Eindeutig mehrdeutig – So nutzen Sie Emojis international

Applaus oder sarkastisches Klatschen? «Du rockst» oder «Ich liebe dich»? Bei rund 3600 Emojis gibt es eine Menge Möglichkeiten zu kommunizieren – und sich dabei falsch zu verstehen. Vor allem über Ländergrenzen hinweg. Wir zeigen, wie die internationale Kommunikation trotzdem klappt.

Kleine Symbole statt grosser Worte: Emojis machen die Kommunikation einfacher. Im Chat unter Freund*innen gehören die Icons sowieso zum guten Ton. Doch die rund 3600 verfügbaren Emojis im Unicode-Standard sind längst auch in der Arbeitswelt angekommen. Eine Studie vom Messaging-Dienst Slack und dem Sprachlernanbieter Duolingo zeigt: Bereits 58 Prozent der weltweit befragten Arbeitnehmenden denken, dass Business-Nachrichten ohne Emojis unvollständig sind.

Aber: Unicode heisst nicht universell. Weltweit genormt ist zwar der Zeichensatz der Symbole, nicht aber deren Bedeutung. Das ist generell gut zu wissen, besonders aber im Geschäftskontext zentral, wo klare Kommunikation eine der Grundlagen des Erfolgs darstellt. Wir zeigen, was Sie beim internationalen Kommunizieren beachten müssen.

Emojis für mehr Effizienz

Sind Emojis erstmal als Teil der Businesssprache implementiert, können sie die Effizienz in der Kommunikation von Unternehmen steigern. Symbole ersetzen langfädige Follow-Up-Nachrichten und minimieren beispielsweise unnötigen E-Mail-Verkehr. So geben 58 Prozent der Befragten an, dass sie mit Emojis mit weniger Worten mehr Feinheiten kommunizieren können. Und 54 Prozent sind der Meinung, dass die Kommunikation dank Emojis schneller vorwärts geht. Beides Faktoren, die nicht nur in der Kommunikation mit internationalen Teams zählen. Sondern auch im Kontakt mit Geschäftspartnern und Kundinnen, sei es in E-Mails oder auf Social Media.

Auf die Kultur kommts an

Laut der Studie fühlen sich 67 Prozent der Befragten einander näher und verbundener, wenn die Person, der sie ein Emoji schicken, dieses versteht. Blöd nur, dass einige der Icons schon im Grundsatz zweideutig sind. Und man andere je nach Land anders interpretiert. Manche Emojis werden zudem sogar von Menschen im selben Land unterschiedlich verstanden.

Das hat zwei wesentliche Gründe:

1. Subkulturen und verschiedene Generationen können voneinander abweichende sprachliche und bildliche Codes entwickeln.

2. Nicht jede Kultur hat das gleiche Verständnis von Symbolik.

Was das im Detail heisst, schauen wir uns an ein paar Beispielen an.

Vorsicht vor Früchten

🍆

In einigen Ländern Europas und in den USA steht die Aubergine stellvertretend für das männliche Geschlechtsorgan. In Japan heisst es, wer in der ersten Nacht im neuen Jahr von einer Aubergine träumt, hat in der Zukunft grosses Glück. Aber bedeutet Aubergine als Emoji nicht einfach Aubergine? Es gilt die Unschuldsvermutung.

🍑

Der Pfirsich gilt in vielen Ländern als Flirt-Emoji oder einfach als Po. In Korea ist es anders: 71 Prozent der Befragten verstanden dieses Icon tatsächlich als Pfirsich. In unseren Breitengraden ist damit Vorsicht geboten. Gerade im Arbeitsalltag.

Ein Händchen für Zeichen

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Klatschende Hände gleich Applaus? Nicht unbedingt. Je nach Kontext und Kombination mit anderen Emojis kann auch sarkastisches Klatschen gemeint sein. So etwa in Deutschland. Verwendet man dieses Bildchen in einer Nachricht für China, deutet man sogar sexuelle Handlungen an.

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In vielen Ländern ist der hochgereckte Daumen ein positives Zeichen. Man findet etwas gut und gibt sein OK. Nicht so im Mittleren Osten, Westafrika oder Australien: Hier hat das Symbol eine abwertende Bedeutung und wird als obszöne Geste gelesen. Und man ist sich sogar innerhalb der Länder teilweise uneinig – vermutlich wegen der positiven Lesart des Westens, die sich vor allem durch die Medien weit verbreitet hat. Missverständnisse sind damit also keinesfalls ausgeschlossen.

