Anwendung trotzdem zum Auslaufmodell: Im Juli 2021 geht Skype for Business in den Ruhestand, bis 2025 soll auch die On-Premise-Lösung ganz durch Teams ersetzt werden.

Und bald da: Messenger Rooms

Facebook steht neben dem privat beliebten Dienst WhatsApp mit einer weiteren Videolösung in den Startlöchern: Ob mit oder ohne Facebook-Account sollen über Messenger Rooms künftig bis zu 50 Personen kostenlose Videochats ohne Zeitlimit führen können. Eine Zugangskontrolle durch den Room Creator soll die Privatsphäre aller Teilnehmenden schützen. Später folgt womöglich eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die Anwendung ist in den USA, Mexiko und Kanada bereits nutzbar und wird voraussichtlich noch im Mai auch in Europa erhältlich sein. Sie soll in alle Facebook-Produkte integriert werden, daher ist von einer Bedienung in allen 115 Facebook-Systemsprachen auszugehen. Ob sich die Gratislösung künftig z. B. von KMU auch fürs Business nutzen lässt? Es bleibt spannend.

 

Fazit: Mehrsprachige Teams und Unternehmen mit internationaler Kundschaft gehen mit MS Teams als Skype-Nachfolger sowie Google Meet auf Nummer sicher. Sie sind nicht nur in gängige Bürolösungen integriert und bieten die meisten Features rund um Videokonferenzen. Sondern haben auch die meisten Systemsprachen und zusätzlich Live-Untertitelung im Gepäck, die künftig noch mehr ausgebaut werden soll. Wer kein Geld in die Hand nehmen möchte und sich mit einer mehrsprachigen Bedienung begnügt, erhält mit Zoom und Webex Meeting auch nach Corona relativ umfangreiche Gratisversionen. Kleinere Unternehmen, Technik-Nerds und Verfechter des Datenschutzes sollten sich Jitsi Meet genauer anschauen.

Titelbild via Twenty20



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