In meinem Umfeld ist es üblich, sich französisch zu verabschieden, wenn wir ausgehen. Man trifft sich in der nächsten Bar wieder, vertraut darauf, dass der Weg nach Hause gefunden wird oder setzt auf die Eigenverantwortung. Bis jetzt gab es diesbezüglich nie Probleme. Höchstens mal Bewunderung für einen besonders diskreten, ja beinahe unmöglichen Abgang dieser Sorte.
Filer à l’Anglaise
Ein französischer Abgang – oder sich auf Französisch verabschieden oder empfehlen –bedeutet, sich davonzustehlen, ohne sich zu verabschieden. Idealerweise ohne, dass es jemand merkt. Die Franzosen kennen den Ausdruck auch, beziehen sich da aber selbstverständlich nicht auf sich selbst, sondern – wie könnte es anders sein – auf die Engländer: «Filer à l’Anglaise». Die Engländer verweisen wie wir aus dem deutschsprachigen Raum auf die Franzosen: «To take a French leave». Der Ausdruck geht laut dem Oxford Dictionary zurück auf Mitte des 18. Jahrhunderts, als es für die Franzosen offenbar üblich war, ein Dinner oder einen Ball zu verlassen, ohne sich angemessen beim Gastgeber bzw. der Gastgeberin zu verabschieden. Der Ausdruck tauchte zum ersten Mal nach dem Siebenjährigen Krieg auf und blieb uns glücklicherweise bis heute erhalten.
Polnischer Abgang
In Deutschland bin ich öfter mal auf den Ausdruck polnischer Abgang gestossen, der für dasselbe Konzept stehen soll. Ursprünglich soll er von «sich davonstehlen» kommen; Betonung auf «stehlen». Die armen Polen werden dieses Image wohl nie los. Aber Herkunft hin oder her: Warum ist es so wichtig, sich unbemerkt davonzuschleichen? Der Gesundheit zuliebe.
Titelbild via Flickr: Baguettes – Jarkko Laine (CC BY 2.0)