👌

In Europa nutzt man dieses Emoji ebenfalls als Okay-Zeichen. In Argentinien hingegen bestellt man damit einen kleinen Kaffee. In Brasilien und der Türkei ist das Hand-Emoji sogar eine Beleidigung. Es bedeutet dasselbe wie das Zeigen des Mittelfingers hierzulande.

👋

Winkende Hand? Ist einfach zu verstehen. Oder doch nicht? Wir sagen damit «Hallo» oder «Tschüss». Auch in China verabschiedet man sich hiermit – allerdings für immer. Das Emoji bedeutet dort: «Ich will nicht mehr mit dir befreundet sein.»

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«You rock», sagt man mit diesem Handsymbol. Doch eigentlich bedeutet es gemäss der US-amerikanischen Gebärdensprache «Ich liebe dich». Die Doppeldeutigkeit passt da irgendwie. Aber Vorsicht vor der Verwendung in Italien. Dort meint dieses Emoji: «Dein Partner oder deine Partnerin betrügt dich». Es ist die direkte Geste zum «cornuto» bzw. der «cornuta», also dem*der «Gehörnten».

Lustig? Ja, aber …

🙂

Eindeutig mehrdeutig ist das leicht lächelnde Smiley. Ist es glücklich oder doch ein wenig schlecht gelaunt? Nicht alle Kulturen nehmen es als fröhlich wahr. In China zeigt es Missgunst, Ironie oder fehlendes Vertrauen an. Ein Hinweis darauf, dass im asiatischen Raum die Augen viel mehr über den Gemütszustand aussagen als die Mundpartie. Aber auch in den USA wird das Emoji immer häufiger genutzt, um Verärgerung oder Misstrauen zu symboliseren. Aufschluss darüber, was es bedeutet, gibt am Schluss nur die Kombination mit anderen Icons oder Text.

😤

In Europa und den USA steht das schnaubende Smiley für Wut oder schlechte Laune. In Japan ist es ein Ausdruck für Triumph.

Blick in die Checkliste

Bei E-Mails und Chats mit internationalen Geschäftspartner*innen oder in Social-Media-Posts, die in mehreren Ländern rausgehen, lohnt sich vor dem Drücken des «Senden»-Buttons deshalb der Blick in unsere Checkliste. Da nicht immer eindeutig ist, wie welches Land auf die unterschiedlichen Emojis reagiert, hier ein wichtiger Tipp, um Missverständnisse zu vermeiden: Wenden Sie nicht-eindeutige Symbole immer in Kombination mit klar definierten Emojis an oder ergänzen Sie diese mit Wörtern. Zum Beispiel das Daumenhoch-Emoji zusammen mit «super gemacht». Und auch die Aubergine geht in anständig: «Bringst du mir noch 🍆 mit?»

Wer vor lauter Emojis die Wörter nicht mehr sieht, wendet sich an uns. Wir sind gerne Ihre Ansprechspersonen rund um die internationale Kommunikation. 👍?

Titelbild via Envato Elements



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2 Kommentare zu “Eindeutig mehrdeutig – So nutzen Sie Emojis international”



  • Marius am 4. Dezember 2022 1:52 Uhr

    o_O !


  • Jan-Philipp Fitz am 23. Januar 2023 14:06 Uhr

    Der Beitrag bietet einen interessanten und informativen Einblick in die möglichen Nuancen der Kommunikation mit verschiedenen Kulturen. Er unterstreicht, wie wichtig es ist, kulturelle Unterschiede zu verstehen und zu respektieren und sich der unterschiedlichen Konnotationen bewusst zu sein, die Symbole oder Bilder haben können, je nachdem, wo sie verwendet werden. So kann beispielsweise eine Geste, die in einer Kultur üblicherweise positiv interpretiert wird, in einer anderen als ein Zeichen von Respektlosigkeit oder Beleidigung.

    Der Artikel enthält auch nützliche Ratschläge für den Umgang mit den verschiedenen Interpretationen von Emojis und weist darauf hin, dass es immer am besten ist, sie in Kombination mit klaren Worten und nicht eindeutigen Symbolen zu verwenden. Letztlich ist das Verständnis des kulturellen Kontextes bei der Kommunikation mit internationalen Partnern von entscheidender Bedeutung für den Aufbau starker Beziehungen und die Vermeidung von Missverständnissen. Mit diesem Wissen kann jeder


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