Es ist kein Geheimnis mehr: Eine App zu übersetzen zahlt sich aus. In User*innen und Umsätzen. Denn in je mehr Sprachen sie verfügbar ist, desto grösser das Publikum und desto mehr Downloads. Und zwar um 128 % mehr pro Zielmarkt.
Die App-Übersetzungsprojekte können unterschiedlich sein und bei Start-ups wie bei grossen, globalen Firmen anstehen. Immer gleich ist das Grundkonzept. Und dazu gehört, ein paar Begriffe zu verstehen.
Was ist Lokalisierung?
Eine App zu lokalisieren bedeutet, sie individuell für einen neuen Markt oder ein Land so anzupassen, dass sie im kulturellen Kontext Sinn ergibt. Das Ziel ist, das User-Erlebnis so authentisch zu gestalten wie im Original. Texte zu übersetzen ist ein Teil davon. Andere Änderungen betreffen Farben, Bilder oder die Ansprache der Zielgruppe.
Was ist Internationalisierung?
Die Internationalisierung schafft die systemischen Voraussetzungen, damit eine Lokalisierung gelingt. Die Programmierung Ihrer App wird auf verschiedene Sprachen ausgerichtet, damit die Inhalte später angepasst werden können. Das betrifft Elemente der grafischen Oberfläche – dem User Interface –, wie Zeichen- und Datenformate, Zahlen oder Währungen.
Der Weg zur internationalen App ist nur eine Frage des richtigen Vorgehens. In den allermeisten Fällen braucht es dazu die folgenden 10 Schritte.
1. Voraussetzungen der App überprüfen
In vielen Fällen ist eine App schon per Default internationalisiert, das heisst mehrsprachig programmiert. Ist das nicht der Fall, muss der App-Code entsprechend geändert werden. Dann ist Ihre Entwicklungsabteilung dran – und das ist der Hauptgrund, warum Lokalisierung nur im Zusammenspiel mit dem Development geschehen kann. Tools wie xCode für iOS oder Studio für Android unterstützen Sie dabei.
2. Zielmärkte definieren
In welchen Ländern und Sprachen sind die Erfolgschancen für Ihre App am grössten? Die Entscheidung für einen oder mehrere bestimmte Märkte fällt meist vorab die Chefetage. Ansonsten helfen Zahlen von Statista oder App Annie weiter und auch die eigenen Downloads im App Store oder Google Play Store geben oft Aufschluss über potenzielle Märkte – wo wird Ihre App vielleicht jetzt schon heruntergeladen oder häufig geklickt? Wo bereits so Interesse vorhanden ist, steigern Sie die Downloads mit lokalisierten Inhalten um das x-Fache.
3. Ausgangslage vor Ort checken
Steht fest, welche Märkte angegangen werden, ist eine Bestandesaufnahme vor Ort fällig. Welche Sprachen werden dort gesprochen? Wie verhalten sich lokale Kund*innen? Passt die aktuelle Bild- und Farbwelt der App zu ihnen? Wie sehen die technologischen Voraussetzungen aus? Je nach Markt sind andere Mobilanbieter, Screengrössen oder Betriebssysteme relevant. Sich ein Bild von der Lage zu verschaffen, hilft Ihnen, abzuschätzen, was auf Sie zukommt. Fragen sie das Internet oder – noch besser – Ihr Übersetzungsbüro mit Expert*innen vor Ort, welche Anpassungen nötig sind, um im neuen Markt sicher zu landen.
Eine rechtzeitige Analyse hilft auch, nötige Vorkehrungen mit den App-Entwicklern zu treffen. Möglicherweise gehen Sie auf Ihrem Plan also kurzfristig zwei Felder zurück, weil die App eine Umcodierung benötigt – denn Sprachen brauchen zum Beispiel unterschiedlich viel Platz.
