Schlampermaeppchen

Schlampermäppchen und andere deutsche Ausdrücke, die man in der Schweiz besser nicht benutzt

Im Netz findet man zahlreiche Foren und Artikel mit Listen von Helvetismen. Wörter, die ausserhalb der Schweiz unbekannt sind. Doch es geht auch andersrum. Viele Ausdrücke aus dem deutschen Deutsch sind in der Schweiz und in Österreich unbekannt.

Vor kurzem habe ich eine Liste mit markanten Markennamen veröffentlicht, die im Alltag gebräuchlicher sind als die eigentliche Bezeichnung des Produkts. So fragt man nach einem Labello, fährt einen Jeep oder Rollerblades – und weiss oft gar nicht, dass es sich dabei um Markennamen handelt.

Als ich die Liste erstellt habe, ist mir aufgefallen, dass die fünf Jahre, in denen ich in Berlin gelebt habe, sprachlich nicht ganz spurlos an mir vorbeigezogen sind. Zurück in der Schweiz benutze ich plötzlich deutsche Ausdrücke, die hierzulande gar niemand kennt. Teutonismen. Wörter, die ausserhalb der deutschen Landesgrenzen als fremd oder falsch empfunden werden und mit mir zusammen in die Schweiz gereist sind.

Häsch Chläbi?

Da wäre zum Beispiel «Tesa», ein Markenname der oben erwähnten Liste. Die transparenten Klebebänder des Hamburger Unternehmen sind in der Schweiz natürlich erhältlich. Möchte man als Deutscher aber danach fragen, sollte man es lieber mit «Chläbstreife» – oder, für Fortgeschrittene, mit «Chläbi» – versuchen. Eine gute Möglichkeit, das «ch» zu trainieren. Der Markenname «Tesa» hat sich hierzulande nie als Gattungsname etabliert. In Österreich ist lustigerweise der Ausdruck «Tixo» gebräuchlich. Ebenfalls ein Markenname, der zum gleichen Konzern wie «Tesa» gehört.

Auch der Dachboden zählt zu den Teutonismen. Er wird in der Schweiz Estrich genannt – was besonders skurril ist, da Estrich in Deutschland ein Zementbelag für einen Boden ist, den man überwiegend für Kellerräume benutzt.

Ausserdem schwingt in Schweizer Küchen der Besen – man sagt Schwingbesen statt Schneebesen. Das Bett ziehen Schweizer an. Mit einem Bettanzug statt einem Bettbezug. Die Walnuss ist hierzulande eine Baumnuss. Die Türklinke eine Türfalle. Und die Spülmaschine ein Geschirrspüler.

Das Schlampermäppchen

Doch am allerliebsten mag ich den deutschen Ausdruck Schlampermäppchen. Ein Etui in der Form einer Rolle. Leider kann ich nicht fachkundig darüber Auskunft geben, wie geläufig dieser Ausdruck in deutschen Klassenzimmern tatsächlich ist. Und ob er dort jeweils lässig mit «Schlampi» abgekürzt wird. Aber es gibt den Ausdruck. Im Duden – und vor allem im Internet. Ich hüte mich also davor, mich weiter darüber lustig zu machen. Denn hat man kein Schlampermäppchen, dann hat man als Schweizer ja bekanntlich ein – Sie wissen schon, ein Puff.

Bild via Flickr: Never Speaking Up – Johnny Silvercloud (CC BY-SA 2.0)



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Ein Kommentar zu “Schlampermäppchen und andere deutsche Ausdrücke, die man in der Schweiz besser nicht benutzt”



  • lorcan am 28. November 2020 5:35 Uhr

    Estrich ist in Deutschland eine „schwimmende Betonplatte zur Trittschalldämmung auf jeder Etage – außer dem Kellergeschoss und dem Dachboden.


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