Soll eine Anwendung für einen neuen Markt verfügbar werden, zählen drei Dinge: übersetzte Inhalte, technische Anpassung und kulturelle Adaption. Dass es nicht reicht, Texte nur zu übersetzen, wissen wir also schon. Und dass eine gute Lokalisierung nicht von heute auf morgen passiert, zeigen wir jetzt. Welche dieser Schnellschüsse kommen Ihnen bekannt vor?
Das Layout macht Probleme
Der Situation begegnet man besonders auf dem klassischen Lokalisierungsweg – wenn die Anwendung erst für eine Sprache programmiert und nachträglich in weitere übersetzt wird. Platzbeschränkungen beim Text sind die Folge. Und weil Sprachen abweichende Wort- und Satzlängen haben, wirds schnell eng: Textteile überlappen oder Zeilen brechen an falschen Stellen um. Wird keine Layoutkontrolle gemacht, sieht das zum Beispiel so aus:
Es wird alles übersetzt
Lokalisieren bedeutet nicht, blindlings alle Inhalte in die neue Sprache zu übertragen. Sondern abzuwägen, was übersetzt werden muss und wo man Textteile besser im Original lässt. Letzteres ist in der Navigation oder bei fixen Ausdrücken oft der Fall, die in jeder Sprache geläufig sind. Bestes Beispiel: der «Home»-Button auf Websites und Apps. Er wird von Arabisch bis Japanisch in keiner ernstzunehmenden Lokalisierung übersetzt. Trotzdem begegnen wir ihm in unserer Personal-Software in deutscher Form (und ärgern uns täglich grün und blau):
Das Design wird nicht lokalisiert
Ein gutes Nutzererlebnis – die User Experience – entsteht nicht nur durch verständliche Inhalte. Entscheidend sind auch Designaspekte wie Farben, Bilder und Symboliken. Passen diese nicht zum neuen Markt, kann die Website oder App kaum erfolgreich sein. Das merkte der Onlineriese Amazon, als er 2017 China erobern wollte. Er übersetzte alle Textbausteine akribisch, vergass aber, dass der chinesische Markt ein schrilles Design gewohnt ist – Seiten wie Alibaba oder Taobao machen es vor. Die Folge: Amazon scheiterte im chinesischen Markt an seinem klassischen, westlichen Design.
Website Amazon
Website Taobao
Es gehen Strings vergessen
Der Klassiker unter den Lokalisierungsfehlern: Selbst bei gründlichem Auflisten der Seiten und Unterseiten rutschen irgendwo einzelne unübersetzte Textelemente durch. Der Grund: Beim Internationalisieren wird mit Strings gearbeitet, die in unzähligen Files auf verschiedenen Server lagern und übersetzt werden müssen. Eigentlich eine gute Sache, weil man so nicht den ganzen Quellcode untersuchen muss. Kann aber schnell zur Falle werden, wenn die Strings falsch verkettet oder ganz übersehen werden. Besonders fixe Seitenelemente laufen ohne ein UX Testing Gefahr. Es mögen kleine Fehler sein, die dem User aber sofort auffallen:
Fazit: Viele gängige Lokalisierungsfehler zeigen sich erst im Kontext. Mit einem Prozess, der bereits in der Designphase ansetzt, sowie durch UX-Tests lassen sich diese umschiffen oder beheben, bevor die Anwendung live geht. Wie oft gilt das Credo: Nehmen Sie sich Zeit. Und dabei gerne unsere Hilfe an.
Titelbild via Unsplash
Ein Kommentar zu “Websites, Apps und Software übersetzen: 4 häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden”
Guten Tag,
super hilfreicher Beitrag. Klasse!
Viele Grüße
Christoph