4. Projekt- und Zeitrahmen festlegen
Als Nächstes definieren Sie, bis wann Ihre App startklar sein soll. Dazu gehört nebst Deadlines auch, welche (internen und externen) Teams beteiligt sind und wie Sie die Lokalisierung anpacken möchten: In welchem Produktstadium soll die Übersetzung starten? Möchten Sie in mehrere Sprachen parallel lokalisieren oder nacheinander? Die Entscheidung für einen Weg fällt mit Ihren verfügbaren Ressourcen. Und mit dem Setup Ihres Sprachdienstleisters. Was uns zu 5. bringt.
5. Sprachdienstleister wählen
Weil eine App zu lokalisieren mehr beinhaltet als das Übersetzen von Wörtern, ist Selbermachen keine realistische Option. Und auch Google Translate nicht der seriöse Weg – ausser es stört Sie nicht, wenn der «Book»-Button in einer englischen App mit «Buch» statt «Buchen» übersetzt wird oder die «Home»-Seite plötzlich «Zuhause» heisst. Ein professioneller Lokalisierungspartner bringt neben Sprachexpertise auch kulturelles Know-how und die notwendige Technologie mit.
Vereinfacht wird der Übersetzungsprozess mit einem Translation Management System (TMS). Es verbindet Sie mit Ihrem Sprachpartner, schickt den gesammelten Content in Übersetzung und integriert ihn direkt wieder in der App. Sie tracken den Status und profitieren von schnelleren Prozessen, weil bereits übersetzte Texte im Übersetzungsspeicher abgelegt werden. Vor allem bei vielen verschiedenen Sprachen sparen Sie so wertvolle Zeit und Ressourcen.
Ihre konkreten Bedürfnisse beeinflussen die Wahl. Heisst genauer: Als Start-up, das seine App in einer weiteren Sprache anbieten möchte, kommt eine kleine Agentur in Frage. Wollen Sie mehrere Märkte angehen oder sind bereits international tätig, empfiehlt sich eher ein global tätiger Full-Service-Anbieter.
6. App sprachlich und kulturell anpassen
Jetzt geht es ans Eingemachte: Auf Ihr Kommando werden alle App-Bestandteile übersetzt. Je nach Content-Bereich kann Machine Translation, Fachübersetzung oder Transkreation zum Zug kommen. In den meisten Fällen passiert die Übersetzung mithilfe von XML- oder XLIFF-Files, die alle Inhalte der App in Strings an den Übersetzer schicken. Für den Kontext senden Sie Screenshots oder Kommentare mit – oder integrieren die Übersetzung direkt ins Designtool Ihrer App. Grosses Plus: Sie können bereits während der Entwicklung loslegen und übersetzte Inhalte fortlaufend veröffentlichen – unabhängig von Releases. Noch mehr Vorteile von Continuous Localization finden Sie hier.
Neben den App-Inhalten werden auch Marketingmaterialien wie Kampagnentexte oder E-Mails sowie die Inhalte im App-Store wie Beschreibungstexte, Keywords oder Videoclips mitübersetzt. Mehr dazu unter 8.
Für ein authentisches Erlebnis wird die App auch kulturell an den Zielmarkt angeglichen. Was heisst das? Die App soll sich für lokale User heimisch anfühlen – so, als wäre sie exklusiv für sie entwickelt worden. Diese Anpassung der User Experience (UX) an die Kultur und Gegebenheiten des Markts betrifft Zahlenformate, Masseinheiten, die User-Ansprache oder auch die Bildwelt. Denn je nach Markt und Region können zum Beispiel sogar andere Farben gefragt sein als im Original. Mit der Internationalisierung haben Sie die Basis dafür bereits geschaffen.
7. UX im Layout testen
Steht die App in der neuen Sprache, geht es ans Testen der User Experience und der App-Elemente im Layout. Für einen ersten Funktionalitätscheck reicht ein interner Test. Der nächste Schritt ist ein Betatest mit Usern im Zielmarkt und den dort üblicherweise verwendeten Geräten – also mit Ihrem künftigen Publikum. Häufig übernehmen lokale Experten des Sprachdienstleisters den Job.
