Jevgenija Litvina ist bei Skribble, dem Anbieter für rechtsgültiges elektronisches Signieren, für die UX-Texte verantwortlich und arbeitet regelmässig mit Supertext. Sie weiss, worauf es beim Erstellen und Bestellen von UX-Texten ankommt. Gemeinsam haben wir 6 Tipps formuliert, mit denen Sie das Maximum aus (mehrsprachigen) UX-Texten herausholen – für sich und Ihre User*innen.
1. Kennen Sie Ihr Produkt – und Ihre Erwartungen an die Texte
Was bietet Ihre Website oder App, welches Problem löst sie, wer genau ist ihr Zielpublikum? Für die Bedürfnisanalyse bei UX-Texten ist es absolut zentral, wen und was Ihr Produkt erreichen soll – und damit auch die Texte, die dafür erstellt werden. Vielleicht möchten Sie mehr Abonnenten, Ihre Kaufabschlüsse erhöhen oder einfach das User-Erlebnis als Ganzes verbessern, indem Sie mit klaren Texten die Navigation erleichtern. Wer im Detail erklären oder zeigen kann, worum es geht, bekommt Texte, die genau darauf zugeschnitten sind.
2. Machen Sie Ihre*n UX-Writer*in zum Teil des Teams
UX-Writing startet früher als herkömmliches Texten – bestenfalls schon während der Designphase. Holen Sie Ihren UX-Writer deshalb nicht erst am Schluss an Bord, sondern binden Sie ihn ins UX-Team und den Prozess mit ein. So ist er Teil der Denkarbeit, kann auf dem Weg womöglich schon mal einen Prototypen schreiben und den Designer*innen fortlaufend Inputs geben. Das ist besonders bei mehrsprachigen Produkten hilfreich, denn so minimieren Sie aufwendige Programmierarbeiten im Nachgang, weil eine Sprache zum Beispiel mehr Platz oder andere Zeichensätze braucht.
3. Designvorlagen und Screenshots mitschicken
Ob ein Mockup der App, eine Betaversion der Website oder Screenshots der Originaltexte: Alles, was in seine spätere Umgebung eingebettet im UX-Writing landet, vereinfacht die Arbeit. UX-Texte brauchen häufig etwas mehr Zeit als andere Textformen – vor allem deswegen, weil man teils sehr komplexe Themen auf einzelne Wörter herunterbrechen muss. Wo genau kommt der Text zum Einsatz? Und wer soll wann was damit tun? Das Mitliefern von Kontext minimiert Rückfragen und beschleunigt den Schreibprozess. Ausserdem reduzieren sich spätere Extrarunden, wenn etwas von Anfang an ins Layout passt.
Bei Texten, die zudem übersetzt werden sollen, ist Kontext absolute Pflicht – wiederum wegen der unterschiedlichen Längenverhältnisse in verschiedenen Sprachen. Die Übersetzer*innen müssen wissen, wie viel Platz ihnen für einen einzelnen Text zur Verfügung steht und ob er auf einen Button oder in einen Titel gehört. Damit die Texte über verschiedene Sprachen hinweg eine einheitliche Stimme haben, spielen hier auch allfällige Styleguides und Glossare mit hinein.
4. Gehen Sie nicht von sich als User aus
Sie und Ihr Team wissen in- und auswendig, wie Ihr Produkt funktioniert. Für Ihre User ist es aber womöglich noch völlig unbekannt. Die Texte darin müssen also auch von Leuten intuitiv verstanden werden, die sich im Thema nicht auskennen. Sein eigenes Produkt zu kennen ist wohl wichtig fürs Briefing des UX-Writers, aber nicht für die spätere Anwendung Ihrer App, Website oder Software. Die muss nämlich nicht Ihnen persönlich gefallen, sondern vor allem Ihrer Zielgruppe.
Sich in die (künftigen) Userinnen hineinzuversetzen, ist auch beim Austesten Ihres Produkts oberstes Gebot. Für eine erste Runde sind interne Tests in Ordnung. Sollen Inhalt und Stil der Texte aber auch Ihren tatsächlichen Usern zusagen, brauchen Sie ebenso deren Feedback. Was uns zu 5. bringt.
5. A/B-Tests helfen. Immer.
Egal ob umfangreicher Usability-Test, Card-Sorting oder Guerilla-Befragung einzelner Personen: Tests geben Aufschluss, ob Ihr Produkt ankommt. Spielen Sie zum Beispiel zwei verschiedene Call-to-Actions gegeneinander aus und beobachten Sie, welcher besser performt. Best Practices sind zwar eine gute Orientierung, aber nur weil etwas bei anderen funktioniert, muss es bei Ihnen nicht auch so sein. Ihr Zielpublikum könnte zum Beispiel auf anderen Geräten browsen als das von fremden Tests. Bei den Testrunden sollten darum die eigenen Nutzer*innen und deren Bedürfnisse immer an erster Stelle stehen.
Aktiv Feedback einzelner User einzuholen, ist ebenfalls hilfreich. Es führt dazu, dass Sie Ihre Lösung noch besser an die Bedürfnisse anpassen und potenzielle Knoten im Kopf lösen können, bevor sie entstehen. Wer die Tests über längere Zeit und regelmässig durchführt, gewinnt zudem quantitative Daten und kann das User-Erlebnis und den Umsatz nachhaltig optimieren.
Bsp. von Skribble:
Ein kürzlich durchgeführter Rapid-User-Test offenbarte, dass User*innen auf der Skribble-Website die Preise schwer finden. Das UX-Team hat daraufhin den Menüpunkt «Pläne und Preise» in «Preise» umbenannt und die Aufrufe der Page beobachtet. Nach abgelaufener Testphase zeigte sich eine Verdoppelung des Traffics.
6. Beim Übersetzen offen bleiben
Behalten Sie stets die Sprache(n) im Hinterkopf, in die die UX-Texte übertragen werden sollen. Falls Sie diese nicht sprechen, übernimmt Ihr Sprachdienstleister den Job. Garantieren Sie den Übersetzern genügend Kontext und setzen Sie auf freie Übersetzungen. Wort-für-Wort funktioniert in zweifacher Hinsicht nicht: Erstens aus Platzgründen – deutsche Texte brauchen zum Beispiel im Durchschnitt fast dreimal so viel Platz wie englische. Da ist auf Buttons oder in Menüpunkten Umschreibungstalent gefragt.
Zweitens existieren gewisse Begriffe in anderen Sprachen nicht oder sind je nach Kontext ungebräuchlich. Zwei Beispiele: Das «Siegel» in Dokumenten nennen wir auf Französisch «cachet» (von «cachet électronique») und nicht «sceau», wie es wortwörtlich übersetzt hiesse. Und «Home» würden wir auf einer deutschen Startseite niemals mit «Zuhause» übersetzen. Hier helfen Branchenkenntnisse, eine kurze Analyse der gängigen Begriffe und Glossare für die einzelnen Sprachen.
Bereit zum Bestellen? Dann melden Sie sich gerne.
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