Für iOS-Apps funktioniert das am besten via Testflight. Bei Android lassen sich Tests direkt in der Play Console durchführen. Mit der Überprüfung auf Vollständigkeit, Textlängen und Umbrüche in den verschiedenen Sprachen verbessern Sie das Nutzererlebnis und schaffen letzte Darstellungsfehler aus der Welt.
8. App für die Stores und das Marketing optimieren
Die meisten User werden Ihre App zum ersten Mal im Apple App Store oder bei Google Play sehen. Oder je nach Markt auch in einem alternativen Store. So oder so passiert das aber nur, wenn Sie auch die Inhalte im Store an den neuen Markt anpassen. Diesen Zweck hat die App-Store-Optimierung (ASO): Die Keywords, Beschreibungstexte, Screenshots, Videos und je nachdem sogar der App-Titel werden für jede neue Sprache und den spezifischen Markt individuell analysiert und neu festgelegt. Sodass die App in jedem Fall gefunden wird – egal wer wo wie danach sucht.
Als wichtigste Werbekanäle für Apps gelten zum einen die bezahlten Search Ads in den Stores, zum anderen Social Media. Finden Sie darum heraus, wer von Facebook, LinkedIn, Instagram, WeChat & Co. im neuen Markt den Ton angibt, und richten Sie Ihre Kampagnen danach aus.
9. Bewertung und Ranking reviewen und App aktualisieren
Damit ist der Löwenanteil geschafft und Ihre lokalisierte App ready für den Launch. Glückwunsch! Unmittelbar danach geht es ans Messen. Kontrollieren Sie die Analytics in den App Stores und filtern Sie Downloadstatistiken und Ratings nach Markt oder Sprache. Wie bei Suchmaschinen sind die Suchbegriffe in den Stores Trends ausgesetzt. Deshalb sollten Sie deren Performance in den Store-Analytics im Auge behalten und die Keywords wo nötig aktualisieren.
Dasselbe gilt für Ihr App-Rating: Es entscheidet massgeblich, wie hoch Ihre App rankt. Je mehr positive Bewertungen, desto besser die Wahrnehmung im Store – denn rund 80 % der User checken Reviews, bevor sie eine App herunterladen. Zudem steckt in den User-Feedbacks gratis Verbesserungspotenzial: Nehmen Sie Kritikpunkte an und implementieren Sie sie im nächsten Update. So steigern Sie den Mehrwert der App mit jedem Release und perfektionieren das lokale User-Erlebnis.
10. Weiter lokalisieren. Und weiterwachsen.
Sie sind nun beim letzten Schritt angelangt. Aber: Mit dem Launch der neuen App-Version stoppt die Lokalisierung nicht. Neue Funktionen, Inhalte oder Geschäftsfelder sorgen dafür, dass auch in der lokalisierten Version immer wieder Änderungen anstehen. Lokalisierung ist also ein fortwährender Prozess, der nicht so schnell zu einem Ende kommt.
Ausserdem können Sie nach erfolgreicher Umsetzung einer neuen Sprachversion jederzeit weitere Sprachen und Märkte angehen. Was Sie dafür tun müssen? Einfach wieder bei Punkt 6 beginnen. Das Schöne dabei: Ihre Teams und Ihr Sprachpartner sind bereits aufeinander eingespielt und können somit den Prozess problemlos wieder aufrollen. Womöglich haben Sie Continuous Localization aber sowieso bereits als Strategie für Ihre App festgelegt. Und damit die Basis für grenzenloses Wachstum geschaffen.
Ihre App soll mehrsprachig werden und Sie sind bereit für den nächsten Schritt? Reden Sie mit uns.
Titelbild via Twenty20